Willi und die Wunder dieser Welt

Dokumentarfilm | Deutschland 2007-09 | 78 Minuten

Regie: Arne Sinnwell

Als Kinoableger einer populären Fernsehserie, die Kindern spielerisch Wissenswertes vermittelt, begleitet der Film den Titelhelden Willi Weitzel über mehrere Kontinente. Die Auswahl der Schauplätze und die Erfahrungen mit fremden Kulturen sind zwar eher beliebig und bleiben an der Oberfläche, doch der Film trumpft mit eindrucksvollen Bildern auf. Freilich widerspricht der allzu sorglose Umgang mit dem Medium Film, bei dem gestellte Szenen den Anschein von Unmittelbarkeit erwecken, dem aufklärerischen Impetus des Formats. - Ab 6 möglich.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2007-09
Produktionsfirma
Megaherz Film und Fernsehen/BR/Telepool
Regie
Arne Sinnwell
Buch
Armin Toerkell · Arne Sinnwell
Kamera
Wolfgang Thaler
Musik
Philipp F. Kölmel · Patrick Buttmann
Schnitt
Florian Kohlert
Länge
78 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 6 möglich.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
MFA (16:9, 1.85:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
„Willi wills wissen“ ist eine vom Bayerischen Rundfunk co-produzierte Kindersendung, in der Moderator Helmar Willi Weitzel den jungen Zuschauern in jeweils einer knappen halben Stunde die unterschiedlichsten Aspekte des menschlichen Lebens näherbringt. Was macht eigentlich ein Feuerwehrmann? Wie lebt man als Obdachloser? Was passiert mit dem Wasser auf dem Weg vom Regentropfen bis zur Kläranlage? Das in den Sendern der ARD sowie im KI.KA ausgestrahlte Format erwies sich in den letzten Jahren als so erfolgreich, dass es jetzt den Weg ins Kino gefunden hat. Produzent Franz Xaver Gernstl, der gemeinsam mit Fidelis Mager über die Produktionsfirma „megaherz“ die Serie sowie den Kinofilm mitproduziert, hatte vor drei Jahren mit der in Bayern überaus beliebten Fernsehserie „Gernstl unterwegs“ und dem daraus entstandenen Kinofilm „Gernstls Reisen“ (fd 37 474) schon einmal den Sprung vom TV ins Kino gewagt. Damals mit äußerst mäßigem Erfolg. „Willi und die Wunder dieser Welt“ verspricht nun höhere Zuschauerzahlen. Schließlich ist Willi Weitzel vor allem den Kindergarten- und jüngeren Schulkindern und natürlich ihren Eltern überall in Deutschland ein Begriff. Aber lohnt sich der Weg ins Kino auch? Viel falsch machen kann man zumindest nicht. Vorausgesetzt natürlich, das Kind ist in einem Alter, in dem das Erlebnis „Kino“ es nicht noch grundsätzlich überfordert. Dann bietet der Film ihm und auch den begleitenden Eltern nette, lehrreiche und – für die Jüngsten – durchaus spannende Unterhaltung. Seine Entdeckungsweltreise beginnt Willi im Dschungel in Australien, wo er einen Fluss voller Krokodile durchschreitet, ein von seiner Mutter zurückgelassenes Flughund-Baby in ein Flughund-Krankenhaus trägt und auf dem grünen Dach des Regenwaldes Weberameisen dabei beobachtet, wie sie sich in ausgeklügelter Gruppenarbeit ein Nest bauen. Anschließend geht es weiter in die Arktis, wo Willi zahlreiche Eisbären sichtet und sich sogar traut, einem betäubten Bären das Fell zu streicheln. Die nächste Station liefert mit der Millionenmetropole Tokio ein krasses Kontrastprogramm zur arktischen Einsamkeit. Hier trifft Willi mehrere Menschen, die ihm die japanische Kultur und manche urbane Skurrilität näherbringen. Er übernachtet in einem Kapselhotel, dessen „Zimmer“ zweistöckig geschichtete, fensterlose Röhren sind, in denen gerade Mal eine Matratze und ein Fernseher Platz haben, und lässt sich vom deutschen Sumo-Ringer Torsten Scheibler die „Feinheiten“ seiner Sportart erklären. Danach geht es zurück in die Wüste. Diesmal jedoch nicht aus Eis, sondern aus Sand. Mit dem deutschen Wüstenkenner und Fotografen Michael Martin durchquert er auf einem Motorrad die Sahara, um seiner verstorbenen Freundin, Frau Klinger, die mehr als 20 Jahre in Afrika gelebt hat, Sand von ihrem Lieblingsort ans Grab mitzubringen. So schließt sich der Kreis, und eine muntere, kurzweilige Kinoreise geht zu Ende. Die vier ausgewählten Stationen des Films sind ebenso beliebig wie die meisten „Abenteuer“, die Willi dort erlebt. Die Eindrücke, die er an den jeweiligen Orten sammelt, bleiben – auch im Vergleich zur Fernsehserie – recht oberflächlich. Es fehlt die Zeit, bzw. der Film nimmt sie sich nicht, um den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen. Die jüngsten Zuschauer dürfte zudem verwirren, dass das Filmteam Willi Weitzels Reise als authentisch inszeniert, also eindeutig gestellten Szenen den Eindruck von Unmittelbarkeit verleiht, ohne diesen Widerspruch aufzulösen. Das, was erwachsenen Zuschauern klar ist, dass Willi nämlich nicht auf sich alleine gestellt bleibt, solange er von einem Kamerateam gefilmt wird, muss jüngeren Kindern erst vermittelt werden. Dass der Film aber im Gegenteil den Eindruck erweckt, als wäre Willi wirklich in Gefahr, in der Wüste zu verdursten, oder als hätte er sich tatsächlich in Tokio verirrt, widerspricht dem aufklärerischen Gestus des Projekts. Dabei wäre der Kameramann, der Willi Weitzel bei seiner Reise ins rechte Licht setzt, durchaus eine Erwähnung wert. Der Wiener Wolfgang Thaler hat bei mehreren Dokumentarfilmen mit Michael Glawogger und Pepe Danquart zusammengearbeitet und war zuletzt auch an Ulrich Seidls bemerkenswertem Spielfilm „Import/Export“ (fd 38 363) beteiligt. Für „Willi und die Wunder dieser Welt“ leistet er solide Arbeit unter oft extremen klimatischen Bedingungen. Es gehört zu den Wundern unserer Erde, dass sich ihm dabei eindrucksvolle Motive eröffnen und Landschaftsaufnahmen gelingen, die durchaus dafür sprechen, sich den Film jetzt schon im Kino zu gönnen und nicht solange zu warten, bis er ins Fernsehen kommt.
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