Ein zehnjähriger Junge nimmt sich liebe- und verantwortungsvoll eines aus dem Nest gefallenen Dohlen-Küken an. Daraus entwickelt sich eine intensive Freundschaft, die den Jungen vorübergehend vom Konflikt mit seinem verbitterten Vater, aber auch von einem schweren Verlust ablenkt: vom Tod seiner Mutter. Ein spannend und temperamentvoll erzählter Kinderfilm, dem souverän und mit großem Einfühlungsvermögen die Balance zwischen Trauer und Abenteuerlichkeit gelingt. Bereits jungen Zuschauern eröffnet sich glaubwürdig und nachvollziehbar das bedrohte Innenleben des Jungen, ähnlich wie sich ihnen intensiv Trost, Lebensfreude und die begründete Hoffnung auf einen Neuanfang vermitteln. (TV-Titel: "Kauwboy - Kleiner Vogel, großes Glück")
- Sehenswert ab 10.
Kauwboy
Kinderfilm | Niederlande 2012 | 81 (24 B./sec.)/78 (25 B./sec.) Minuten
Regie: Bouwdewijn Koole
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Filmdaten
- Originaltitel
- KAUWBOY
- Produktionsland
- Niederlande
- Produktionsjahr
- 2012
- Produktionsfirma
- Waterland Film/Waterland Junior/NTR
- Regie
- Bouwdewijn Koole
- Buch
- Boudewijn Koole · Jolein Laarman
- Kamera
- Daniël Bouquet
- Musik
- Helge Slikker
- Schnitt
- Gys Zevenbergen
- Darsteller
- Rick Lens (Jojo) · Loek Peters (Ronald) · Cahit Ölmez (Deniz) · Susan Radder (Yenthe) · Ricky Koole (July)
- Länge
- 81 (24 B.
sec.)
78 (25 B.
sec.) Minuten - Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 10.
- Genre
- Kinderfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Zuerst ist da nichts. Überhaupt nichts. Mit diesen Worten beginnt diese ebenso traurige wie mitreißend vitale, zutiefst berührende Fabel um einen schmerzhaften Verlust. Die düstere Schöpfungsgeschichte stammt von Jojos Vater, der nur für kurze Zeit einmal ein Licht aufflackern sah, für den jetzt aber alles nur noch schwarz ist. Jojo ist zehn Jahre alt, ein aufgewecktes Energiebündel voller Tatendrang. Daheim organisiert er den Alltag, kocht und putzt – und bekommt die geballte Wut des Vaters zu spüren, wenn mal etwas daneben geht. Während der Vater in seiner Selbstgerechtigkeit (und in seinem unbewältigten Schmerz) regelmäßig vor dem eigenen Versagen flüchtet und Jojo allein lässt. Beklemmend jene Szenen, in denen ein harmloses Freundschaftsgeplänkel zwischen Vater und Sohn in Aggression und Schläge, in Wut und Beleidigungen umschlägt. Auch Jojo hat seine kleinen Fluchten: Dann telefoniert er mit seiner Mutter, die angeblich auf einer Konzertreise ist; es sind einseitige Gespräche, in denen Jojo sein Leben schönredet und sogar den Vater in Schutz nimmt. Und in denen er der fernen und doch so nahen Mutter davon erzählt, dass er ein Geschenk für sie habe: ein aus dem Nest gefallenes Dohlen-Küken, dessen er sich annimmt – liebe- und verantwortungsvoll, auf der Suche nach einem Freund, für den er wortwörtlich da ist. Diese immer intensivere Freundschaft zwischen Junge und Vogel wird zur dramatischen Bewährungsprobe; denn sowohl Jojo als auch sein Vater müssen lernen, sich der Wirklichkeit zu stellen, ihrem Schmerz und ihrer Trauer – und sie müssen erkennen, dass sie für einander da sind und ihre gegenseitige Liebe manche Wunde zu heilen vermag.
Der Tod eines geliebten Menschen ist für einen Kinderfilm ein schwieriges Thema. Das Verstehen, Annehmen und „Aushalten“ zu veranschaulichen und zugleich die Hoffnung zu vermitteln, dass es im Guten weitergehen kann, dazu bedarf es eines großen Einfühlungsvermögens – und einer beherzten, Mut machenden erzählerischen Leichtigkeit, wie sie „Kauwboy“ meisterhaft gelingt. Trauer und Lebensfreude halten sich die Balance, wenn der Film intensive (Sinn-)Bilder kreiert und dabei ein ausgeklügeltes System aus Tönen und Klängen einsetzt, um das bedrohte Innenleben des Jungen zu spiegeln: seine Wut, seine Einsamkeit, seine Unfähigkeit, mit der Trauer umzugehen – ohne beschützende Hand, ohne körperliche und seelische Nähe. Stets schwingt die Sorge mit, dass im nächsten Augenblick etwas Schlimmes passieren könnte. Tatsächlich naht die Katastrophe, aus der sich dann aber auf wunderbare Weise ein Neuanfang ergibt. Am Ende ist es Jojo, der sagt: „Zuerst ist da nichts. Überhaupt nichts. Und dann: ein strahlend helles Leuchten.“ Man spürt: Der Junge hat keine Angst mehr davor, dass dieses Leuchten ab und zu einmal erlöschen kann.
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