Anspruchsvolle Filme profitieren davon, wenn sie über längere Zeit
in den Kinos laufen, da sie so über Mundpropaganda nach und nach ein großes
Publikum finden. In diesem Jahr gelang dies in Deutschland vor allem dem
Actionfilm-Puzzle „Everything Everywhere All at Once“, doch die aktuelle Lage
mit einer Unzahl an gleichzeitigen Starts lässt solche Longseller immer
seltener werden. Lernen ließe sich hier von einem US-amerikanischen Vorbild:
der „Limited Release“-Praxis.
Mühsam kommt das Kino wieder in die Gänge, aber vieles spricht
dafür, dass es trotz steigender Corona-Inzidenzen doch noch ein guter Herbst
werden könnte. Gerade in Deutschland ist der Herbst die bevorzugte Jahreszeit
für jene Sorte von Filmen, die es wohl noch nie so schwer hatte wie seit der
Pandemie – anspruchsvolle, ernste Filme. Ihr Publikum, die älteren, gebildeten
Schichten und Studierende, fehlt den Kinos derzeit besonders. Die lokalen
Festivals werden in den nächsten Wochen hoffentlich das Eis brechen und wieder
Lust auf Kino machen.