Zeichentrick | Japan 2003 | 88 Minuten

Regie: Satoshi Kon

Drei Obdachlose finden in der Weihnachtsnacht im verschneiten Tokio ein Baby im Müll und machen sich auf die Suche nach dessen Mutter. Auf ihrer abenteuerreichen Reise fungiert das Findelkind als Katalysator für die Zweckgemeinschaft, die lange gehütete Geheimnisse über sich selbst preisgibt. Meisterliche Trickfilm-Adaption von Peter B. Kynes Erzählung "Three Godfathers", die die vertrauten Elemente der Weihnachtsgeschichte mit Action, Tiefgang und hemmungslosem Kitsch verbindet. Die dabei geäußerte Kritik an einer egoistischen Gesellschaft gewinnt in dieser Mischung zusätzliche Radikalität. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
TOKYO GODFATHERS
Produktionsland
Japan
Produktionsjahr
2003
Produktionsfirma
Mad House
Regie
Satoshi Kon
Buch
Satoshi Kon · Keiko Nobumoto
Kamera
Katsutoshi Sugai
Musik
Moonriders · Keiichi Suzuki
Schnitt
Takeshi Seyama
Länge
88 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Zeichentrick
Externe Links
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Heimkino

Die Standardausgabe hat keine erwähnenswerten Extras. Die aufwändig edierte "Limited Edition" besticht durch ein 660-seitiges Story-Book, das sämtliche zum Film erstellte Storyboards enthält. Die dort ebenfalls abgedruckten Interviews sind lediglich in japanisch. Eine Bonus-DVD enthält zwei interessante "Making ofs" (23/26 Min.) sowie ein Interview mit den Komponisten (12 Min.). Die "Limited Edition" ist mit dem Silberling 2005 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Sony (16:9, 1.85:1, DD5.1 jap./dt., dts dt.)
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Diskussion
In diesem Trickfilm herrschen Frost und Schneetreiben vor, und die Geschichte, die er erzählt, macht Anleihen bei jener, die alljährlich am 24.Dezember in den Kirchen auf dem Programm steht. Satoshi Kon lässt drei Obdachlose – die flippige Tunte Hana, die junge Ausreißerin Miyuki und den griesgrämigen Alkoholiker Gin – ein Bündel im Müll finden, in dem sich Leben regt. Die drei Außenseiter retten ein Baby vor dem Erfrieren und beschließen, die Mutter zu suchen, die es zu solch einer Verzweiflungstat getrieben hat. Das Ganze spielt am 25. Dezember in der Metropole Tokio, in der das Leben zwischen all dem Luxus erstaunlich wenig wert zu sein scheint. Bei ihrer Odyssee durch die verschneite Stadt erleben die Protagonisten nicht nur allerlei Eskapaden und werden unfreiwillig in Auseinandersetzungen der Yakuza hineingezogen; auf der Reise gibt die Zweckgemeinschaft auch Geheimnisse preis, die jeder lange gehütet hat. So entwickelt sich der Film allmählich vom Abenteuerfilm mit weihnachtlichen Anklängen zu einer dreifachen Selbstfindungsgeschichte mit einem Findelkind als Katalysator. Satoshi Kon ist in seinem Heimatland ein anerkannter und erfolgreicher Regisseur. Sein Metier ist der Anime, eine Filmgattung, die hierzulande vorurteilsverhaftet mit Action und infantiler Fantasy gleichgesetzt ist. Kon indes animiert anspruchsvolle psychologische Krimis (u.a. „Perfect Blue“, fd 34 342) oder eben auch ambitionierte Dramen wie „Tokyo Godfathers“. Nach fünf amerikanischen Verfilmungen (zwei davon von John Ford aus den Jahren 1916 und 1948) adaptierte Kon erneut Peter B. Kynes Erzählung „Three Godfathers“ und gab ihr durch den modernen Anstrich und die beißende Gesellschaftskritik eine beeindruckende Radikalität. Dass der Film zugleich auch ein wenig albern und mitunter gar hemmungslos überzogen wirkt, liegt an der japanischen Eigenheit, mit westlichen Klischees zu spielen. So kombiniert sich u.a. christliches Kulturgut zum weihnachtlichen Happy End hin mit der Reggae-Version von Beethovens Schlusschor aus der Neunten. Erst nach der Veröffentlichung auf DVD kommt „Tokyo Godfathers“ dahin, wo er hingehört, nämlich auf die große Kinoleinwand, sodass die Möglichkeit besteht, die erstaunlich vielschichtigen Charakter-Designs von Kenchi Konishi und Satoshi Kon, die mitunter atemberaubenden Szenerien des winterlichen Tokios und die temporeich geschnittenen Actionszenen zu genießen.
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