Heavenly Creatures

Drama | Neuseeland/Deutschland 1994 | Kino: 109 DVD: 95 (= BD: 100) Minuten

Regie: Peter Jackson

Anfang der 50er Jahre lernen sich in einer neuseeländischen Kleinstadt zwei musisch begabte 14jährige Mädchen kennen, die sich in der Schule und von den Eltern unverstanden fühlen. Sie fliehen in eine Traumwelt und reagieren aggressiv auf jede Kritik an ihrer Beziehung. Als ihre Eltern sie trennen wollen, entlädt sich ihr Haß in einem Verbrechen. Ein formvollendeter poetisch-psychologischer Thriller über die banalen Ursprünge des Bösen und, in gestalterischer Hinsicht, über die wechselseitige Bedingtheit von Horror und Idylle. Frei nach Aufzeichnungen der Täterinnen versucht der Film, die individuellen und gesellschaftlichen Hintergründe der Tat aufzuzeigen. Dabei enthält er sich jeder moralischen Wertung. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
HEAVENLY CREATURES
Produktionsland
Neuseeland/Deutschland
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
Wingnut/Fontana
Regie
Peter Jackson
Buch
Peter Jackson
Kamera
Alun Bollinger
Musik
Peter Dasent
Schnitt
Jamie Selkirk
Darsteller
Melanie Lynskey (Pauline Parker) · Kate Winslet (Juliet Hulme) · Sarah Peirse (Honora Parker) · Diana Kent (Hilda Hulme) · Clive Merrison (Henry Hulme)
Länge
Kino: 109 DVD: 95 (= BD: 100) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Thriller
Externe Links
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Heimkino

Im Gegensatz zur deutschen Kinofassung fehlen auf DVD und BD etwa zehn Minuten des Films, da das Master auf der gekürzten US-amerikanischen Verleihversion des Films beruht. Die entnommenen Szenen finden sich im Bonusmaterial wieder. Die Extras umfassen u.a. ein Feature mit nicht verwendeten Szenen (12 Min.).

Verleih DVD
BMG & Wild Bunch (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Wild Bunch (16:9, 1.85:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Diskussion
Christchurch/Neuseeland, 1952. In der Mädchenschule der idyllischen Provinzstadt begegnen sich die hochintelligenten und musisch talentierten Teenager Pauline Parker und Juliet Hulme. Durch ihre schwache Gesundheit, ihre außergewöhnliche Begabung und ihr Überlegenheitsgefühl miteinander verbunden und von den anderen isoliert, freunden sich die 14jährige Einheimische und die nur wenig ältere Engländerin schnell an, zumal Schule und Elternhaus ihnen weder Herausforderung noch Verständnis bieten. Pauline, die eigenwillige Tochter eines unverheirateten Arbeiterpaares, und Juliet, das verwöhnte Einzelkind einer standesbewußten Akademikerfamilie, erfinden sich eine eigene Welt, die von Mario Lanza, James Mason und Orson Welles, ihren Idolen aus der Pop-Kultur, ebenso bevölkert wird wie von fiktiven Adelsdynastien, Einhörnern und gigantischen Schmetterlingen. Als die Mädchen sich zunehmend in ihre immer intimer werdende und bald alles andere ausschließende Beziehung zurückziehen, versuchen die Eltern vergeblich, sie mit Zuckerbrot und Peitsche zu disziplinieren. Auch ein Tuberkulose-Rückfall der einen und eine erste sexuelle Erfahrung der anderen mit einem Untermieter ihrer Eltern können die beiden Freundinnen nur vorübergehend trennen. Daher überredet der Vater Juliets, intellektuell und rhetorisch überlegen, Paulines Mutter dazu, mit ihrer "kranken" Tochter einen Psychiater aufzusuchen; dessen niederschmetternde Diagnose "Homosexualität" läßt sie nur noch unnachsichtiger gegenüber Pauline werden, die ihrerseits mit heftiger Abneigung gegen die Mutter reagiert. Ihre Visionen und Tagträume enden immer öfter gewalttätig, und die Vorstellung, die Mutter sei tot, empfindet sie als seltsam und angenehm zugleich. Einmal angedacht, formiert sich der Wunsch zum festen Entschluß, der schließlich bei einem von langer Hand geplanten Ausflug in den Wald mit großer Brutalität in die Tat umgesetzt wird: im Beisein und mit Zustimmung Juliets erschlägt Pauline ihre Mutter mit einem Ziegelstein.

Frei nach dem im Jahr der Tat geführten Tagebuch der echten Pauline Parker, in dessen Eintragungen der (größen-)wahnsinnige Teenager sich und seine Freundin als "himmlische Geschöpfe" bezeichnet, hat Peter Jackson -durch den hiesigen kommerziellen Erfolg seiner Splatter-Komödie "Braindead" (fd 30 379) zu einem deutschen Co-Produzenten gekommen - einen der aufsehenerregendsten Fälle in der Kriminalgeschichte Neuseelands verfilmt. Seiner erklärten Absicht, die individuellen und gesellschaftlichen Hintergründe eines ansonsten "unverständlichen" historischen Verbrechens zu zeichnen, das von der zeitgenössischen Presse nur als Sensationsgeschichte über "lesbische Killer-Schulmädchen" ausgeschlachtet worden war, kommt der Regisseur denkbar nahe. Jackson legt nämlich großen Wert auf die detailgenaue Schilderung des Milieus, in dem die Tat geschah: die Provinzstadt mit ihren Kleinbürgern und den sie formenden Institutionen. die nur scheinbar intakten Familienverhältnisse derbeiden Mädchen und, vor allem, ihre "die Vierte Dimension" genannte Fantasiewelt inszeniert er mit einer Präzision, die die Ereignisse zumindest im Konstrukt plausibel macht. Ungewöhnlich an Jacksons poetischpsychologischem Thriller ist, daß er versucht und wie es ihm gelingt, die jugendlichen Urheberinnen des mit kaltblütiger Planung vorbereiteten und mit großer Brutalität ausgeführten (und unnötigerweise ebenso gezeigten) Verbrechens weder zu entschuldigen noch zu verurteilen. Der Regisseur enthält sich vielmehr jeder moralischen Wertung, die dementsprechend vom Betrachter selbst zu leisten ist. Auffällig ist auch die formale Brillanz, mit der der Regisseur in seinem vierten Film zu Werke geht. Die gefällige Gestaltung der Visionen der Täterinnen mißversteht man bei oberflächlicher Betrachtung möglicherweise als "sympathisierend"; eher jedoch beschreibt sie auf effektive Weise den Brennpunkt der subjektiven Empfindungen der gestörten Mädchen. Vom ästethischen Standpunkt aus gesehen sucht man hierzulande Vergleichbares jedenfalls vergeblich - und das nicht nur in der Liga der etwa Dreißigjährigen.
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