Der Film „De Facto“ von der österreichischen Filmemacherin
Selma Doborac gewinnt den 38. Caligari-Filmpreis. Damit wählte die Jury
aus den 28 Beiträgen des Berlinale-Forums eine szenische Reflexion von Täterschaft aus, die in einer textuellen Verflechtung von
Gerichtsprotokollen, Überlebendenzeugnissen und philosophischen Theorien sowie deren eindringlicher Verkörperung durch zwei Schauspieler mit
formaler Klarheit und hoher Intensität tief beeindruckt
Die Schauspieler Christoph Bach und Cornelius Obonya präsentieren sich als zwei Archetypen von Tätern, die an
schweren Verbrechen von Massengewalt beteiligt waren. Sie offenbaren die
Beweggründe ihrer Handlungen einem Gegenüber, das den ganzen Film über stumm im
Off der Kamera verbleibt. Die vielfältigen historischen Referenzen, die in
ihrer Rede aufscheinen, treten in Spannung zu zeitgenössischen Formen der
Alltagssprache.
Durch diese historische Entsituierung entsteht ein
Reflexionsraum, der universelle Dynamiken der Gewalt ebenso zu denken gibt wie die
unheimliche Möglichkeit ihrer Wiederkehr und Akt