Zwei kleine Helden
Kinderfilm | Schweden 2002 | 88 Minuten
Regie: Ulf Malmros
Filmdaten
- Originaltitel
- BÄST I SVERIGE!!!
- Produktionsland
- Schweden
- Produktionsjahr
- 2002
- Produktionsfirma
- Göta Film/Sandrew Metronome International/Film i Väst/ Göteborgs Dramat/ MTV
- Regie
- Ulf Malmros
- Buch
- Peter Birro
- Kamera
- Mats Olofsson
- Musik
- Johan Söderqvist
- Schnitt
- Ulf Malmros
- Darsteller
- Ariel Petsonk (Marcello) · Zamand Hägg (Fatima) · Michael Nyqvist (Giuseppe) · Anna Pettersson (Gunilla) · Joel Ander (Oscar)
- Länge
- 88 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 8.
- Genre
- Kinderfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Obwohl Giuseppe schon als Baby mit seinen italienischen Eltern nach Schweden gekommen ist, hält er sich immer noch für einen waschechten Italiener, der sich für seinen zehnjährigen Sohn Marcello nichts sehnlicher wünscht, als dass dieser Fußballprofi wird. Aber auch Marcellos Mutter Gunilla, die einst als Au Pair-Mädchen in Rom gearbeitet hatte, reklamiert die „Italienerin“ in ihr und steckt ihren Sprössling in den Kirchenchor, auf dass er später katholischer Priester werde. So hängen zu Hause Papst und „Fußballgott“ einträchtig nebeneinander an der Wand, während Marcello weder den Ball noch die Töne richtig trifft. Das bringt ihm nicht nur den Spott seines Klassenkameraden Oscar ein, der ihn drangsaliert, wo er nur kann. Jesus, mit dem Marcello in der Kirche Zwiegespräche führt, rät ihm, sich erst mal über die eigenen Wünsche klar zu werden. Was leichter gesagt als getan ist – denn Marcello möchte am liebsten Pilot werden, leidet aber unter Höhenangst. Erst als er sich mit der neuen Mitschülerin Fatima, einer Palästinenserin, anfreundet, entwickelt er nach und nach Selbstbewusstsein. Fatima ermutigt ihn, an seine Träume zu glauben und sich gegen die Gängelei seiner Eltern durchzusetzen. Als die fußballbegeisterte Fatima von ihren Brüdern das Kicken und den Umgang mit Marcello verboten bekommt, schließen die beiden eine Wette ab: Wenn Marcello seine Höhenangst überwindet und mit einem Paraglider vom Dach ihres Wohnblocks springt, will sie in die Jungenfußballmannschaft eintreten.
Das Wunderbare an „2 kleine Helden“ ist, dass Drehbuchautor Peter Birro seine überaus unterhaltsame Geschichte ganz unaufdringlich mit persönlichen und gesellschaftlichen Problemen durchsetzt hat, die zum Alltag seiner Protagonisten gehören. So flüchtet sich Marcello in selbstbemitleidende Gedanken („Sechs Milliarden Menschen leben auf der Erde und keiner ist darunter, der mich mag“) und Tagträume, in denen er seiner eigenen, vielbetrauerten Beerdigung beiwohnt. Außerdem entdeckt Marcello, dass sein Vater zwar jeden Morgen mit seinem Handwerkskoffer aus dem Haus geht, in Wirklichkeit aber schon lange seine Arbeit verloren hat und sich als Putzhilfe etwas Geld nebenbei verdient. Auch die Integrationsprobleme muslimischer (Kriegs-)Flüchtlinge verdeutlicht Birro in knappen, präzisen Strichen am Beispiel der Brüder Fatimas, die ihre aggressive „Beschützermentalität“ weiter pflegen und die Sprache ihres Gastgeberlandes deutlich schlechter beherrschen als ihre jüngere Schwester.
Dass auch die schwedischen Kinder Produkte ihrer Erziehung und Umwelt sind, offenbart sich im alltäglichen Rassismus, mit dem Fatima vor allem durch den rüpelhaften Oscar konfrontiert wird. Ulf Malmros’ einfühlsame und stilsichere Regie hebt dabei nie den pädagogischen Zeigefinger, sondern integriert diese Szenen eher beiläufig in die mal poetische, mal skurrile oder nachdenkliche Geschichte über die Freundschaft zweier Außenseiter. Selbst wenn Marcello etwas mehr Spielanteile als Fatima hat, ist ihre Rolle so prägnant herausgearbeitet, dass sie hohe Identifikationsangebote für das junge Zielpublikum bietet. Vor allem aber ist es Ariel Petsonks und Zamand Häggs unprätentiöses Spiel, das einen für sie einnimmt. Wie traumhaft sicher Malmros seine kleinen Protagonisten zu führen versteht, zeigt sich vor allem im Zusammenspiel zwischen Marcello und seiner kleineren Schwester Sophia, deren Darstellerin es versteht, mit Blicken und kleinen Gesten ihr Gefühlsleben zu offenbaren. Auch in den heiklen Szenen mit der lebendig gewordenen Figur des Gekreuzigten wahrt Malmros die Balance zwischen surrealem Märchen und Heiligenbild-Kitsch. Nicht zuletzt ist es die von der einfallsreichen Kameraarbeit über einen flüssigen Schnitt bis hin zur stimmungsvollen musikalischen Untermalung reichende Gestaltung, die „2 kleine Helden“ auszeichnet. Nie hat man das Gefühl, dass der Kinderfilm mit weniger Sorgfalt als vergleichbare „Erwachsenenfilme“ produziert worden wäre.