Auch Jahrzehnte nach Ende der Militärdiktatur in Argentinien ist die Vergangenheit noch nicht aufgearbeitet. Als sich ein Kriegskamerad das Leben zu nehmen versucht, erinnert sich ein Soldat daran, wie alles anfing im April 1982, als die abgewirtschaftete Militärdiktatur auf die patriotische Karte setzte und die unter britischer Hoheit stehenden Falkland-Inseln besetzte. Der Kriegsfilm zeigt eine traumatische Episode der argentinischen Geschichte, inszeniert die Kriegshandlungen mit Geschick und ohne sinnlose Effekte; angesichts des Aktionismus des "Antikriegsfilms" bleibt die Entwicklung der handelnden Figuren notgedrungen an der Oberfläche. (O.m.d.U.)
- Ab 16.
Vom Feuer erleuchtet
- | Argentinien/Spanien 2005 | 100 Minuten
Regie: Tristán Bauer
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Filmdaten
- Originaltitel
- ILUMINADOS POR EL FUEGO
- Produktionsland
- Argentinien/Spanien
- Produktionsjahr
- 2005
- Produktionsfirma
- Gobierno de la Provincia de San Luis/Gobierno de la Provincia de Santa Cruz/INCAA/UNSAM/Canal+ España
- Regie
- Tristán Bauer
- Buch
- Tristán Bauer · Miguel Bonasso · Edgardo Esteban · Gustavo Romero Borri
- Kamera
- Javier Julia
- Musik
- Federico Bonasso · León Gieco
- Schnitt
- Alejandro Brodersohn
- Darsteller
- Gastón Pauls (Esteban Leguizamón) · Pablo Riva · César Albarracín · Víctor Hugo Carrizo · Virginia Innocenti
- Länge
- 100 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Der Film beginnt mit Demonstrationen in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Auch Jahrzehnte nach dem Ende der blutigen Militärdiktatur kommt das Land nicht zur Ruhe, die Vergangenheit ist immer noch nicht aufgearbeitet. Esteban Leguizamón wird auf ganz andere Weise mit der Vergangenheit konfrontiert: Alfredo Vargas, ein Kriegskamerad, hat versucht, sich das Leben zu nehmen und liegt im Koma. Esteban erinnert sich, wie alles anfing, im April 1982, als die abgewirtschaftete Militärdiktatur auf die patriotische Karte setzte und die unter britischer Hoheit stehenden Falkland-Inseln besetzte. Die überstürzte Invasion war der letzte Versuch der Militärs, die eigene Herrschaft zu verlängern. Tristán Bauer zeigt zeitgenössische Fernsehbilder, die Massenaufmärsche in Buenos Aires, die delirierenden Kriegsansprachen Galtieris und anderer Militärführer. Esteban erinnert sich an den Transport auf die Inseln, die im Schlamm stecken bleibenden Stiefel unerfahrener Soldaten in einem unsinnigen Krieg, bei dem die Namensgebung so unterschiedlich ist wie die Erinnerung: ob „Falkland-“ oder „Malvinas-Krieg“, ob Befreiung oder Besatzung. Auch im fernen Großbritannien setzte eine Regierung mit extrem schlechten Umfragewerten auf die patriotische Karte. Die „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher setzte die britische Kriegsmaschinerie in Gang, schickte Kriegsschiffe und Elitetruppen in den Süden, zu einem absurden, blutigen Waffengang, um die britischen Schafsinseln zu befreien.
All das erzählt der Film aus der Perspektive des einfachen Soldaten, zwischen Alfredos Koma und Estebans Erinnerung an die Schreie und Kommandos der Unteroffiziere, an die Kälte und die Schikanen. Einmal gibt es einen Moment der Entspannung, wenn sich die Soldaten an eine Schafherde anschleichen und die Tiere über die kargen Wiesen jagen. Ansonsten aber kommt Esteban wenig Versöhnliches in den Sinn: das endlose Warten auf den kargen Inseln, Nässe, Dreck und Krankheiten – und dann der Moment, als sich die Inseln mit Ankunft der britischen Streitkräfte in ein flammendes Inferno verwandeln und die Schreie der Sterbenden und Verwundeten den Film beherrschen. Bauers Kriegsfilm ist für die argentinische Gesellschaft bedeutsam, zeigt er doch eine traumatische Episode der argentinischen Geschichte, die nicht nur zahllosen Rekruten das Leben kostete, sondern im Nachhinein zu einer extrem hohen Selbstmordrate unter den Kriegsteilnehmern führte. Der Film inszeniert die Kriegshandlungen mit Geschick und ohne sinnlose Effekte; angesichts des Aktionismus des „Antikriegsfilms“ bleibt die Entwicklung der handelnden Figuren notgedrungen an der Oberfläche. Einer Oberfläche, unter der immer noch die chauvinistische Vision vom gerechten Krieg hervorschimmert. Am Ende scheint alles vergessen, doch der neue Tourismus verdeckt lediglich die Wunden, heilt sie aber nicht.
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