Lindas kurze und leidenschaftliche Affäre mit einem Spanier endet mit einer bitteren Enttäuschung. Steve hat der Liebe abgeschworen und will sich seiner Karriere widmen. Janet will einen liebevollen Mann, der "Gesundheit" sagt, wenn sie niest. Dafür hat sie sich ausgerechnet Cliff ausgesucht, dem nur zwei Dinge etwas bedeuten: er selbst und seine Rock-Band. Debbie ist jedes Mittel recht, um "den Richtigen" zu finden, und David kommentiert die Beziehungsprobleme der anderen ohnehin lieber aus der Distanz.In einem Appartementblock in Seattle laufen die Fäden zusammen. Die Wohnungen sind für Singles reserviert. Gelegentlich wird eine frei; immer dann, wenn sich jemand von den Bewohnern für das schwierige Leben zu zweit entscheidet. Regisseur Cameron Crowe (Jahrgang 1958) zeichnet das Porträt einer Generation zwischen Unabhängigkeitsstreben und Sehnsucht, Bindungsangst und Einsamkeit. Und da Crowe auch als Musikjournalist gearbeitet hat und Seattle zur Zeit als musikalische "Hauptstadt" der USA gilt, wird man "Singles" in einigen Jahren als Dokument des Lebensgefühls der frühen 90er betrachten.Irgendwie laufen sich Linda und Steve über den Weg. Beide fühlen sich zueinander hingezogen, doch frühere Verletzungen machen die Annäherung kompliziert. Linda mag nicht glauben, daß Leidenschaft und Geborgenheit gleichzeitig möglich sind; Steve zwingt sich zur Zurückhaltung, um nicht abermals eine Frau emotionell zu "überfahren". Und doch hat es den Anschein, als sollte ihre Beziehung alle Skepsis Lügen strafen. Linda wird schwanger, und erst ein Unfall stellt das gemeinsame Glück wieder in Frage.Währenddessen bezieht die nett-naive Janet Cliffs Desinteresse auf ihre eigene Person. Eine Brustoperation soll Abhilfe schaffen, soll sie Cliffs üppigen Pin-ups ähnlicher machen. Daß es nicht dazu kommt, verdankt Janet der Schwärmerei ihres Schönheitschirurgen -auch er ein Single mit der Angst, über den beruflichen Erfolg das "wahre" Leben zu verpassen. Janet zieht die Konsequenzen und beendet die unbefriedigende Beziehung zu Cliff, um sich ihren eigenen Interessen zu widmen.Crowe gliedert die parallel erzählten Geschichten locker in mehrere Kapitel, oftmals eröffnet mit Statements der Protagonisten direkt in die Kamera. Unmittelbarkeit ist angezielt, und tatsächlich erkennt man sich in den Figuren und ihren wechselnden Überlebensstrategien wieder. Crowe erweist sich als guter Beobachter in den Details, die das moderne Liebesleben so kompliziert und (von außen betrachtet) komisch machen. Da übernimmt schon mal ein defekter Anrufbeantworter die Rolle des Schicksals, und Kontaktanzeigen flimmern als Video-Clips über den Bildschirm. Auch die Musikbranche bekommt ihr Fett ab. Cliffs nichtssagend-stotterndes Interview mit einem begeisterten Journalisten spricht Bände.Dennoch hätte Crowe ein wenig bissiger zu Werke gehen dürfen. Vielleicht tummeln sich einfach zu viele schöne Menschen vor der Kamera, vielleicht werden die Konflikte allzu oberflächlich abgehandelt. Spätestens mit einem Übermaß an "klassischen" Happy-Ends beugt sich Crowe bereitwillig den Spielregeln Hollywoods und seinem Diktat der Versöhnlichkeit. So richtig sollen wir Seattles Singles eben doch erst lieben, wenn sie keine mehr sind. Ein Schuß mehr Melancholie als Harmonie hätte dem Film gut zu Gesicht gestanden.