Der 1949 geborene Hans Wintgen gehört zu den
unbekannten Regisseuren des DEFA-Dokumentarfilms. Das liegt zum einen daran,
dass er zwischen seiner ersten Übung an der Konrad-Wolf-Filmhochschule „Drei
Abzüge ohne Rand“ (1977) und seinem letzten Film „Der rote Milan“ (1991) nur
ein schmales Gesamtwerk realisieren konnte. Zum anderen wurden viele seiner
Arbeiten auch beargwöhnt, beschnitten oder gleich ganz verboten. „Wenn die
Eltern Geld verdienen“ (1982) galt beispielsweise jahrelang als verschollen;
dem Regisseur wurde erklärt, der Film sei vernichtet worden. Erst 1989 fand er
sich im Panzerschrank des Direktors des DEFA-Dokumentarfilmstudios wieder.
Unter solchen Umständen war der Name Hans Wintgen tatsächlich nur wenigen ein
Begriff.
Das beginnt sich langsam zu ändern. Das Filmmuseum
Potsdam stellte unlängst einige seiner Arbeiten wieder öffentlich vor. Auch
über eine DVD-Edition wird derzeit nachgedacht. Beides geht auf ein Buch
zurück, das Anne Barnert über Wintgen schrieb und das in der von Rolf Aurich
und Wolfgang Jacobsen herausgegebenen Reihe „Filit“ im Berliner Verbrecher
Verlag erschien: „Mit Behutsamkeit. Hans Wintgens Filmbeobachtungen der DDR“.