Schnee von Gestern (2013)

Dokumentarfilm | Deutschland/Israel 2013 | 96 Minuten

Regie: Yael Reuveny

Die israelische Filmemacherin Yael Reuveny zieht auf der Suche nach der eigenen Familiengeschichte nach Berlin. Ihr Großonkel, der angeblich im KZ Buchenwald umgekommen ist, hat offensichtlich noch Jahrzehnte nach Kriegsende in einem Dorf in Brandenburg gelebt. Ihre Recherchen führen die junge Israelin in das Dorf Schlieben sowie nach Litauen und Polen, wo sie auf viele Überraschungen und einen völlig neuen Zweig ihrer Familie stößt. Ein spannender, sehr persönlicher Beitrag zur Aufarbeitung der jüdisch-deutschen Vergangenheit. (Teils O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
HEYE SHALOM, PETER SCHWARZ
Produktionsland
Deutschland/Israel
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Black Sheep Film/Made in Germany FIlmprod.
Regie
Yael Reuveny
Buch
Yael Reuveny
Kamera
Andreas Köhler
Musik
Hauschka · Isidora Diefenbach
Schnitt
Nicole Kortlüke · Assaf Lapid
Länge
96 Minuten
Kinostart
10.04.2014
Fsk
ab 0 (DVD)
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
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Heimkino

Verleih DVD
good!movies
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Die israelische Filmemacherin Yael Reuveny macht sich auf die Suche nach ihren Vorfahren in Deutschland.

Diskussion
Am Anfang steht eine alte, sepiafarbene Fotografie. Sie zeigt eine jüdische Familie in Vilnius kurz vor dem Krieg. Ein Paar sticht besonders hervor: Feiv’ke und Michla, die den Arm um ihn gelegt hat. Bruder und Schwester, Jahre später durch die Shoa getrennt. Michla überlebt, geht nach Jerusalem, fest davon überzeugt, dass ihr Bruder im Konzentrationslager umgekommen ist. Jahrzehnte später zieht ihre Enkelin nach Berlin, fasziniert von dem Mit- und Nebeneinander in der Stadt, der Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie ist auf der Suche nach ihrer Familiengeschichte. Denn gar nicht weit von Berlin entfernt, in dem kleinen Dorf Schlieben, ist sie auf ein Grab gestoßen: ein Peter Schwarz wurde hier 1987 beerdigt. Die junge Israelin ist fest davon überzeugt, dass in dem kleinen Dorf ihr Großonkel Feiv’ke seine letzte Ruhe gefunden hat. Das aber ist nur die oberste Schicht der Wahrheit. Die Filmemacherin Yael Reuveny nimmt den Zuschauer mit auf die Suche nach ihrer Familiengeschichte. Sie findet heraus, dass ihr Großonkel in einer Außenstelle des KZs Buchenwald nahe Schlieben interniert war und nach dem Ende des Krieges im Dorf geblieben ist. Feiv’ke heiratete eine Deutsche, bekam drei Kinder und blieb im Land der Mörder. Aber bald stößt Reuveny auf Ungereimtheiten. Offensichtlich hat Feiv’ke/Peter nach Kriegsende noch eine Reise gemacht, um Michla zu treffen. Doch Bruder und Schwester haben sich auf dem Bahnhof von Lodz wohl verpasst. Warum? Wollte Fei’vke keinen Kontakt mehr zu seiner Familie? Reuveny macht sich auf die Reise nach Lodz, wo das alte Bahnhofsgebäude noch steht, und nach Vilnius, zum Stammhaus der Familie Schwarz; sie blättert in Schlieben in Fotoalben der Nachbarn und wandert zu neuralgischen Punkten im Brandenburger Forst. Die Kamera bleibt dabei immer ganz dicht an den Protagonisten. Dabei verschiebt sich der Schwerpunkt des Films, denn mit der Vergangenheit wird auch die Gegenwart fragwürdig. Der Großonkel tritt in den Hintergrund; drängender wird die Frage, wie die nachfolgenden Generationen mit Lügen und Verheimlichungen aufgewachsen sind. Es geht also um den Umgang mit Schmerz, Verdrängung und häuslichen Tabus. Drei Generationen einer zerrissenen Familie geraten in den Blick, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit neuen verwandtschaftlichen Konstellationen auseinandersetzen müssen: die erste Generation von Michla und Fei’vke, dann ihre Kinder, Reuvenys Mutter und die Kinder von Peter Schwarz: ein ehemaliger NVA-Soldat aus Cottbus und seine Schwester, die nichts von der jüdischen Identität ihres Vaters wussten. Und schließlich die Enkels: Reuveny und Stephan, Peter Schwarz’ Nachfahr, der Judaistik studiert und davon träumt, nach Israel zu ziehen. Auch die Gebäude erzählen ihre Geschichte: In Schlieben haben sich die Einwohner die alten KZ-Baracken zu gemütlichen Eigenheimen hergerichtet, der Bahnhof in Lodz wird am Ende gesprengt. Der „Gott des Dokumentarfilms“ sei mit ihr gewesen, sagt Yael Reuveny, sie habe unglaubliches Glück mit vielen Einzelheiten gehabt „Im Spielfilm hätte mir das kein Drehbuchlektorat zugestanden, weil es einfach zu symbolträchtig erschienen wäre“. „Schnee von Gestern“ ist ein vielschichtiger Dokumentarfilm, ein Familiendrama, so spannend wie ein Thriller, voller Entdeckungen und Geschichten, hinter denen sich ganz andere Geschichten verbergen. Ein faszinierendes Geflecht aus jüdisch-deutschen Erinnerungen, Holocaust und Überleben, Lebensmythen und -lügen, aber auch ein dichtes Gegenwartsdrama über die Aufarbeitung der jüdisch-deutscher Geschichte zwischen den Generationen.
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