Mit 23 Jahren gelang John Singleton 1991 ein überaus erfolgreiches Debüt mit seinem Film "Boyz 'N the Hood - Jungs im Viertel"
(fd 29 359), einer Studie über die Probleme farbiger Jugendlicher in Los Angeles. Auch hier, in seinem dritten Film, geht es wieder um eine Bestandsaufnahme, um ein "Gruppenporträt". Diesmal ist der Campus einer Universität die Bühne, auf der beispielhaft die Konflikte der amerikanischen Gesellschaft ausgetragen werden. Da ist die hübsche Kristen, die von einem Kommilitonen nach einer Party vergewaltigt wird. Da ist der Farbige Malick Williams, der sein Studium durch ein Sportstipendium finanzieren muß und wütend gegen wahre und vermeintliche Benachteiligungen rebelliert. Und da ist der Einzelgänger Remy, der schließlich trügerische "Geborgenheit" bei einer Gruppe neonazistischer Skinheads findet. Um diese drei gruppiert Singleton eine Vielzahl von Freunden und Bekannten, die in ihrem Schicksal weitere Themen ins Spiel bringen: Homosexualität, Feminismus, Antisemitismus usw. Das wirkt gelegentlich ein wenig schematisch; aber es gelingt der Regie doch immer wieder, mit konventionellen aber wirkungsvollen Mitteln die Botschaft des Films in eine attraktive Spielhandlung zu integrieren. So führt er die vorbildhafte "Vaterfigur" des Professors Phipps in die Handlung ein und nutzt geschickt flotte Musik und lockere Sprüche, um sein Publikum für die zum großen Teil recht unbequemen Maximen des Professors zu gewinnen. So bündelt er seine Konflikte in einem furiosen gewalttätigen Schluß und entläßt seine Zuschauer dann mit dem mahnenden Insert "Denkt um!" Auf diese Weise entstand ein irritierend doppelbödiges Spiel, in dem Campus-Klamauk sich mit erschreckenden. Realitätspartikeln mischt, in dem beiläufige Scherze jäh zu gefährlichen Haßparolen mutieren. Und das bewirkt Spannung und Nachdenklichkeit gleichermaßen. Sicherlich ist Singleton kein scharfsinniger Analytiker der gesellschaftlichen Probleme seines Heimatlandes. Aber er erweist sich auch in diesem Film wieder als aufmerksamer Beobachter und als engagierter Erzähler. - Ab 16.