„Winnetous Sohn“ entstand im Rahmen der Initiative „Der besondere Kinderfilm“ und basiert auf einem Drehbuch von Anja Kömmerling und Thomas Brinx. Sie erzählen die Geschichte des zehnjährigen Max (Lorenzo Germeno), der sich allen Widerständen zum Trotz einen Traum erfüllt. Max ist blond, übergewichtig und trägt eine große dunkle Brille. Sich ihn als Indianer vorzustellen, fällt schwer. Und doch schlägt in dem Jungen, der sich selbst Häuptling nennt, ein Indianerherz.
Zum Glück ist Max selbstbewusst und naiv genug, die Realität auszublenden. Als er davon hört, dass die Karl-May-Festspiele in Wolfitz City einen Darsteller für den Sohn von Winnetou suchen, ist er fest davon überzeugt, dass er der Richtige für diese Rolle ist. Er wettet mit dem gleichaltrigen Morten, einem schweigsamen, pessimistischen Jungen (Tristan Göbel), den er in einem Indianercamp kennenlernt, dass er es schafft, am Casting teilzunehmen. Sollte ihm dies nicht gelingen, muss Morten mit ihm trainieren.
Ein unerschütterliches Zutrauen
Tatsächlich wird Max zugelassen. Zwölf Tage hat der Häuptling nun Zeit, sich auf das Casting vorzubereiten. Er muss beweglicher werden, ein Pferd reiten können und seinen Rollentext lernen. Morten und Torsten, der Vater von Max, der zu Hause gerade ausziehen musste, helfen ihm dabei. Obwohl das Training recht chaotisch abläuft, auf Torsten kein Verlass ist, Max’ Mutter nur Augen für ihren neuen Freund hat und sich Max außerdem noch mit Morten zerstreitet, weiß der Häuptling genau, dass er die Rolle von Winnetous Sohn bekommen und seine Eltern zudem wieder zusammenbringen wird.
Die Grundidee des Films, der vor allem auf komödiantische Elemente setzt, ist sehr schön und bietet an sich viel Raum, um die Selbstbehauptung eines Jungen näher zu beleuchten. Jedoch bleiben die Drehbuchautoren zugunsten aller möglichen Gags so sehr an der Oberfläche, dass die eigentliche Geschichte aus dem Ruder läuft und unglaubwürdig wird. Das beginnt mit der Darstellung der Erwachsenen, die mehr oder weniger als Ulknudeln über die Leinwand stolpern und damit für die Kinder weder ernsthafte Partner noch Gegner sind. Auch die Herausforderungen, denen sich Max stellen muss, werden nur behauptet. So werden die anderen Kinder beim Casting als ängstliche, stumme Mitbewerber in Szene gesetzt, gegen die Max leicht gewinnen kann. Besonders schade ist, dass es Regie (André Erkau) und Kamera (Ian Blumers) nicht vermögen, eigentlich spannende Szenen wie das Finale mitreißend oder dramatisch zugespitzt in Szene zu setzen.
Charme & viel Herz
Immerhin füllt der junge Hauptdarsteller Lorenzo Germeno seine Rolle als Max mit so viel Charme aus, dass er sofort die Herzen der Zuschauer erobert und damit manche Schwäche des Films in den Hintergrund treten lässt.