Angel Express

Die Kamera fliegt im Zeitraffer über die Berliner Stadtautobahn, abwechselnd tags und nachts. Ihre Bewegung wird gebrochen durch die Gesichter junger Leute, die – wie von einem Schlaglicht erfaßt – in die Fahrt eingeschnitten sind. Dieser Prolog gibt das Tempo und den Stil des Films vor: ein rasantes Puzzle, dessen einzelne Teile wie zufällige Momentaufnahmen wirken und zunächst scheinbar beziehungslos nebeneinander stehen. Die Dramaturgie von „Angel Express“ verweigert sich tradierten Erzählmustern; erst ganz zum Schluß werden die Fäden zu einem Knoten geknüpft. Wichtiger als eine durchgängige Fabel war dem Regiedebütanten Rolf Peter Kahl die Atmosphäre seines Films: Das zum audiovisuellen Vexierspiel geronnene Lebensgefühl einer jungen Großstadtgeneration – oder vielmehr das, was sich Kahl darunter vorstellt.

Ein Halbdutzend Figuren in einer kalten Welt. Singles, gierig nach Leben und dabei unendlich einsam. Die Prostituierte Liv, die den Reigen eröffnet, spricht ihren Monolog auf einem leeren Sportplatz direkt