„SS-Erinnerungen“ steht auf dem Einband des zerschlissenen Folianten, in dem sich 206 Fotos befinden, fast ausschließlich von Männern. Etwa die Hälfte davon sind im KZ Lichtenburg entstanden, das von 1933 bis 1937 Bestand hatte. Die Bilder sind kaum beschriftet oder datiert, es gibt keine Ortsangaben.
Dennoch kann der Historiker Stefan Hördler die scheinbar banalen Fotos dechiffrieren. Sie offenbaren erstaunliche Biografien von Männern, angehenden SS-Führern, die später hohe Posten im KZ-System einnehmen und über Leben und Tod entscheiden. Hier stehen sie noch am Anfang ihrer „Karriere“, sind mitten in der Ausbildung ihres mörderischen Handwerks.
Das Augenmerk des Historikers fällt aber auch auf Männer, die keine hohen SS-Ränge hatten und im KZ-System doch unverzichtbar waren, in Wachmannschaften, als Block- und Arbeitsdienstführer. Auf den Fotos sieht man sie lächeln, Fußball spielen und stolz posieren. Einer von ihnen ist Kurt Erich Schreiber aus der Nähe von Leipzig. Er schloss sich 1932 der SS an und arbeitete bis Kriegsende in unterschiedlichen Konzentrationslagern. Die Fotos zeigen seinen Werdegang, wie aus einem scheinbar ganz normalen jungen Mann ein grausamer Mörder wurde. – Ab 14.