Scheinwelt - Vergangenheit endet nie

Romain Antony | 21.10.2023

Sechs verschiedene B- und C- Film-DVDs liegen auf dem Tisch aus denen wir uns eine für unsere Abendgestaltung aussuchen wollten. Ratlos. Rat einholend vertrauend wir auf die Infos im „Filmdienst“. Wir gehen alle Beschreibungen durch und entscheiden uns für die „Scheinwelt“. Es geht darin um eine Frau, die nach absolvierter Strafe für ein eher Notwehr-Tötungsdelikt aus dem Gefängnis entlassen wird und wieder den Kontakt zu ihrer inzwischen etwa achtjährigen Tochter aufbauen will. Die Wiedereingliederung in die Gesellschaft, die Beziehungsprobleme Mutter-Tochter nach so langer Abwesenheit, das wäre bereits ein dankbares, soziales Thema für einen dramatischen Plot gewesen. Aber es sollte ja ein Thriller sein, nach Sicht des Films sind wir überzeugt, ein Thriller für vorwiegend weibliche Zuschauerinnen. Das Rohrsystem sei marode, sagt der Klempner, das kostet. Bei finanziellen Problemen wendet man sich, oh wie klug, an seine früheren Bekanntschaften aus der Drogenszene; oh wie unklug, sagen doch alle sozialarbeiterischen und bewährungshelferischen Ratschläge und beschwören das Gegenteil. Aber es sollte doch ein Thriller sein! Dafür braucht man bösen Buben in einer Story, die dann zwischen Bandenszenario und Mutter-Tochter-Wehmut hin und herschaltet und unterfüttert wird mit seichter Landschafts- und Meeresstrandbebilderung im untergehenden Sonnenrot. Ist es Kitsch oder kann es so bleiben? Natürlich wird die Heroine bedrängt, erpresst, geschlagen und ihre Tochter bedroht, da hilft nur Gegenwehr, sie bleibt zaghafter Natur, doch schließlich wird der Bandenchef, der Überwältiger, dann in lebensbedrohlicher, letzter Lebenssekunde mit einem Stein erschlagen. Wir hätten eine andere DVD auswählen sollen. cf. auch: www.filmekommentieren.wordpress.com --> klicken.lesen.abonnieren