Forever (2018)
Komödie | USA 2018 | 235 (acht Episoden) Minuten
Regie: Alan Yang
Filmdaten
- Originaltitel
- FOREVER
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2018
- Produktionsfirma
- Amazon Studios/NBC Universal Network TV
- Regie
- Alan Yang · Miguel Arteta · Janicza Bravo
- Buch
- Matt Hubbard · Alan Yang · Aniz Adam Ansari · Ali Gusberg · Joe Mande
- Kamera
- Mark Schwartzbard
- Musik
- Daniel Hart
- Schnitt
- Daniel Haworth · Dan Schalk
- Darsteller
- Maya Rudolph (June) · Fred Armisen (Oscar) · Catherine Keener (Kase) · Noah Robbins (Mark Erickson) · Sharon Omi (Mrs. Nakajima)
- Länge
- 235 (acht Episoden) Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Komödie | Serie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Eine 8-teilige Comedy-Serie über ein Ehepaar, dessen Langzeit-Ehe in einer Langeweile zu ersticken droht, der nicht einmal der Tod ein Ende setzen kann. Großartig besetzt mit Maya Rudolph und Fred Armisen.
Lange weiß man nicht, wo diese Reise hinführt. „Forever“ ist keine Serie, bei der man schnell ahnt, wie sie weiter-, geschweige denn zu Ende geht. Was gut zu ihrem Sujet passt: Es geht um den Tod und das Jenseits. Also einen Bereich, dem man sich sinnvollerweise nicht mit fertigen Antworten, sondern im Suchmodus, im fragenden Duktus annähert. Und so steht gewissermaßen auch eine Frage als Motto über der ganzen Produktion: What’s the purpose of all that? Was ist der Sinn von all dem?
June ist es, die diese Frage immer wieder stellt – in Bezug auf das Leben, aber auch auf das Dasein nach dem Tod. Die von Maya Rudolph gespielte Figur ist der treibende Motor von „Forever“, mit ihrem Sich-nicht-zufrieden-geben und der daraus resultierenden Neugier bringt sie die Handlung voran. Ihr stets ausgeglichener, aber auch etwas langweiliger Ehemann Oscar (Fred Armisen) ist freilich genauso wichtig für die Story: Als Gegenpol, an dem sich June zunehmend abarbeitet.
Weitere Serientipps:
Doch der Reihe nach: Nach der ersten Folge („Für immer vereint“) der optisch und inszenatorisch fantastischen Amazon-Serie meint man es mit dem Thema „langjährige Ehe“ zu tun zu haben. Zu Beginn bekommt man die Geschichte dieses Paares im Schnelldurchlauf zu sehen, vom Kennenlernen und dem ersten Verliebtsein bis zu Streitereien, Alltag und dem immer gleichen Urlaub im immer gleichen Haus am See. Bis die Folge sozusagen „hängen bleibt“ und in „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Manier dieselbe Essensszene mit minimalen Variationen zigmal wiederholt. Und sich Junes Gesicht von Mal zu Mal mehr in eine Maske des Überdrusses verwandelt. Eine wunderbar charmant gestaltete, stumme und mit knapp fünf Minuten (bei 25 Minuten Folgenlänge) erstaunlich lange Eröffnungssequenz.
Eine Ehe, die noch nicht einmal der Tod scheidet
Als nun June Oscar anstelle des See-Urlaubs zu einem Skikurs überredet, nimmt das Schicksal seinen Lauf und die Serie eine völlig neue Wendung: Oscar verunglückt tödlich, und June versinkt in Trauer, Schuldgefühlen und Selbstmitleid. Doch gerade als sie nach ihrem Tal der Finsternis in ein neues Leben auf Hawaii durchstarten will, werden die Zuschauererwartungen, die mittlerweile auf die Geschichte einer Selbstermächtigung spekulierten, erneut völlig unterlaufen: Auch June stirbt und findet sich an Oscars Seite im „Jenseits“ wieder, was hier einer typisch amerikanischen Vorortsiedlung entspricht. Nach der anfänglichen Wiedersehensfreude stellt sich schon bald ein Alltag der gepflegten Langeweile ein. June und Oscar führen fast dasselbe Leben wie vor ihrem Tod – erweitert um die für June unerträgliche Erkenntnis, dass diese Existenz bis in alle Ewigkeit andauern wird. So beschließt sie schließlich gemeinsam mit der herben Nachbarin Kase (Catherine Keener), aus diesem Dasein auszubrechen.
Poetisch, philosophisch und melancholisch
Mit einem wunderbar zarten Grundton haben die Schöpfer Alan Yang und Matt Hubbard ihre Serie ausgestattet: Poetisch, philosophisch und melancholisch, aber dabei stets von einem diskreten, zielsicher platzierten Humor begleitet. Dass die grandiosen Darsteller Fred Armisen und Maya Rudolph, die hier beide auch als ausführende Produzenten fungierten, reichlich Comedy-Erfahrung haben, merkt man ihren leicht unterspielten, ebenso beiläufig wie präzise gesetzten Pointen an. Da wird dann eine minutenlange Szene, in der June den Boden einer verdreckten Ski-Hütte nach Oscars verlorener Kontaktlinse abtastet, zwischenzeitlich einen abgeschnittenen Fußnagel für das vermisste Objekt hält und ihrem Mann schließlich beim langwierigen Einsetzen seiner wiedergefundenen Sehhilfe zusieht, zu einer absoluten Glanzleistung leiser Komik.
Die Hölle, die die romantische Liebe kombiniert mit Routine und Alltäglichkeit bedeuten kann: sie war auch das Thema des gefeierten Dramas „Der seidene Faden“ von Rudolphs langjährigem Lebensgefährten Paul Thomas Anderson. In „Forever“ nun wird der Stoff gewissermaßen komödiantisch angepackt, dabei aber – wie das in einer guten Komödie so ist – sehr ernst genommen. Und noch ein anderer „persönlicher“ Aspekt aus dem Leben der Beteiligten ist in diese schöne Produktion wesentlich miteingeflossen: Die Figuren sind auffallend divers geschrieben und besetzt, ohne dass diese Diversität (wie etwa in der Amazon-Serie „Transparent“) explizites Thema wäre. Sowohl Rudolph als auch Armisen haben sehr bewegte, bunte Herkunftsgeschichten, ebenso Serien-Schöpfer Alan Yang. Neben all ihren anderen Vorzügen zeigt die so stimmig betitelte Serie „Forever“ also auch (und zwar scheinbar mühelos), was für eine Bereicherung eine solch selbstverständliche Vielfalt ist.