Mailand, 1992: Die Initiative „Mani
pulite“ („Saubere Hände“) eines italienischen Staatsanwalts hat sich in Italien
dem Kampf gegen Korruption verschrieben. Im Zuge der Ermittlungen wird ein
Bestechungssystem erkennbar, in das die Spitzen aus Politik und Wirtschaft des
ganzen Landes verstrickt sind. Der Skandal darum sorgt für massive
Verschiebungen in der Machthierarchie. Doch was für Kräfte setzten diese
Verschiebungen frei? Wohin wird sich Italien politisch bewegen? Wer profitiert davon?
In ihrem Serienzyklus „1992“, „1993“ und „1994“ spüren die Serienmacher um Giuseppe Gagliardi und Claudio Noce (Regie) sowie Alessandro Fabbri, Ludovica Rampoldi und Stefano Sardo (Drehbuch) in einer Mischung aus Fakten und Fiktion anhand eines breit gefächerten Figurenensembles aus verschiedenen Gesellschaftsschichten den politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen im Italien der frühen 1990er nach – Entwicklungen, die schließlich in Silvio Berlusconis Wahl zum Ministerpräsidenten im Umbruchsjahr 1994 sowie in den Beginn der Medienkratie und des EU-feindlichen Rechtspopulismus in Italien münden. Womit die Serie, die sich als wilde, hintergründige Mixtur aus Politthriller, Justiz-, Mafia- und Familiendrama entfaltet, keineswegs nur eine historische Aufarbeitung liefert, sondern den Bogen schlägt zur von rechtspopulistischen Strömungen bedrohten EU-Politik der Gegenwart.
Im Mittelpunkt des abgründigen Sittengemäldes: Leonardo Notte (Stefano Accorsi), zunächst Werbeprofi, der 1992seine Chance wittert, im Polit-Betrieb mitzumischen und schließlich janusköpfiger Intimus und rechte Hand des nach der Macht greifenden Berlusconi wird. Alle soziologischen Ingredienzien des „Berlusconismo“ vereinen sich prototypisch in dieser heimlichen Hauptfigur der Serientrilogie: Von Ignoranz bis Arroganz, von Gerissenheit bis Aggressivität und von Widersprüchlichkeit bis Unberechenbarkeit.