Es ist schon erstaunlich, welch großartige Erfolgsstory hinter den Abenteuern dieser vier heranwachsenden Hobby-Detektive steht! Die Geschichten von „TKKG“, die Rolf Kalmuczak 1979 unter dem Pseudonym Stefan Wolf erstmals veröffentlichte, wurden sowohl in Buchform (14 Millionen) als auch auf Tonträgern (33 Millionen) zu Megasellern. Doch für die Leinwand konnte die enorme Popularität der Reihe bislang nicht umgemünzt werden. Schon 1991 scheiterte Ulrich König, der immerhin die Kult-Serie „Meister Eder und sein Pumuckl“ inszenierte, bei dem Versuch, mit „Ein Fall für TKKG – Drachenauge“ ein breites Kinopublikum zu erreichen. Und auch Tomy Wigand war mit „TKKG – Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine“ kein Glück beschieden.
Jetzt wird alles nochmal auf Anfang gesetzt. Regisseur Robert Thalheim, der gemeinsam mit Peer Klehmet auch das Drehbuch verfasste, schafft den schwierigen Spagat, den erwachsenen „TKKG“-Fans einen nostalgischen Blick zurück in die 1980er-Jahre zu gewähren und zugleich einen frischen, zeitgemäßen Plot zu generieren, der die aktuelle Generation junger Detektiv-Anhänger abholt.
Tim und Willi raufen sich zusammen
Inhaltlich orientiert sich „TKKG“ vor allem an den ersten drei Büchern („Die Jagd nach den Millionendieben“, „Der blinde Hellseher“, „Das leere Grab im Moor“). Der aus einfachen Verhältnissen stammende Tim (Ilyes Moutaoukkil) wechselt ins Internat und muss sich dort mit dem etwas korpulenten Willi (Lorenzo Germeno) alias Klößchen, ein Avocado-Allergiker und Sohn stinkreicher Eltern, das Zimmer teilen.
Obwohl sie nicht unterschiedlicher sein könnten, raufen sich die beiden zusammen, als Willis Vater entführt wird und die Jungs einen großangelegten Kriminalfall wittern. Unerwartete Hilfe bekommen sie von dem schüchternen Asthmatiker und Digital-Genie Karl (Manuel Santos Gelke), den nur leere Akkus stoppen können, und der selbstbewussten Saxophonspielerin Gaby (Emma-Louise Schimpf) – TKKG ist geboren.
Die Inszenierung nimmt sich zunächst Zeit, um die vier Protagonisten einzuführen. Sind diese etabliert, geht der Krimi los, wobei weniger Suspense und kaum Action, sondern der Humor im Vordergrund steht. Der äußert sich durch Slapstick-Nummern wie durch lässig-pointierte Oneliner, aber auch durch überzeichnete Nebenfiguren wie den von Phil Laude herrlich trottelig verkörperten Assistenten des Polizeikommissars oder Milan Peschels vorgeblich blinden, völlig durchgeknallt-vergeistigten Esoterik-Guru Raimundo.
Kostüme im Großvater-Look
Der steht genauso für die modernen Aspekte von „TKKG“ wie auch die zeitgemäße Sprache der Jugendlichen und der Umgang mit computergenerierten Hilfsmitteln. Ergänzt wird das durch wunderbar altmodische Beigaben wie einen Elektro-Sound, der aus Harold Faltermeyers „Beverly Hills Cop“-Zeiten stammen könnte, ein Produktionsdesign mit viel Retro-Neonlicht oder antiquierte Kostüme, unter denen insbesondere Klößchens kunterbunte Weste und Krawatte im Großvater-Stil heraussticht.
Spaß machen auch ein paar Ninja-Martial-Arts-Einlagen, die Bruce Lee wiederauferstehen lassen, sowie Tom Schilling als Pauker mit dem Schnauzer und zwei Gesichtern. Das lenkt zwar von der Krimihandlung ab, doch letztlich spielt es gar keine Rolle, wem nun die mysteriöse goldene Statue gehört, warum alle hinter ihr herjagen oder wer sie überhaupt geklaut hat. Denn es bereitet enormes Vergnügen, den handelnden Personen bei ihrem Tun zuzusehen. Und im Gegensatz zu den fehlgeschlagenen Versuchen der Vorgänger wird es von dieser Adaption definitiv ein Sequel geben, egal ob „TKKG“ an der Kinokasse reüssiert oder nicht. Denn „TKKG 2“ wird bereits vorbereitet und soll am 18. Juni 2020 in die Kinos kommen.