Zwei Paare geraten bei einem Jagdausflug in den spanischen Wäldern mit einer dort ansässigen Familie aneinander, als sie ein wie ein Tier gehaltenes Kind befreien und zu sich nehmen. Der Konflikt um die Kleine mündet in eine fatale Gewaltspirale. Was an der Oberfläche die Konventionen gängiger Horrorfilme bedient, entpuppt sich als ebenso kluger wie spannender Psycho-Thriller, in dem Gut-Böse-Einteilungen ad absurdum geführt werden.
Backwoods - Die Jagd beginnt
Psychothriller | Spanien/Großbritannien/Frankreich 2006 | 93 Minuten
Regie: Koldo Serra
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Filmdaten
- Originaltitel
- BOSQUE DE SOMBRAS | THE BACKWOODS
- Produktionsland
- Spanien/Großbritannien/Frankreich
- Produktionsjahr
- 2006
- Produktionsfirma
- Divine/Filmax/Holy Cow/Montfort/Videntia Frames
- Regie
- Koldo Serra
- Buch
- Jon Sagalá · Koldo Serra
- Kamera
- Unax Mendía
- Musik
- Fernando Velázquez
- Schnitt
- Javier Ruiz
- Darsteller
- Gary Oldman (Paul) · Paddy Considine (Norman) · Aitana Sánchez-Gijón (Isabel) · Virginie Ledoyen (Lucy) · Lluís Homar (Paco)
- Länge
- 93 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16
- Genre
- Psychothriller
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Eine Konstellation, die man aus zahllosen Slasher-Filmen kennt: Eine Gruppe Großstädter sucht Erholung und Entspannung in freier Natur, nur um in der Wildnis zur Zielscheibe retardierter, mordlustiger Hinterwäldler zu werden. Der Thriller „Backwoods“ ist indes ungleich klüger und vielschichtiger, das ahnt man schon, wenn in der Anfangssequenz eines der beiden Städter-Pärchen, um die es geht, per Auto dem einsamen Haus in den spanischen Wäldern entgegen steuert und dazu aus dem Kassettendeck Leonard Cohens „There Is a War“ ertönt. Der Film entfaltet sich als düsteres Drama um Vorurteile und Ängste, die in eine fatale Gewaltspirale münden: Paul und seine Frau treffen sich mit Pauls Kollegen Norman und dessen Frau Lucy, zwischen denen es heftig kriselt, zu einem Jagd-Wochenende. Schon in dem kleinen Ort in der Nähe von Pauls Waldhaus, wo die vier kurz anhalten, beginnt das Unwohlsein: Die wortkargen Dorfbewohner scheinen den Fremden nicht freundlich gesonnen, und die Blicke, die einer von ihnen der hübschen Lucy zuwirft, verheißen auch nichts Gutes. Als Paul und Norman am nächsten Morgen auf die Jagd gehen, machen sie eine furchtbare Entdeckung: In einem verwahrlosten Haus tief im Wald finden sie ein kleines, offensichtlich behindertes Mädchen, das dort wie ein Tier gehalten wird. Die Männer befreien die Kleine und nehmen sie mit in Pauls Haus, wo sich die Frauen liebevoll um sie kümmern. Bald stehen vier der Dorfbewohner vor der Tür und behaupten, das Mädchen sei eine Verwandte und aus dem Dorf verschwunden. Die Städter tun so, als wüssten sie nichts von dem Kind, und planen, es zur Polizei in den nächsten größeren Ort zu bringen. Doch die Männer aus dem Dorf lassen sich nicht so leicht abwimmeln. Koldo Serra schafft es, von Anfang an ein Klima latenter Aggression und Bedrohung zu generieren und diese Spannung und Dichte während der gesamten Filmhandlung zu halten. Mehr auf die Atmosphäre und die glaubhaften Charaktere denn auf billige Schockeffekte setzend, sind es nicht zuletzt die Figuren der zwei Männer Norman (Paddy Considine) und Paul (Gary Oldman), deren Entwicklung während des Films fasziniert und vor allem erschreckt. Genre-typische Gut-Böse-Schemata werden dabei gnadenlos aufgeweicht. Ein raffinierter Horror-Thriller darüber, dass die eigentlichen „Backwoods“ nicht im „Anderen“, sondern im Innern jedes Menschen liegen.
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