Dokumentarfilm | USA/Israel 2012 | 85 Minuten

Regie: Josh Aronson

Bronislaw Huberman (1882-1947) gehörte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den größten Geigern. Nicht zuletzt wurde er durch die Gründung des Palestine Orchestra im Jahr 1936 berühmt, da er damit viele jüdische Musiker aus ganz Europa vor dem Holocaust rettete. Die materialreiche Dokumentation mit szenischen Nachstellungen verbindet Künstlerbiografie mit Zeitgeschichte und lässt zahlreiche Musiker und Zeitzeugen zu Wort kommen. Trotz spannender Momente, in denen sich Biografie und Zeitgeschichte gegenseitig erhellen, richtet sich der Film eher an eingefleischte Klassik-Liebhaber. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
ORCHESTRA OF EXILES
Produktionsland
USA/Israel
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Aronson Film Associates/United Channel Movies
Regie
Josh Aronson
Buch
Josh Aronson
Kamera
Amnon Zalait · Nitai Netzer · Daniel Kedem
Schnitt
Nancy Kennedy
Darsteller
Thomas Kornmann (Bronislaw Huberman als Erwachsener) · Elin Kolev (Bronislaw Huberman mit 14) · Henk Reinicke (Bronislaw Huberman mit 8) · Geno Lechner (Ida Ibbeken) · Jan Uplegger (Jacob Huberman)
Länge
85 Minuten
Kinostart
31.10.2013
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm
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Diskussion
Bronislaw Huberman gehörte zu den größten Geigern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1882 in Polen geboren, galt er schon bald als Wunderkind und perfektionierte, angetrieben von seinem ehrgeizigen Vater, sein Spiel ab dem zehnten Lebensjahr bei Joseph Joachim in Berlin. Schon als Teenager spielte Huberman unter berühmten Dirigenten mit den großen Orchestern der Welt. Heute ist der 1947 verstorbene Violinist jedoch nicht nur als Musiker, sondern auch des Gründer des Palestine Orchestra im Jahre 1935 in Erinnerung, aus dem später das Israel Philhamonic Orchestra hervorging. Die Gründung des Klangkörpers ist nicht zuletzt deshalb bemerkenswert, weil es Huberman auf diese Weise gelang, die jüdischen Musiker, die er in ganz Europa für das Orchester angeworben hatte, vor dem Holocaust zu retten. Die Dokumentation von Josh Aronson rekonstruiert nicht nur die schwierige Geburt des Palestine Orchestra, sondern zeichnet zugleich die Biografie Hubermans nach. Anhand von Archivbildern und sonstigen Materialien wird dessen Kindheit in Polen ausführlich ins Bild gesetzt. Hinzu kommen aus dem Off verlesene Erinnerungen des Stargeigers sowie Statements heutiger Musiker zu den besonderen Qualitäten des Virtuosen. Überdies wird sein Leben durch (meist stumme) szenische Nachstellungen veranschaulicht. Diese teils in Farbe, teils in Schwarz-Weiß gedrehten Sequenzen, die immer wieder eingeschnitten werden, tragen allerdings weder etwas zum Verständnis bei noch beleben sie den Film, da sie arg hölzern geraten sind. Spannend wird dieses Künstlerporträt erst ab den 1930er-Jahren, als die Nazis jüdische Musiker aus deutschen Orchestern entfernen, und Huberman im Gegensatz zu manchen Kollegen früh erkennt, dass es nicht bei Auftrittsverboten bleiben wird. Als ihn der Dirigent Wilhelm Furtwängler mit Goebbels‘ Duldung zu einem Konzert mit den Berliner Philharmonikern einlädt, lehnt der Geiger das Angebot in einem offenen Brief ab. Ähnlich wie Arturo Toscanini eine Einladung nach Bayreuth absagt. Dafür kann Huberman den italienischen Dirigenten später für das erste Konzert seines Palestine Orchestra in Tel Aviv gewinnen. Wo sich die zeitgeschichtliche Brisanz mit der Biografie des Geigers verbindet, hat die ungemein materialreiche Dokumentation fraglos ihre starken Momente. Über weite Strecken bleibt der Film in seiner Detailfreudigkeit, den zahlreichen Statements mehr oder minder berühmter Musiker (u.a. Zubin Mehta, Pinchas Zukerman, Joshua Bell) und seinen begrenzten filmischen Mitteln aber eher etwas für eingefleischte Klassik-Liebhaber.
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