Aufgrund einer tragischen Verkettung von Schicksalsschlägen erliegt eine von Jähzorn und Minderwertigkeitskomplexen gequälte Frau dem Wahn, planlos töten zu müssen. Intensives (Fernseh-)Drama, das die Mechanismen eines Amoklaufs inszenatorisch eher konventionell nachvollziehbar zu machen versucht, vor allem aber darstellerisch überzeugt.
- Ab 16.
Silvia S. - Blinde Wut
Drama | Deutschland 2015 | 90 Minuten
Regie: Friedemann Fromm
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2015
- Produktionsfirma
- UFA FICTION
- Regie
- Friedemann Fromm
- Buch
- Katrin Bühlig
- Kamera
- Michael Wiesweg
- Musik
- Stefan Mertin · Martin Hornung
- Schnitt
- Eva Schnare
- Darsteller
- Maria Simon (Silvia Schubert) · Paula Hartmann (Laura Schubert) · Florian Lukas (Andreas Schubert) · Sophie von Kessel (Uta Gisecke) · Ulrike Bliefert (Elvira Schubert)
- Länge
- 90 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama | Psychothriller
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Ein Ambiente, wie es deutsche Fernsehfilme mit Vorliebe präsentieren: gehobene Middleclass, Stadtrandvilla als gediegene familiäre Fassade. Doch die Geschichte, die Friedemann Fromm hier in Szene setzt, ist ganz außergewöhnlich: der spannende Versuch, sich in die Psyche einer Amokläuferin einzufühlen. Im Zentrum steht Silvia Schubert (brillant: Maria Simon), eine junge Frau, die nach Anerkennung und Wertschätzung sucht, aber immer fataler in die Rolle des „schwarzen Schafes“ der Familie gerät.
Wie ihre Schwester Uta (Sophie von Kessel) hat sie Architektur studiert, aber die Firma des Vaters übernimmt die erfolgreiche Schwester. Silvia wird Hausfrau und Mutter. In jedem Aspekt ihrer familiären Rolle fühlt sie sich zurückgesetzt, entwertet, übergangen. Die 12-jährige Tochter versteht sich besser mit dem Vater, und der Versuch, bei der Schwester wieder in den Beruf einzusteigen, scheitert dramatisch. Silvia hat depressive Schübe und wird obendrein von ihrer gefühlskalten Mutter verhöhnt: „Du hast weder einen Job, der dich aufreibt, noch kannst du dich als Mutter überfordert fühlen – du hast doch nur ein Kind!“.
So gerät sie in eine verhängnisvolle Spirale aus Isolation und Frustration, in die tiefste Hölle der Minderwertigkeitsgefühle. Immer wahnhafter entfernt sich ihre Wahrnehmung von der Realität. Schließlich sieht sie ihre familiäre Umgebung nur mehr als feindliche, düster-apokalyptische Verschwörung, die in einem Amoklauf-Racheakt beseitigt werden muss. Wir verbinden mit einem Amoklauf die Vorstellung, dass jemand wahllos tötet, meist an einem öffentlichen Ort, möglicherweise aus einer von politischem oder religiösem Fanatismus aufgeheizten Motivation. Das ist hier anders. Silvia tötet zielgerichtet. Manche Storywendung mag forciert erscheinen, aber die seelische Dynamik der schrecklichen Verzweiflungstat zeichnet Friedemann Fromm mit bewundernswerter Überzeugungskraft in packenden, alptraumhaft verdichteten Bildern.
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