„Broadway Therapy“ möchte gerne ein federleichtes, unterhaltsames Nichts von Film sein, erinnert aber doch eher an die unendlichen Materialschlachten, wie man sie aus mittelmäßigen Superheldenfilmen kennt. Nur dass diese Liebeskomödie nicht mit Greifbarem um sich wirft, sondern mit den Gefühlen der Figuren, ihren Beziehungen untereinander und vielen großen Schauspieler- und Regisseurs-Namen. Hier wie dort entsteht das schale Gefühl von Beliebigkeit. So wie im Überwältigungsmodus schlechterer Actionfilme irgendwann alle innere Logik, alle dramaturgische Anbindung überflüssig erscheint, so gilt auch hier: Alles ist möglich. Was im Grunde nichts anderes meint als: Alles ist egal.
Das ist umso schmerzlicher, als der mittlerweile 76-jährige Peter Bogdanovich dafür verantwortlich zeichnet. So misslungen die hier versuchte Hommage an große Vorgänger wie Ernst Lubitsch oder Frank Capra ist, so seltsam erfolglos bleibt auch das Bemühen, an die eigene glorreiche Vergangenheit von „Isʼ was, Doc?“
(fd 18 006) anzuknüpfen: Der 1971 in klassischer Screwball-Comedy-Manier inszenierte Film war seinerseits eine große Verbeugung vor Howard Hawks & Co.
Das Drehbuch zu „Broadway Therapy“ schrieben Bogdanovich und seine damalige Ehefrau Louise Stratten bereits vor 15 Jahren. Das merkt man dem Film auch an: Der Versuch einer retroseligen Reminiszenz an die großen alten Filmzeiten der 1930er- und 1940er-Jahre mit all den Bäumchen-wechsle-dich-Spielen, verkleideten Privatdetektiven und vertauschten Hotelzimmern wirkt hier vor allem bieder und verstaubt. Bogdanovich schafft es nicht, die Screwball Comedy ins 21. Jahrhundert hinüberzuretten; der Transfer in die 1970er-Jahre war ihm mit „Isʼ was, Doc?“ eben sehr wohl gelungen.
Im Mittelpunkt der Story steht Izzy, die von einer Schauspielkarriere träumt, aber als Prostituierte arbeitet. Eines Abends wird sie von dem bekannten Theaterregisseur Arnold (mit dessen Darstellung als nervösem Frauenverehrer Owen Wilson weiter an seiner Woody-Allen-Nachfolge arbeitet) auf ein New Yorker Hotelzimmer bestellt. Arnold führt sie zu einem romantischen Dinner aus und zeigt sich auch ansonsten großzügig. Zum Abschied schenkt er ihr 30.000 Dollar, mit deren Hilfe sie ihre Träume verwirklichen soll. Izzy schmeißt ihren Job hin und bewirbt sich bei einem Broadway-Casting. Der Regisseur des Ehebruch-Dramas ist niemand anderes als Arnold, seine Gattin Delta spielt die weibliche Hauptrolle. Delta ist begeistert von der unverstellten Kollegin, und auch Joshua, der Autor des Stücks, verfällt Izzy sofort. Womit der Ärger in vielerlei Hinsicht vorprogrammiert ist, denn Joshua ist mit der schwer durchgeknallten Psychotherapeutin Jane liiert. Jane behandelt zudem einen früheren Kunden der Prostituierten, der von Izzy geradezu besessen ist. Delta hingegen wird von einem Kollegen umgarnt, worauf sie dankend eingeht, als sie von der Untreue ihres Gatten erfährt.
Unangefochtener Mittelpunkt dieses Gefühlskarussells ist Imogen Poots als Izzy, die das Klischee der Hure mit der großen Schnauze und dem noch größeren Herzen durchaus mit Charme ausstattet, gegen die Schwächen des Drehbuchs aber nicht bestehen kann. Ihre Figur Izzy, die das wilde Geschehen in einer Rahmenhandlung als nunmehr etablierte Schauspielerin einer Journalistin berichtet, gerinnt zunehmend zu einer alles weglächelnden, auf die reine Hülle reduzierten Figur. Es mangelt dem Film an einem emotionalen Zentrum, einer inneren Notwendigkeit: Wer sich hier warum in wen verliebt oder wieder entliebt, ist völlig egal. Die Regieanweisung schien zu lauten: Hauptsache, das Liebeskarussell bleibt in Schwung und kreiert maximal viel Chaos und Türengeschlage.
Bogdanovich verlässt sich auf die Kombination eines wahrlich exquisiten Casts (zu dem, gänzlich verschenkt, sogar Quentin Tarantino zählt), völlig übersteigerten Charakteren und möglichst viel Tohuwabohu. Doch es fehlt Buch und Regie neben einem verlässlichen emotionalen Kern an Eleganz, Subtilität und Esprit, den essentiellen Bausteinen einer Screwball Comedy. Zu viele Gags sind hier schlicht nur albern, plump oder voller Klamauk. Eine raffinierte Pointe hie und da reicht bei weitem nicht aus, um dieses süße, unterhaltsame Nichts, das „Broadway Therapy“ in Anlehnung an seine großen Vorbilder so gerne wäre, federleicht in der Luft zu halten.