Sirga - Die Löwin

- | Frankreich/Deutschland 1996 | 83 Minuten

Regie: Patrick Grandperret

Vor langer Zeit in Afrika: Eine Löwin und eine Häuptlingsfrau gebären am selben Tag nicht die ihnen prophezeiten Zwillinge, sondern jeweils nur ein "Baby". Die beiden wachsen gemeinsam auf, das Menschenkind lernt die Sprache der Natur, wird von Sklavenjägern entführt, findet aber letztlich seine "Zwillingsschwester" wieder. Ein in schönen Bildern und einem ruhigen Rhythmus erzählter Film, der die Harmonie zwischen Mensch und Tier beschwört. Zugunsten dieser unspektakulären "Natürlichkeit" ist die Geschichte eher poetisch überhöht als dramatisch zugespitzt. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
L' ENFANT LION
Produktionsland
Frankreich/Deutschland
Produktionsjahr
1996
Produktionsfirma
R.G.P./Odessa Films/Skyline/Le Studio Canal +
Regie
Patrick Grandperret
Buch
Catherine Galodé
Kamera
Jean-Michel Humeau
Musik
Salif Keita · Steve Hillage · Marcel Barsotti
Schnitt
Sean Barton · Yann Dedet · Terry Stokes
Darsteller
Mathurin Sinze (Oulé) · Sophie-Véronique Toué Tagbé (Lena) · Souleyman Koly (Moko Kaouro, Oulés Vater) · Wéré-Wéré Liking (Tamani, Oulés Mutter) · Jean-René de Fleurieu (der Prinz)
Länge
83 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Alligator DVD (1.85:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Die Geschichte von "Sirga" spielt vor langer Zeit in Pama, einem kleinen afrikanischen Dorf, das mitten im Reich der Löwen liegt. Menschen und Tiere leben friedlich nebeneinander, und die Raubkatzen beschützen das Dorf gegen alle Gefahren. Eines Tages wird der Frau des Stammeshäuptlings die Geburt von Zwillingen geweissagt, und auch Quara, die Königin der Löwen, sieht mehrfachen Mutterfreuden entgegen. Obwohl beide dann jeweils nur ein Kind zur Welt bringen, erfüllt sich die Prophezeiung dennoch: Sirga, das Löwenbaby, und Oulé, das Menschenkind, ersetzen sich gegenseitig das fehlende Geschwisterchen und wachsen gemeinsam auf. So lernt Oulé die Sprache der Tiere, geht gemeinsam mit Sirga auf die Jagd. Sehr zum Leidwesen von Lena, dem Oulé als spätere Frau versprochenen Mädchen, das eifersüchtig jeden Schritt der ungleichen "Zwillinge" überwacht. Eines Tages wird die Idylle jäh zerstört; die Löwen ziehen fort und überlassen die Menschen schutzlos einer Horde von Sklavenjägern, die die Kinder in eine fernes Königreich entführen. Lena und Oulé werden an einen Prinzen verkauft, und während das Mädchen in die Frauengemächer gesteckt wird, erweist sich der Häuptlingssohn als "schwieriger" Sklave. Oulé wagt es, dem Blick des Prinzen zu trotzen, läßt sich seine bei dem Überfall erlittene Wunde von Bienen heilen und versetzt Pferde und Kamele in Panik, wenn er wie ein Löwe brüllt. Als Lena aus dem Palast wegziehen soll, hüllt er die Karawane in einen Sandsturm, worauf der Prinz Oulé ins unwegsame Landesinnere verbannt. Aber Oulé spürt die Kraft des Löwen in sich und macht sich auf die Suche nach Lena und Sirga. Gemeinsam kehren sie dann mit den Löwen nach Pama zurück, um das Dorf wieder aufzubauen.

Die Geschichte von "Sirga" ist so "einfach" wie das Leben im Busch. Und der Film erzählt sie genauso schnörkellos. Die wundervoll komponierten CinemaScope-Bilder lassen den Zuschauer in eine fremde Welt eintauchen, machen wie beiläufig vertraut mit afrikanischen Riten, den Gesten und Verhaltensweisen der Menschen - alles in einem ruhigen Rhythmus, in dem dort das Leben abläuft. Dann wieder mischt sich die Kamera äußerst agil unter die Tiere, zeigt faszinierende Dressuren wie etwa den Sprung eines Löwen auf den Rücken eines Elefanten. Und auch die Tier-Jagdszenen haben nichts von jener auf spekulative Grausamkeit ausgerichteten Sensationsgier, wie sie heute schon jede Fernseh-Tierdokumentation bietet. Dieselbe Zurückhaltung übt die Regie bei der Inszenierung des Überfalls auf Pama, so daß auch junge Kinozuschauer diese Brandschatzung verkraften können. Patrick Grandperret geht es vorrangig um die Harmonie zwischen Mensch und Natur, die zwar von außen kurzzeitig zerstört wird, aber sich letztlich stärker erweist als alle menschlichen Störversuche. Die poetische Überhöhung der Inszenierung verbindet sich dabei eindrucksvoll mit der "weichen Dressur" der Tier-Dompteure, die nie den Eindruck aufkommen läßt, man habe die Tiere hier nur für Effekte benutzt, geschweige denn sie vermenschlicht. So verzichtet die Inszenierung zugunsten der Natürlichkeit sogar auf einen allzu forcierten, genreüblichen Spannungsbogen und läßt den Dingen (und dem Leben) ihren Lauf. Die menschlichen und tierischen Darsteller fügen sich nahtlos in dieses Harmoniekonzept ein, keiner stiehlt dem anderen die Show, auch wenn das sensibel inszenierte Zusammenspiel der beiden (Laien-)Schauspieler Mathurin Sinze und Sophie-Veronique Toue Tagbe durch ihre zärtliche Interpretation der gegenseitigen Gefühle besonders anrührt. Der aus Elementen traditioneller schwarzafrikanischer Musik, Afro-Pop, Ambient- und symphonischer Musik gewebte Klangteppich ist im Gegensatz zum gelassenen Erzählduktus wohl mehr auf europäische Ohren zugeschnitten, stört aber letztlich weniger als die manirierte (deutsche) Kindersynchronstimme (Farina Brock) von Lena, die aus dem Off die Geschichte erzählt und dabei den Bildern unnötigerweise oft zuvorkommt.
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