Dreams
Drama | USA/Mexiko 2025 | 100 Minuten
Regie: Michel Franco
Filmdaten
- Originaltitel
- DREAMS
- Produktionsland
- USA/Mexiko
- Produktionsjahr
- 2025
- Produktionsfirma
- Teorema/Freckle Films
- Regie
- Michel Franco
- Buch
- Michel Franco
- Kamera
- Yves Cape
- Schnitt
- Óscar Figueroa · Michel Franco
- Darsteller
- Jessica Chastain (Jennifer) · Isaac Hernández · Rupert Friend
- Länge
- 100 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama | Liebesfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Nüchternes Drama über eine Affäre zwischen einem mexikanischen Immigranten und einer reichen US-Amerikanerin.
Schmutzig und erschöpft schleppt sich Fernando (Isaac Hernández) aus einem Lastwagen voller Menschen. Gerade ist der junge Mexikaner illegal in die USA eingereist und in der Gesellschaftshierarchie ganz unten gelandet. Als er sich in einem Lokal gierig auf eine Wasserflasche stürzt, die ein Kunde zurückgelassen hat, wird er umgehend hinausgeworfen. Überraschend ist dann aber, wie zielstrebig er wenig später durch ein edles Wohnviertel in San Francisco läuft und dort einen für ihn hinterlegten Schlüssel findet. Plötzlich sitzt er in einer steril weißen Luxuswohnung, wo er kurz darauf von der Hausherrin begrüßt wird.
Macht und Kontrolle
Wenn „Dreams“ beginnt, ist die Beziehung zwischen dem mexikanischen Geflüchteten und der älteren US-Amerikanerin Jennifer (Jessica Chastain) bereits fortgeschritten. Allmählich erfährt man, dass Jennifer aus einer reichen Familie stammt, die über eine Stiftung prestigeträchtig Kulturförderung betreibt. Beim Besuch eines der Projekte, die die Stiftung unterstützt, einer Ballettschule in Mexiko City, hat sie den Tänzer Fernando kennengelernt und eine Affäre mit ihm begonnen; nun hofft Fernando, die Beziehung in den USA fortzusetzen und zugleich seine Tanzkarriere in den USA auszubauen. Eine kurze Rückblende zeigt ein sexuelles Spiel, das Regisseur Michel Franco etwas überdeutlich um Macht und Kontrolle kreisen lässt.
Denn die titelgebenden Träume beziehen sich keineswegs auf eine romantische Sehnsucht. Bewusst klammert der Film jene Momente aus, in denen sich die beiden kennengelernt haben. Nicht die Anziehung zwischen dem Paar, die zumindest vereinzelt auch angedeutet wird, ist für die Handlung entscheidend, sondern ein von Kalkül und Egoismus geprägtes Verlangen. Während Fernando von einer Tanzkarriere träumt, will die vielbeschäftigte Jennifer einen attraktiven Liebhaber, der ihr auf Abruf sexuell zur Verfügung steht.
Für diese Beziehung lässt „Dreams“ in seinen zurückgenommen-frostigen Tableaus erst gar keine Hoffnung aufkeimen. Die Unfreiheit der Figuren macht Franco schon an den Körpern fest. Während Fernando sich mit akkuraten Ballettfiguren in höchster Disziplin übt, hüllt Jennifer sich in statuarisch-schöne Kleider, die ihre Trägerin so begehrlich wie unnahbar wirken lassen. Wenn der Arm ihres dominanten Vaters (Marshall Bell) bei einem von vielen öffentlichen Auftritten über ihre Schulter wandert, ist das keine liebevolle, sondern eine besitzergreifende Geste. Jennifer ist dazu verdammt, zu repräsentieren und die Erwartungen anderer zu erfüllen. Der Sex zwischen ihr und Fernando wirkt dann auch gehetzt und fast aggressiv, als wären die beiden Körper mit diesem intimen Moment der Freiheit völlig überfordert.
Ein abgekartetes Spiel
Vom Kontrollzwang bleibt aber auch der Film selbst nicht verschont. Michel Franco setzt eine Kausalkette in Gang und sieht den Ereignissen nüchtern beim Eskalieren zu. Jennifers Familie ist erwartbar uneinsichtig, Fernandos Traum vom großen Glück zerbrechlich und die Polizei, die den Illegalen verhaften könnte, nicht weit.
„Dreams“ ist handwerklich präzise umgesetzt, fühlt sich aber häufig wie ein abgekartetes Spiel an, bei dem der Ausgang von Anfang an feststeht. Die Eigenheiten der sozialen Milieus und die Zwickmühlen der Protagonisten interessieren kaum. Die Frage ist nicht, ob diese Beziehung eine Chance hat, sondern nur, auf welche Weise sie zerbricht.
Wie zweifelhaft Jennifers Absichten sind, zeigt sich bereits, wenn sie Fernando vor ihrer Familie versteckt. Und als diese doch hinter die Beziehung kommt, redet sie sie sofort klein. Jessica Chastain war bereits in Francos „Memory“ zu sehen, wo sie die Seelenqualen ihrer Figur mit zerbrechlicher Intensität verkörperte. In „Dreams“ wirkt sie nun über weite Strecken unterfordert. Es gibt kurze Augenblicke wie einen Theaterbesuch, bei dem sich eine tiefe Traurigkeit auf ihrem makellosen Gesicht abzeichnet, aber überwiegend bleibt sie kalt und berechnend; eine Figur ohne Fallhöhe. So wie Jennifer von sozialen Zwängen eingeengt wird, lässt auch Francos strenge Regie der Schauspielerin kaum Raum zur Entfaltung.
Ein endloser Kreislauf
„Dreams“ überträgt die Grausamkeit sozialer Ungleichheit auf eine Beziehung, die weniger einen individuellen als einen exemplarischen Charakter hat. Das fühlt sich nicht erst am Ende, wenn Franco mit einer gewollt provokativen Rachefantasie die Verhältnisse auf den Kopf stellt, ein wenig didaktisch an. Die Moral ist, dass Ausbeutung und Unterdrückung zu einem endlosen Kreislauf der Zerstörung führen. Vor allem fühlt sich das Ende aber wie selbstgenügsame Schwarzmalerei an, die sich als ungeschönten Blick auf die Verhältnisse tarnt.