Candice Phee ist 12 Jahre alt, hat rote Haare, viele Sommersprossen und einen ungewöhnlichen Wortschatz. Ein Satz klingt in ihren Ohren schon mal „suspekt“. Sie weiß, was ein „Akronym“ ist und empfindet es „als Affront“, dass ihre Mitschülerin Jen sie für förderbedürftig hält. Das ist sie nämlich keineswegs. In einer Klasse voller übellauniger Heranwachsender fällt sie mit ihrem ständigen Ja zum Leben allerdings auf. Candice ist nicht wie alle anderen, und das ist oft genug schon ein Ausschlusskriterium. Aber das genervte Aufstöhnen der Klasse, wenn sie sich wie immer als Erste meldet, oder Jens Gehässigkeiten perlen an ihr ab. Das Mädchen überzieht die Welt mit buntem Zuckerguss und begegnet überwiegend reizenden Menschen, die ihm ein freundliches „Hallo!“ zurufen.
Doch wenn Candice zu Hause ankommt, ist da eine andere, weniger schöne Realität. „Ich fürchte, dass meine Familie verlernt hat, glücklich zu sein“, sagt sie. Seit dem Tod ihrer kleinen Schwester tanzt und lacht ihre Mutter nicht mehr, verschanzt sich ihr Vater vor seinem Computer. Obendrein hat er sich mit seinem Bruder verkracht. Candices geliebter Onkel Brian ist steinreich, aber auch sehr allein. Die Trauer nimmt der Familie Phee alle Farbe. Erstickt jedes Lächeln, drückt alles zu Boden. Doch das Mädchen hat davon genug. Candice will, dass es ihrer Familie wieder gut geht und hat fortan eine Mission.
Buntheit als Entlastung von der Schwere
Hört sich schlimm an? So viel Gram im Kinderfilm? Ist es aber nicht. „Das Blubbern von Glück“, nach dem gleichnamigen Roman von Barry Jonsberg, ist unterhaltsam und oft sogar sehr komisch. Immer wieder entlastet der sehr bunte Film mit kleinen Slapstick-Nummern, einem Wechsel zwischen Wunderwelt und Kleinstadtalltag, skurrilen Einfällen und am Ende sogar mit einer hinreißenden Dolly-Parton-Kenny-Rogers-Parodie.
Bei aller Schwere wird der Film von John Sheedy von Optimismus und Lebensfreude getragen, was vor allem Candice zu verdanken ist. Das Mädchen ist nerdig und neunmalklug, hat aber auch ein riesengroßes Herz. So lässt es sich auch ohne Vorbehalte auf Douglas Benson, den Neuen in der Klasse ein, der mindestens genauso schräg ist wie sie selbst und in dem sie einen Freund und Komplizen findet. Douglas ist davon überzeugt, aus einer anderen Dimension zu stammen. Nur ein Sprung aus großer Höhe, so meint er, könne ihn zurück in seine echte Heimat führen. Es ist sein Glück, dass Candice ihn nicht wie „die Männer in weißen Kitteln“ für verrückt hält, aber die Gefährlichkeit seines Denkens richtig einschätzt.
Überhaupt hat das Mädchen eine Einsicht in die Dinge des Lebens, zu der die Erwachsenen nicht imstande sind. Niemand hat Schuld am plötzlichen Kindstod ihrer Schwester, weiß Candice. „Sky ist tot, aber wir leben noch!“, bricht es einmal aus ihr heraus. Nur „wegen einer Unterschrift“ reden ihr Vater und sein Bruder, ehemals Geschäftspartner, nicht mehr miteinander. Wie albern ist das denn? Die Erwachsenen haben eben nicht alles im Griff, und oft genug machen sie damit ihren Kindern das Leben schwer. Candice aber will kein Opfer sein, sondern nutzt alle ihr zugänglichen Möglichkeiten, etwa ein selbstgekochtes Essen für die Eltern, um die Familiensituation zu verbessern. Doch nichts scheint zu wirken, und so überschreitet sie schließlich auch Grenzen.
Nicht alles löst sich in Wohlgefallen auf
Mitunter verdeckt das Schrill-Bunte die Dringlichkeit der Geschichte, in der nicht nur Candice, sondern auch Douglas, Jen und andere Kinder mit Problemen zu kämpfen haben. Zuweilen macht es sich der Film sicherlich auch etwas zu leicht. Die Trauer über den viel zu frühen Tod eines Kindes lässt sich in der Regel nicht so einfach fortsingen. Und natürlich lässt sich kritisieren, dass sich alles ein wenig zu sehr und zu plötzlich in Wohlgefallen auflöst – um am Ende allerdings wieder in der Realität zu landen: Glück kann man nicht erzwingen, das lernt auch Candice. Trauriges, Krankheit und Schmerz gehören zum Leben dazu. Auch Kinder leben nicht in einer heilen und perfekten Welt. Davon erzählt „Das Blubbern von Glück“ mit leichter Hand und zeigt zugleich, dass man all dem Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe entgegensetzen kann.