A Chinese Ghost Story

Action | Hongkong 1987 | 95 Minuten

Regie: Ching Siu-Tung

Ein junger Schuldeneintreiber verliebt sich in ein attraktives weibliches Gespenst, das im Auftrag eines bösen Baumgeistes Männer anlockt und tötet. Mit Hilfe eines taoistischen Schwertkämpfers und vor allem dank seiner aufrichtigen Liebe übersteht er alle Gefahren. Rasant inszenierte Gespenstergeschichte mit einigen allzu deutlichen Effekten. Die Gesetze der Logik werden auf faszinierende Weise außer Kraft gesetzt, die Ereignisse geschickt in Bewegungen, Farben und Stimmungen aufgelöst. (Kino O.m.d.U.; Fernsehtitel: "Verführung aus dem Reich der Toten (1)") - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
A CHINESE GHOST STORY | QIANNÜ YOUHUN
Produktionsland
Hongkong
Produktionsjahr
1987
Produktionsfirma
Film Workshop/Cinema City
Regie
Ching Siu-Tung
Buch
Yuen Kai-Chi
Kamera
Poon Hang-Sang · Sander Lee · Tom Lau · Wong Wing-Hang
Musik
Romeo Díaz · James Wong
Darsteller
Leslie Cheung (Ning Tsai-shen) · Joey Wang (Nieh Hsiao-Tsing) · Wu Ma (Yen Che-hsia) · Lau Siu-Ming (Lau Lau) · Ling Bo (Shao Qing)
Länge
95 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16 (Video)
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Action | Abenteuer | Martial-Arts-Film
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Diskussion
Ning ist Geldeintreiber und kommt viel herum, aber so etwas ist ihm noch nicht passiert: schon auf dem Weg m das Dorf, dessen Namen man besser nicht erwähnt, erlebt er einen Schwertmeister, der einer Bande von Straßenräubern den Garaus macht und anschließend sein Essen mit ihm teilt. Ning wird ihm noch einmal über den Weg laufen, in einem Tempel in der Nähe des Dorfes, in dem es heftig spukt: eine schöne (Un-)Tote namens Nieh Hsiao-Tsing betört und verführt vorbeiziehende Wanderer, die dann von einem blutrünstigen Baumgeist ausgesaugt werden und im Schatten des Tempelspeichers als erbarmungswürdige Vampir-Zombies dahinvegetieren.

Ning wird nicht zum Helden dieser "chinesischen Geistergeschichte", ist vielmehr der Vermittler, die Identifikationsfigur m einem erzählerischen Chaos, das nur eine Regel zu kennen scheint: alles geht, ist möglich. Ning ist schwach und machtlos, ein liebenswerter Kerl; das Kämpfen besorgt Yen Che-hsia, ein taoistischer Priester, Exorzist und Schwertmeister. So begegnen sich der ritterliche Held und der jugendliche Liebhaber: zwei Charaktertypen, die typisch sind für die verschiedenen Theaterformen des konfuzianisch beeinflußten Teils Asien, beide ihren speziellen Wert haben und sich gegenseitig bedingen: Yen braucht Ning, um Nieh und mit ihr die restlichen Geister anzulocken; Ning braucht Yen, damit ihm nichts passiert. Nieh ihrerseits braucht die Liebe eines Menschen, um erneut in den Kreislauf der Wiedergeburten eingehen und ein neues Leben beginnen zu können. So findet sie die Liebe zweier Menschen: sie verliebt sich in Ning, der ihre Liebe leidenschaftlich erwidert, wird aber auch still und traurig von Yen geliebt. Nur durch dieses System gegenseitiger Abhängigkeit und Liebe wird es buchstäblich möglich, in die Hölle zu gehen und den Tod zu besiegen.

Wie gesagt: alles ist möglich. Es ist die Beiläufigkeit, mit der die jeder Physik trotzenden Kunststücke geschehen, die den Zuschauer binnen kurzer Zeit in das Geschehen hineinzieht und ihn fliegende Kämpfer und Geister als "normal" empfinden läßt. Dabei ist der Aufbau ebenso simpel wie geschickt: erst sieht man gar nichts, dann die Vampir-Zombies, die sich als bemitleidenswerte Geschöpfe herausstellen, und schließlich werden die Geister immer monströser, bis am Ende solchen Geister-Darwinismus' der gräßliche Baumgeist in Erscheinung tritt. Der Irrwitz der Handlung, kombiniert mit übersteigerten Action-Sequenzenund durchzogen mit kantonesischem Humor, kennt kein reales Maß. Das unterscheidet das Actionkino Hongkongs von dem westlicher Länder, das fasziniert und bezaubert, indem es auf ganz spezifische Art Lachen, Weinen und Staunen in einem Bildfeld arrangiert. So ist "A Chinese Ghost Story" auch ein Film voller Helden, und man wohnt vor allem der Wandlung eines "normalen" Menschen zum Helden bei: Ning wächst mit den Aufgaben und ist am Ende dann doch der Held der Geschichte.

Nebenbei: Die Dorfbewohner bestehen aus drei Gruppen: den eigentlichen Dörflern, die alles mehr oder weniger im Gleichtakt tun, gehen, lauschen, verharren, den chinesischen Vergleich vom ameisengleichen Volk bestätigend; den Kopfgeldjägern, die jeden kontrollieren und für die jeder ein steckbrieflich Gesuchter sein könnte; schließlich dem Gericht und der Polizei, korrupt bis zum Stehkragen. Hinzu kommt noch Yen, der rigorose Moralist, der zu den Geistern floh, weil er sich unter den Menschen wie ein Geist fühlte. Die Filmemacher Hongkongs bestreiten gerne politische Lesungen ihrer Werke, streiten meistens aber alles ab, was über die Unterhaltung hinaus geht. Man muß schon hartnäckig bohren, bis sie zugeben, daß der ein oder andere Seitenhieb auf die gegenwärtige Politik beabsichtigt ist. Soviel: Es gab mehr als einen Tian-an-men-Vorfall. Was in "A Chinese Ghost Story" zu sehen ist, ist zwar nicht die Hauptsache, aber auch nicht unwichtig, denn gerade die Nebensächlichkeiten und Seitenhiebe sind ein gutes Stimmungsbarometer für die politische Großwetterlage in China -Perspektive: finster, nur die Hölle scheint besiegbar.
Kommentar verfassen

Kommentieren