Kitchen Stories
Komödie | Norwegen/Schweden 2003 | 95 Minuten
Regie: Bent Hamer
Filmdaten
- Originaltitel
- SALMER FRA KJOKKENET | PSALMER FRAN KÖKKET
- Produktionsland
- Norwegen/Schweden
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- Bulbul Films/BOB Film/SFI/United King
- Regie
- Bent Hamer
- Buch
- Bent Hamer · Jörgen Bergmark
- Kamera
- Philip Øgaard
- Musik
- Hans Mathisen
- Schnitt
- Pal Gengenbach
- Darsteller
- Joachim Calmeyer (Isak) · Tomas Norström (Folke) · Bjørn Floberg (Grant) · Reine Brynolfsson (Malmberg) · Lennart Jähkel (Green)
- Länge
- 95 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 12.
- Genre
- Komödie | Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
So landet Folke bei dem kauzigen Isak, der ihm anfangs den Zutritt verwehrt, weil er ein echtes Pferd als Prämie erwartet hatte. Doch nach einigen Tagen und dank guten Zuredens durch Isaks Nachbar Grant kann Folke seinen Beobachtungsposten schließlich doch einnehmen. Zu sehen bekommt er allerdings wenig, weil Isak das Kochen in sein Schlafzimmer verlegt oder Folkes Sicht durch das Aufhängen seiner Wäsche verdeckt. Seinerseits aber beobachtet Isak durch ein Loch im Fußboden Folkes vergebliche Bemühungen, seinen Auftrag zu erfüllen. Erst als Isak der Tabak ausgeht, Folke ihm sein eigenes Päckchen zuwirft und dafür eine Tasse Kaffee bekommt, bricht das Eis, auch wenn das Regelwerk dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird. Während Nachbar Grant eifersüchtig auf die sich anbahnende Freundschaft reagiert und den „Eindringling“ loszuwerden versucht, sieht Folkes Chef Malmberg das Experiment gefährdet und setzt seinen Mitarbeiter kurzerhand vor die Tür. Den Wohnwagen soll er allerdings wieder zurück nach Schweden bringen. An der Grenze macht Folke kehrt, um mit Isak Weihnachten zu feiern. In Landstad aber erwartet ihn ein trauriger Empfang: Grant hat den Nachbarn tot in seiner Küche gefunden, just an jenem Platz, an dem Folkes Hochsitz stand.
Die letzte Szene verdeutlicht exemplarisch Bert Hamers Regiestil: Während man aus dem Off Traktorengeräusche hört, stellt Folke eine zweite Kaffeetasse auf den Tisch, dann folgen die Schlusstitel. Die ausgesparten Bilder setzen sich im Kopf des Zuschauers zusammen, der dadurch weiß, dass Folke auch Isaks Freundschaft mit Grant übernommen hat. Dieses Inszenierungsprinzip des Aussparens hatte Hamer schon in seinem Spielfilmdebüt „Eggs“ (fd 32 839) kunstvoll eingesetzt, in dem es ebenfalls um die Darstellung eines ritualisierten Alltags ging. Erneut benutzt er die absurde Ausgangssituation zu vielen kleinen Bild- und Wort-Gags am Rande, etwa wenn er den Dorfarzt bei seinen Untersuchungen ständig rauchen lässt oder Folke sich darüber beklagt, dass ihm in Norwegen vom Rechtsfahren ganz übel wird. Das liebevoll zusammengetragene Interieur und die Kleidung der 1950er-Jahre unterstreichen die Skurrilität der Figuren, die nicht psychologisiert, sondern zärtlich porträtiert werden. Die Schauspieler greifen diese Vorgabe auf und erwecken ihre Charaktere zu glaubhaftem Leben. Immer wieder kontrastiert Hamer den stillen Humor seines Films mit surrealen Einfällen, etwa, wenn Isak dank seiner Silber-Zahnfüllungen Radiosender in seinem Mund empfängt, manchmal sogar ausländische, wenn er sich an einem Kupferrohr festhält. Trotz des stupenden Einfallsreichtums sitzt der Regisseur selbst auch auf einem „Hochsitz“ und beobachtet aus der Distanz und in ruhigem Montage- Rhythmus das Geschehen, dem er nicht nur urkomischen, sondern auch politischen Hintersinn abgewinnt: „Ihr Schweden ward ja auch im Krieg stille Beobachter“, sagt Isak einmal leicht vorwurfsvoll zu Folke, um ihm dann schnell wieder die Hand zu reichen. Ein wunderbarer Film, der vom (Einfalls-) Reichtum des europäischen Kinos zeugt und durch seine Reduzierung aufs Wesentliche menschlicher Beziehungen zu einem universell verständlichen Kunstwerk wird.