Ein wegen Totschlags verurteilter Häftling wird gegen seinen Willen in ein Resozialisierungsprogramm aufgenommen, bei dem Hundewelpen zu Blindenhunden ausgebildet werden sollen. Zunächst wehrt er sich vehement, eine Bindung zu dem Hund aufzubauen, schließlich aber obsiegt die Zuneigung zu dem Vierbeiner. Eine trotz komödiantischer Züge ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Gefängnisalltag, die Klischees weitgehend vermeidet.
- Ab 16.
Underdogs
Komödie | Deutschland 2007 | 94 Minuten
Regie: Jan Hinrik Drevs
Kommentieren
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2007
- Produktionsfirma
- Wüste Filmprod./NDR/arte
- Regie
- Jan Hinrik Drevs
- Buch
- Jan Hinrik Drevs
- Kamera
- Peter Przybylski
- Musik
- Frank Wulff · Stefan Wulff
- Schnitt
- Nikolai Hartmann
- Darsteller
- Thomas Sarbacher (Mosk) · Clelia Sarto (Gloria) · Hark Bohm (Wache) · Ingo Naujoks (Prell) · Kida Ramadan (Döner)
- Länge
- 94 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Komödie | Gefängnisfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Schwerverbrecher und Hundewelpen, das ist eine Verbindung, die von großen Gegensätzen erzählt. Dabei handelt es sich bei „Underdogs“ nicht etwa um einen angestrengten Versuch, das Genre „Knastfilm“ ein bisschen aufzupolieren. Der Hintergrund von Jan Hinrik Drevs’ Spielfilmdebüt ist ein tatsächlich in New Yorker Gefängnissen praktiziertes Programm mit dem Namen „Puppies behind bars“ (Welpen hinter Gittern), bei dem Insassen über den Zeitraum eines Jahres Blindenhunde ausbilden. Drevs hat vor einigen Jahren selbst einen Dokumentarfilm über dieses Projekt gedreht – eine Erfahrung, die dem Film trotz seiner komödiantischen Züge eine gewisse Ernsthaftigkeit und Genauigkeit verleiht.
Direkt und ohne größere Exposition kommt „Underdogs“ schon in den ersten Szenen zu seinem Thema: In einer Versammlung in der JVA Brunnenberg stellt die neue Gefängnisdirektorin den Insassen das Projekt vor, an dem jedoch nur sechs Häftlinge teilnehmen können. Alle zeigen sich interessiert, bis auf Mosk, ein auf den ersten Blick verrohter, grober Klotz, der wegen Totschlags inhaftiert ist und seine Zeit lieber in die Vorbereitung für die knastinternen Meisterschaften im Gewichtheben investiert. Seine ablehnende Haltung lässt ihn jedoch in den Augen des zuständigen Staatssekretärs für das Programm geradezu prädestiniert erscheinen, denn gerade ein Härtefall würde die Effizienz des Projekts untermauern. Für Mosk ist der junge Hundewelpe ein Fremdkörper in seiner reglementierten kleinen Welt aus Muskeltraining und Kraftnahrung, die er nachts noch zusätzlich mit Ohrstöpseln verschließt. Seine einzige Beziehung ist im Imaginären verhaftet: Er schreibt Postkarten an einen italienischen Freund, dessen Adresse er gar nicht besitzt. Im Gegensatz zu den anderen fünf Häftlingen, deren Leben durch die Aufgabe plötzlich neuen Sinn bekommt, verweigert sich Mosk von Anfang an gegenüber dem Tier. Er schmeißt den Hund nachts in die Ecke, wenn dieser sich am Fußende seines Bettes niederlässt; beim täglichen Unterricht mit dem Hundetrainer Wache (Hark Bohm glaubt man diese Rolle sofort) flößt er ihm eher Angst als Respekt ein. Einen Namen findet er auch nicht für ihn, er nennt ihn schlichtweg „Hund“. Natürlich ist absehbar, dass Mosk gegenüber „Hund“ allmählich Gefühle entwickelt, doch diese Annäherung findet unaufgeregt und ohne jedes Pathos statt. „Underdogs“ verlässt sich gerade da, wo recht konventionelle Plot-Elemente (die Gemeinschaft skurriler Knackis, Mosks Ausbruch aus dem Gefängnis) ins Spiel kommen, auf eine eher sparsame Erzählung und verzichtet sogar auf die Niedlichkeitseffekte, die ein Hundewelpe so mit sich bringt. Dass die Insassen große emotionale Konflikte ausstehen müssen, wenn sie ihre Hunde abgeben müssen, ist vorprogrammiert und spielt in Drevs’ Film eine zentrale Rolle – ein Umstand, der auf der Website des New Yorker Programms keine Erwähnung findet. Hier steht eindeutig der gesellschaftliche Beitrag der Gefangenen im Mittelpunkt, die übrigens unter dem Schlagwort „Service Dogs for Those Who’ve Served Us“ auch Hilfshunde für Kriegsveteranen aus Afghanistan und dem Irak ausbilden.
Kommentar verfassen