Drama | USA/Kanada/Niederlande 2007 | 84 Minuten

Regie: Steve Buscemi

Ein Interview mit einer Soap-Darstellerin, das ein Journalist, der einen politischen Skandal recherchiert, als Degradierung empfindet, entwickelt sich zu einem Duell, zum Spiel zwischen Angriff und Rückzug, bei dem wechselseitige Beichten ausgetauscht und die Grenzen zwischen Lüge und Wahrheit immer fließender werden. US-Remake eines niederländischen Films ("Das Interview", 2003), das bei aller spielerischen Leichtigkeit nicht darüber hinwegtäuscht, dass es um einen Kampf um Machtverhältnisse geht, in dessen Verlauf die Mechanismen der Mediengesellschaft zutage treten. Ein von überzeugenden Darstellern getragener Show Down, dessen Entwicklung wie eine Versuchsanordnung funktioniert. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
INTERVIEW
Produktionsland
USA/Kanada/Niederlande
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Cinemavault/Column Prod./Ironworks Prod./Kiss the Cactus
Regie
Steve Buscemi
Buch
David Schechter · Steve Buscemi
Kamera
Thomas Kist
Musik
Evan Lurie
Schnitt
Kate Williams
Darsteller
Sienna Miller (Katya) · Steve Buscemi (Pierre Peders) · Michael Buscemi (Robert Peders) · Tara Elders (Maggie) · David Schechter (Oberkellner)
Länge
84 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Kinowelt (16:9, 1.85:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Das Original zu „Interview“, dem von Steve Buscemi inszenierten US-Remake, werden wohl die wenigsten kennen, den Namen seines Regisseurs dagegen schon: Theo van Gogh. Als der umstrittene niederländische Filmemacher im Jahr 2004 von einem religiösen Fundamentalisten ermordet wurde, war sein Werk außerhalb seiner Heimat kaum bekannt, und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Demnächst wird man van Goghs filmische Arbeit zumindest „second hand“ kennen lernen können. Denn neben „Interview“ stehen noch zwei weitere seiner Filmstoffe als internationale Produktionen mit Hollywood-Stars an – „Interview“ ist nur der Auftakt dieser „Remake-Trilogie“. Der Film beschreibt ein 90-minütiges Duell: Pierre Peders, ein ziemlich angeschlagener Journalist, der bereits Erfahrungen als Kriegsberichterstatter hinter sich hat, wird beauftragt, die erfolgreiche Soap-Darstellerin Katya zu interviewen. Für jemanden, der gerade an einem politischen Skandal in Washington dran ist, der journalistische Abstieg schlechthin – eine fast schmerzhafte Unterforderung bzw. Degradierung, der Peders zunächst mit vehementem Trotz begegnet, mit Ignoranz und herablassenden Fragen. Denn nicht zuletzt wird hier die ernsthafte politische Auseinandersetzung mit den seichten Nichtigkeiten der Halbprominenz konfrontiert. Das Interview wird abgebrochen, wieder aufgenommen und verwandelt sich fast unmerklich in ein komplexes Spiel zwischen Angriff und Rückzug, zwischen „echter“ emotionaler Anteilnahme und boshafter Intrige. Und bis zum „Show Down“, einer wechselseitigen Beichte des angeblich „tiefsten“ Geheimnisses, bleiben die Grenzen zwischen süffisantem Spiel und bitterem Ernst, zwischen Lüge und Wahrheit undurchsichtig. Buscemi verlagert das kammerspielartige, klaustrophobisch anmutende Original in ein großzügiges New Yorker Loft, und es ist unter anderem auch dieser Ort, der dem Film eine gewisse Eleganz und spielerische Leichtigkeit verleiht. Während man in van Goghs Film hineingezogen wurde wie in eine beengende Nachmittags-Talkshow, schafft Buscemi einen Raum, der Distanz ermöglicht. Auf diese Weise kann man das Machtverhältnis zwischen Pierre und Katya, seine komplizierten Dynamiken, das Auf und Ab sowie den entscheidenden Augenblick, an dem buchstäblich der Spieß umgedreht wird, wie bei einer Versuchsanordnung beobachten. Das Loft wird zum Labor: „Es gibt nur Gewinner und Verlierer“ meint Katya abschließend – ein Satz, der die absurd sportliche Seite dieser Art von „Wettkämpfen“ vor Augen führt. „Interview“ beschreibt jedoch mehr als das Machtverhältnis eines etwas schematischen Gegensatzpaars – der Intellektuelle (Steve Buscemi spielt ihn auf uneitle Weise als ebenso zynischen wie gequälten Kauz) und das vermeintlich leichtlebige blonde Dummchen. Der Film sagt einiges über die Mechanismen der Mediengesellschaft aus, wenn er auf die Austauschbarkeit von Lüge und Wahrheit hinweist und darauf, dass die authentischen Geschichten nicht immer die glaubwürdigsten sind, ebenso wie die erfundenen unter Umständen überzeugend wahr klingen können. Einen ganz konkreten Bezug zur heutigen Celebrity-Kultur gelingt Buscemi natürlich durch seine Besetzung mit Sienna Miller, die Film und Wirklichkeit, Schauspieler-Persona und Filmfigur ein Stück weit ineinander fließen lässt. Denn ebenso wie Katya ist Miller eine Schauspielerin, die weniger durch ihr Talent als vielmehr durch ihre Dauerpräsenz in den Boulevardmedien bekannt wurde; ihr Ruhm verdankt sich hauptsächlich einer prominenten Liebesgeschichte. Man könnte also leicht auf die Idee kommen, dass sich Sienna Miller in „Interview“ selbst spielt. Doch dann fällt einem ein, dass man sich bei dieser Einschätzung auch nur auf eben diese Geschichten berufen kann, von deren Zustandekommen dieser Film handelt.
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