Der französische Fotograf und Regisseur Yann Arthus-Bertrand befragte drei Jahre lang mehr als 2.000 Menschen in aller Welt zu ihrem Leben und ihrer „Sicht der Dinge“. In ihren kommentarlos aneinander gereihten Aussagen erzählen die Befragten vor monochromem Hintergrund viele bewegende Geschichten. Unterbrochen wird der Redefluss in regelmäßigen Abständen durch imposante Naturaufnahmen, die in ihrer Hochglanzästhetik aber nicht zu den überwiegend traurigen Erzählungen des zudem entschieden zu lang geratenen Films passen wollen.
- Ab 14.
Human - Die Menschheit
Dokumentarfilm | Frankreich 2015 | 149 (Kinofilm; auch 193) 156 (TV-Serie, 3 x 52) 131 (TV-Film) Minuten
Regie: Yann Arthus-Bertrand
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Filmdaten
- Originaltitel
- HUMAN
- Produktionsland
- Frankreich
- Produktionsjahr
- 2015
- Produktionsfirma
- Humankind Prod.
- Regie
- Yann Arthus-Bertrand
- Buch
- Yann Arthus-Bertrand
- Kamera
- Stéphane Azouze · Bruno Cusa · Daniel Meyer
- Musik
- Armand Amar
- Schnitt
- Françoise Bernard · Anne-Marie Sangla
- Länge
- 149 (Kinofilm; auch 193) 156 (TV-Serie, 3 x 52) 131 (TV-Film) Minuten
- Kinostart
- 20.10.2016
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Menschen rund um den Globus sprechen über sich und ihr Leben. Doku von Yann Arthus-Bertrand
Diskussion
Die Dokumentation „Human – Die Menschheit“ ist eher ein soziales Projekt denn ein Film. Drei Jahre lang hat der renommierte französische Fotograf Yann Arthus-Bertrand mit einem Team aus Interviewern die Welt bereist und in 60 Ländern insgesamt 2020 Menschen aufgefordert, vor seiner Kamera von sich und ihrer Sicht auf das Leben zu erzählen. Arthus-Bertrand wollte damit herausfinden, was uns Menschen zu Menschen macht. Das Ergebnis dieses Unterfangens, das von diversen Stiftungen und den Vereinten Nationen gefördert wurde, ist seit geraumer Zeit in drei jeweils mehr als zweistündigen Teilen auf YouTube zu sehen.
Die Kinofassung begnügt sich mit schlanken 143 Minuten, was dennoch noch immer eine Geduldprobe ist. Denn der Film besteht in erster Linie aus Talking Heads, die ihre unterschiedlichen (Lebens-)Geschichten preisgeben. Und das durchgehend in der immer gleichen Einstellung vor monochrom schwarzen Hintergrund. Grob nach Themen sortiert, erzählen sie von Armut, Liebe, Ängsten und Hoffnungen, berichten über traumatische Kriegserlebnisse oder geben ihre Ansichten über das Glück und den Sinn des Lebens zum Besten.
Jedes Gespräch dauerte rund eine Stunde, was im Film aber auf zwei, drei Minuten gekürzt wird. Die Interviewer tauchen dabei weder im Bild auf, noch sind ihre Fragen im Off zu hören. Die Bandbreite der Protagonisten reicht vom inhaftierten Mörder in den USA über einen ukrainischen Separatisten bis zum Bauern in Mali. Einige erzählen flüssig, andere mit größeren Pausen; eine verarmte Inderin schreit ihre Wut auf korrupte und unfähige Politiker geradezu heraus.
Es sind durchweg bewegende, selten heitere Geschichten, die unkommentiert aneinandergereiht werden. Bei vielen Protagonisten erscheinen allein schon die Gesichter wie kleine Erzählungen. Angesichts all des Aufwandes, mit dem Ausleuchtung und Kamera diesen Menschen ein Höchstmaß an Würde verleihen, bleibt es allerdings unklar, warum ihre Namen nicht genannt werden. Auch ihre Heimatländer bleiben ungenannt, wenn sie von den Porträtierten nicht erwähnen werden.
Da Arthus-Bertrand offenbar die Befürchtung umtrieb, dass die sprechenden Köpfe für einen knapp zweieinhalbstündigen Film doch zu wenig Schauwerte bieten könnten, werden die Erzählungen in regelmäßigen Abständen von Sequenzen mit grandiosen Naturbildern oder menschlichen (Massen-)Spektakeln unterbrochen, teilweise als atemberaubende (Luft-)Aufnahmen. Allerdings passt die Hochglanz-Ästhetik so gar nicht zu aus großer Höhe gefilmten Menschen, die auf einer Müllkippe nach Verwertbarem suchen.
So sehr dieses ambitionierte Projekt ein fraglos ehrenwertes Unterfangen darstellt, resultiert im Endeffekt daraus doch ein überaus zwiespältiger Film. Dass die Inszenierung mit der Vielzahl an Gesichtern und Geschichten die Aufnahmefähigkeit der Zuschauer überfordert und man sich letztlich doch nur an wenige erinnern kann, macht die Sache nicht besser. Dem Anspruch, eine Art Abbild des Lebens zu liefern, wird die Dokumentation erst recht nicht gerecht. Denn der unspektakuläre Alltag der meisten Erdbewohner kommt hier überhaupt nicht vor.
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