Das Felsengrab steht offen. Jesus, in weißem Gewand, schreitet auf Maria
zu, deren Kleid rubinrot leuchtet. Zwei Sequenzen seines Stummfilm-Epos „The
King of Kings“ ließ Cecil B. DeMille im sündhaft teuren
Zweistreifen-Farbverfahren drehen, das lediglich Grün- und Rottöne wiedergab.
Dass die Auferstehung in den irrealen – man könnte behaupten: übernatürlichen –
Farbklängen von 2-Strip-Technicolor erstrahlt, bedarf keiner Erklärung. Wo
sonst, wenn nicht hier, ist Farbe statt Schwarz-weiß geboten?
Aber auch für den Filmbeginn ließ DeMille die Technicolor-Kamera laufen.
Und scherte sich nicht darum, dass er Seligkeit und Sündenpfuhl damit auf eine
Stufe stellte: Wir lernen Maria Magdalena als Kurtisane kennen, die ein
rauschendes Fest feiert – in Pink und Dunkelgrün. Als die laszive Lady erfährt,
dass ihr Liebhaber Judas seine Zeit mit einem Zimmermann aus Nazareth
verbringt, schäumt sie und rauscht mit einer von Zebras gezogenen Kutsche
davon. 15 Filmminuten später wird sie von Jesus exorziert. In wiederum beeindruckenden
Trick-Einstellungen verscheucht der Heiland die Sieben Todsünden aus Maria
Magdalenas Körper.