Drama | Neuseeland 2021 | 91 Minuten

Regie: Matthew J. Saville

Eine alkoholabhängige und fast gelähmte Großmutter reist nach Neuseeland auf die Farm ihres Sohns, der jedoch bald das Weite sucht und die Verantwortung dem Enkel überlässt. Die beiden können sich nicht ausstehen, nähern sich aber dennoch an und lernen sich in ihrer Verletzlichkeit schätzen. Ein eindrucksvoll gespieltes Familiendrama mit differenziert gezeichneten Charakteren und einer großen emotionalen Wucht. Ohne zu belehren, führt der Film vor, dass nicht in der Fremdheit der Menschen untereinander, sondern im Umgang mit der Endlichkeit des Lebens die eigentliche Herausforderung liegt. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
JUNIPER
Produktionsland
Neuseeland
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
Sandy Lane Prod./Long & Short Story Studio/The New Zealand Film Commission
Regie
Matthew J. Saville
Buch
Matthew J. Saville
Kamera
Marty Williams
Musik
Marlon Williams · Mark Perkins
Schnitt
Peter Roberts
Darsteller
Charlotte Rampling (Ruth) · Marton Csokas (Robert) · George Ferrier (Sam) · Edith Poor (Schwester Sarah) · Carlos Muller (Va Donk)
Länge
91 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. längere Interviews mit Regisseur Matthew Saville (9 Min.) sowie mit den Musikern Marlon Williams und Mark Perkins (9 Min.).

Verleih DVD
SquareOne (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
SquareOne (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Familiendrama um einen 17-Jährigen, der sich auf einer Farm in Neuseeland um seine alkoholabhängige und fast gelähmte Großmutter kümmern muss.

Diskussion

Dass Großmutter Ruth (Charlotte Rampling) ins Schlafzimmer der Mutter zieht, passt dem Enkel Sam (George Ferrier) gar nicht. Der Vater (Marton Csokas) meint, dass sie dann „mehr Sonnenlicht“ bekäme. Aber Sam vermutet, dass wieder jemand zum Sterben kommt. Der kürzliche Tod der Mutter schwebt immer noch unheilvoll über der Farm in den Bergen von Neuseeland. Ruth reist mit ihrer Pflegerin Sarah aus England an – im Gepäck kistenweise Gin. Ruth ist Alkoholikerin und trägt seit einem Unfall eine Schiene am Bein. Beides ist eine Herausforderung für die Männer. Der Vater haut nach England ab, und Sam muss mit Sarah auf die Großmutter aufpassen.

Die gegenseitige Abneigung zeigt sich von Beginn an. Ruth mustert Sams Aussehen („Mögen die Mädchen dich?“) und schikaniert ihn mit ständigem Alarmschlagen, während der Enkel ihr den Alkohol wegnimmt und sie allein im Wohnzimmer sitzen lässt („Ich will nur helfen, nicht reden!“). Charlotte Rampling brilliert mit ihrer eiskalten zurückhaltenden Art als Ruth, die einen Priester verjagt und mit ihren Mitmenschen rabiat umgeht. George Ferrier wiederum spielt Sam zwischen jugendlicher Genervtheit und depressiver Verlorenheit. Enkel und Oma können sich nicht ausstehen und entdecken doch eine Verletzlichkeit im Gegenüber, wodurch sie sich langsam annähern.

Gärtnern mit Bier in der Hand

Sam und Ruth erinnern an das makabre-suizidale Paar aus „Harold und Maude“. Erst nach ein paar Drinks erfährt Sam von der Vergangenheit der Großmutter als Kriegsfotografin und Ruth wiederum von einem Autounfall des Enkels, den er im Rausch vermutlich nicht unabsichtlich verursacht hat. Doch statt Pläne zum Selbstmord zu schmieden, lernen die beiden das Leben wertzuschätzen.

Die Oma schlägt einen Deal vor: die Kumpel von Sam sollen das riesige Gartengrundstück in Ordnung bringen; sie spendiert im Gegenzug eine Party. Alle sind begeistert. Das Rasenmähen und Heckenschneiden klappt mit einem Bier in der Hand viel leichter. Ruth und Sam lachen zum ersten Mal. Auf der versprochenen Party am Lagerfeuer tanzt der Enkel dann mit seiner beinahe gelähmten Großmutter, indem er sie in den Armen trägt.

Solche Momente zeigen, dass Regisseur Matthew J. Saville ein besonderes Gespür für menschliche Zwischentöne hat, ohne kitschig zu sein. Das liegt zum einem an den Schauspielern, zum anderen an der sehr genauen Charakterisierung der Figuren, die zeigt, dass Zärtlichkeit und Zuneigung nicht selbstverständlich sind. Denn die anfangs antipathische Beziehung zwischen Sam und Ruth ist in ein Familiengeflecht eingewoben, das schon vor dem Kennenlernen der beiden rissig war. Der Vater war seinerseits mit seiner Frau ausgewandert, um fern von Ruth zu sein, und die hatte ihren Sohn nie in Neuseeland besucht. „Juniper“ arbeitet damit nicht heraus, wie zwei fremde Familienmitglieder sich annähern, sondern auch, wie sie einen späten Familienfrieden wiederherstellen.

Die Endlichkeit des Lebens

Bald sind Ruth und Sam nämlich „Partner in Crime“, und der Enkel schmuggelt nach einem Unfall der Oma Alkohol ins Krankenhaus und „befreit“ sie dann auch von dort. Ruth legt bis zum Ende nichts von ihrer schrulligen Art ab, und Sam nichts von seiner melancholischen. Darin liegt die Stärke des Films, der dramaturgisch zwar schematisch verfährt – Ablehnung, Zuneigung, Rückschlag, Versöhnung –, der aber den Figuren ihre Eigenheiten lässt und nicht belehren will. Denn die eigentliche Herausforderung liegt nicht in der Fremdheit der Menschen untereinander, mit der man sich arrangieren kann, sondern darin, mit der Endlichkeit des Lebens klarzukommen.

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