Es ist der Versuch einer Menschwerdung, von dem Jonathan Glazer in einem ebenso verstörenden wie betörenden Film erzählt. Eine Menschenjägerin in »femme fatale«-Gestalt und übernatürlich-außerirdischer Herkunft, wird der Jagd überdrüssig und versucht, ein »echtes Mädchen« zu werden. Zu Beginn ist sie in einem weißen Van in Schottland unterwegs, um unter den Passanten nach Beute Ausschau zu halten. Sie lockt alleinstehende Männer an, nimmt sie mit in leerstehende Häuser und Wohnungen und vernichtet sie dort, was als surreales Verführungs-Todes-Szenario in einem nahezu abstrakten Bildraum inszeniert wird. Später dann beginnt sie mit den Opfern zu interagieren, schleichend zunächst, aber unaufhaltsam, bis sie schließlich einen Mann verschont, den sie schon in der Falle hatte. Doch kann sie ihrer Natur zum Trotz wie ein Mensch leben? Glazer erzählt dies nahezu als Stummfilm, ähnlich zwischen Realität und Imagination schwebend wie in seinem Film »Birth«
(fd 36 838). Auch hier steht eine einsame Frauenfigur im Mittelpunkt, auch hier geht es um eine Begegnung, die eine Sehnsucht freisetzt, von der man nicht genau angeben kann, ob Lebenshunger oder Todeswunsch ihre Triebfeder ist. Großartig ist die formale Gestaltung, die dokumentarisch anmutende Szenen und experimentelle, assoziative Bildfantasien mischt und mit einem suggestiven Klangteppich zu einem melancholisch-schönen, erschütternden, rätselhaften Werk verbindet.