Star Trek: Sektion 31

Abenteuer | USA 2025 | 96 Minuten

Regie: Olatunde Osunsanmi

Im neuesten Ableger der „Star Trek“-Erzählung rekrutiert eine Geheimabteilung der Sternenflotte eine einem bösen Paralleluniversum entstammende Herrscherin, denn es gilt, das Universum vor der drohenden Gefahr einer neuartigen Massenvernichtungswaffe zu bewahren. In „Guardians of the Galaxy“-Manier begibt sich die bunt zusammengewürfelte Spionage-Einheit mit ihrem toughen neuen Mitglied auf eine ereignisreiche Rettungsmission, bei der die rücksichtslosen „Begabungen“ der Protagonistin von Vorteil sind. Die Inszenierung des Action-Weltraumabenteuers krankt an einer inhaltlich-moralischen Leere sowie an einer insgesamt allzu lieblosen Gestaltung, die sich von der „Star Trek“-DNA sehr weit entfernt. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
STAR TREK: SECTION 31
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2025
Produktionsfirma
CBS Studios/CBS Television Studios/Roddenberry Ent./Secret Hideout
Regie
Olatunde Osunsanmi
Buch
Erika Lippoldt · Craig Sweeny
Kamera
Glen Keenan
Musik
Jeff Russo
Schnitt
Bartholomew Burcham
Darsteller
Michelle Yeoh (Philippa Georgiou) · Kacey Rohl (Rachel Garrett) · Sam Richardson (Quasi) · Omari Hardwick (Alok Sahar) · Robert Kazinsky (Zeph)
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Abenteuer | Science-Fiction
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Im neuesten Sternenflottenabenteuer lässt Michelle Yeoh als zwielichtige Antiheldin für den Sternenflotten-Geheimdienst anheuern und bekommt es mit sinistren Anschlagsplänen zu tun.

Diskussion

Der Heimatplanet des Terranischen Imperiums ist ein bizarrer, böser Zwilling unserer zukünftigen Erde. Hier herrschen militärisch-faschistoider Drill und Härte, Unterdrückung, Sklaverei sowie grausame Verachtung anderer Alien-Rassen. Die berühmten „Star Trek“-Charaktere Captain Kirk, Mr. Spock, Dr. „Pille“ McCoy, Uhura und Co. machten erstmals im Jahr 1967 durch einen Transporter- und Beamunfall die unerfreuliche Bekanntschaft mit dieser dystopischen Spiegelwelt, in der sie – besonders beunruhigend – jeweils einem bösen Doppelgänger ihrer selbst begegneten. Sternenflotten-Prinzipien gelten in dieser Paralleldimension keinen Pfifferling, im Gegenteil, die obersten Direktiven der Weltraumorganisation sind hier bis zur Unkenntlichkeit verdreht und für das autoritäre System zurechtgebogen.

Seit dem ersten Erscheinen dieser Bizarro-Welt haben Charaktere des „Star Trek“-Universums in den Serien „Deep Space Nine“, „Enterprise“ und auch in der 2017 gestarteten Serie „Star Trek: Discovery“ immer wieder das Spiegeluniversum besucht. Im Fall der im vergangenen Jahr nach fünf Staffeln eingestellten „Discovery“ kam der unheimlichen Parallelwelt sogar eine Schlüsselrolle im Hinblick auf Plot und Besetzung zu: Die dort herstammende grausame Herrscherin Philippa Georgiou, gespielt von Michelle Yeoh, wandelte sich von einer brutalen Gegenspielerin der Protagonistin Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) zu so etwas wie einer geliebten Feindin, da ihre militärische wie politische Erfahrung sie zu einer wichtigen Verbündeten der Föderation im Krieg mit den Klingonen machten. Ein figurenpsychologisch höchst abenteuerlicher Kniff der Drehbuchautoren und Showrunner, da es sich bei Georgiou immerhin um eine völkermordende Gewaltherrscherin handelt, deren „Gutwerdung“ während der fünf Staffeln „Discovery“ nicht wirklich plausibel einleuchtete.

Eine moralisch zwielichtige Seite der Sternenflotte

Im neuesten Kapitel der Sternenflotten-Erzählung, dem Streaming-Spielfilm „Star Trek: Section 31“, fällt Michelle Yeoh als Imperatorin Georgiou nun die Hauptrolle zu. Sie steht im Zentrum des rund 100 Minuten langen Spin-offs, einem Spionage-Action-Abenteuerdrama. Der Titel der neuen Produktion ist für Nichteingeweihte neben dem Bizarro-Universe ebenso erklärungsbedürftig. Seit der Serie „Deep Space Nine“ existiert innerhalb der noblen Sternenflotte mit ihrem idealistischen Ethos eine moralisch fragwürdige Geheimabteilung – die Section 31 –, ein von rücksichtslosen Charakteren bevölkerter Dienst zur Spionage und Spionageabwehr.

Im gleichnamigen Spielfilm nun streckt just diese Geheimdienstorganisation die Fühler nach der skrupellosen und fähigen Georgiou aus, die sich im 23. Jahrhundert außerhalb des Föderationsraums eingerichtet hat. Tief im gesetzlos anmutenden Weltraumgrenzland betreibt sie ein Etablissement, in dem zweifelhafte Charaktere ein- und ausgehen und weitreichende Waffendeals abgeschlossen werden. Der Team-Leader Alok Sahar (Omari Hardwick) ist mit der Aufgabe betraut, Georgiou als Agentin für Section 31 anzuwerben, denn im jüngsten Fall geheimdienstlicher Gefahrenabwehr geht es um eine geheime Biowaffe, die weite Teile der Galaxie bedrohen könnte. Da als Abwicklungsort des Deals Georgious Nightclub feststeht, versammelt Sahar dort sein Agententeam, unter anderem bestehend aus dem Formwandler Quasi (Sam Richardson), dem Mech-Soldaten Zeph (Robert Kazinsky), dem emotional seltsam ungehaltenen Vulkanier Fuzz (Sven Ruygrok) und der Wissenschaftsoffizierin Rachel Garrett. Mit ihr hat es eine besondere Bewandtnis: In der zeitlich später angesiedelten Serie „Star Trek: The Next Generation“ hat Rachel Garrett einen Gastauftritt als Captain der Enterprise C. Der Zeitabschnitt, in dem „Section 31“ spielt, wird in Fankreisen gerne als „Lost Years“ bezeichnet, da der Handlungszeitraum zwischen dem Kinofilm „Das unentdeckte Land“ und der Serie „The Next Generation“ filmisch bisher nicht behandelt wurde.

Eine neue Tonalität, die aber nicht recht überzeugt

Um es kurz zu machen: „Section 31“ macht trotz seiner vielfältigen Kanonbezüge in erzählerischer wie ästhetischer Hinsicht nicht viel Aufhebens um seine „Star Trek“-DNA. Regisseur Olatunde Osunsanmi und Drehbuchautor Craig Sweeny höhlen das Franchise in beinahe nicht wiederzuerkennender Weise aus. Vermutlich standen unter dem Aspekt, dem „Star Trek“-Universum neue Zuschauergruppen zu erschließen, die „Star Wars“-Produktionen „Rogue One“ und „Andor“ Pate, denen es mit einer völlig neuen Tonalität jeweils – erfolgreich – gelang, einen neuen ästhetischen Zugang zu der Science-Fiction-Welt zu erlangen. „Section 31“ mutet über weite Strecken wie der Versuch an, aus „Star Trek“ so etwas wie die „Guardians of the Galaxy“ zu machen. Mit flotten, lustigen One-Linern (die allesamt versanden), einer bunten „Found Family“-Charaktertruppe (von der keine der Figuren oder ihr Verhältnis zueinander wirklich ausgearbeitet ist), betonter visueller Opulenz (die in der Realität keine sehenswerten Akzente setzt) und einer Einbindung in ein größeres Erzähluniversum (wie im Beispiel der „Guardians“ das Marvel-Universum).

Für dieses größere Universum scheinen sich die Macherinnen und Macher von „Section 31“ aber augenscheinlich zu schämen, denn fast nichts im neuen Film fügt sich atmosphärisch und auf der Gefühlsebene in die Phalanx bisheriger Produktionen, auch nicht im Hinblick auf die optimistisch-humanistische Ideenwelt, die „Star Trek“ trotz einiger dystopischer Schlenker doch im Kern stets ausgezeichnet hat.

Ein „Star Trek“-Film ohne „Star Trek“-Feeling

Im Herzen von „Section 31“ findet sich nichts außer einem allzu leeren moralischen Kern, den die Produktion mit ihrem Hyperfokus auf die von Michelle Yeoh verkörperte „coole Socke“ Georgiou in geradezu befremdlicher Weise zelebriert. Anstatt sich auf mögliche Widersprüche zur autoritären Verhärtung im Charakter der Figur zu konzentrieren und sie psychologisch zu vertiefen, betont „Section 31“ eher noch die vordergründig erkennbaren „Badass“-Persönlichkeitsanteile, wenn Imperatorin Georgiou ihr sadistisch-psychopathisches Handeln sogar, wie in der Anfangsszene, auf ihre Familie und einen Geliebten ausweitet. Als „Star Trek“-Film ohne wirkliches „Star Trek“-Feeling taumelt die geist- und einfallslose Handlung ihrem actionreichen Höhepunkt entgegen, auf dem das Universum vor der Biobombe gerettet werden muss.

Selbst wohlwollende Zuschauer werden sich angesichts der lieblosen Inszenierung wohl an diesem Zeitpunkt geistig längst ausgeklinkt haben. Einen gehörigen Action-Adventure-Anteil hatten in der Vergangenheit auch andere „Star-Trek“-Produktionen, doch waren die stets auch mit dem für spekulative Science-Fiction notwendigen philosophischen und wissenschaftsaffinen geistigen Unterfutter versehen. Zuletzt wussten „Star Trek“-Produktionen wie die finale spielfilmreife Staffel von „Picard“ oder das liebevoll-nostalgische „Strange New Worlds“ das Serienpublikum durchaus auch über das Stammpublikum hinaus zu begeistern. Das ist angesichts der vergessenswerten Inszenierung von „Section 31“ wohl nicht zu erwarten.

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