Am 20. November 2022 starb
der französische Regisseur Jean-Marie Straub, der zusammen mit seiner Partnerin
Danièle Huillet ein einzigartiges Œuvre erschaffen hat. Das als Huillet-Straub
bekannte Duo arbeitete sich an politischen Fragen, Literaturvorlagen und Musik auf
eine Weise ab, die zwischen heftiger Ablehnung und trotziger Verteidigung wenig
Zwischentöne erfuhr. Dieser Umgang mit ihrem Werk wurde dem Ansinnen der beiden
aber kaum gerecht, da für sie die Auseinandersetzung und konkrete Einwände die
wichtigsten Impulse waren.
„Tönn.“ Danièle Huillet hat sich im Gespräch für das Kulturmagazin „Einer Keiner Hunderttausend“ des
Vierten Kanals vor laufender 16mm-Kamera gerade in Fahrt geredet und auf die
Fallen von Verständniskrücken im Umgang mit einer Textvorlage hingewiesen: „Das
ist eine Lawine. Man nimmt ein anderes Wort und eine Seite oder dreißig Seite
später“, als sie von Jean-Marie Straub jäh aus dem Rhythmus
gebracht wird. Der sitzt neben ihr am Tisch, schaut vor sich hin, hängt mit im
Satz und stopft ein Loch. Kein inhaltlicher Widerspruch, kein Selbst-Anmelden,
keine Besserwisse