Das grüne Wunder - Unser Wald

Dokumentarfilm | Deutschland 2012 | 94 (24 B./sec.)/90 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Jan Haft

Brillant fotografierter dokumentarischer Naturfilm über den deutschen Wald, der in eine fleuchende Welt entführt, die ansonsten weitgehend im Verborgenen bliebe. Das eindrucksvolle Kaleidoskop genügt sich dabei nicht selbst, sondern verdeutlicht, wie sich Tiere und Pflanzen im Wald im ständigen Anpassungskampf befinden und alle Vorgänge einen tieferen Sinn haben. Mit kinowirksamer Musik und einem charismatischen Off-Kommentator feiert der Film den Wald als immer wieder neu aufblühenden Lebensraum. - Sehenswert ab 6.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
nautilus film
Regie
Jan Haft
Buch
Jan Haft · Gerwig Lawitzky
Kamera
Kay Ziesenhenne · Jan Haft
Musik
Siggi Mueller · Jörg Magnus Pfeil
Schnitt
Carla Braun-Elwert
Länge
94 (24 B.
sec.)
90 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
13.09.2012
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 6.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein 12-seitiges Booklet zum Film.

Verleih DVD
Polyband (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
Polyband (16:9, 1.78:1, dts-HDMA dt.)
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Diskussion
Der Naturfilm hat sich in den letzten Jahren besonders durch französische Filmemacher zur gefälligen „l’art pour l’art“ entwickelt, die ein Millionenpublikum in die Kinos lockt. Für zwei Stunden genießt man dann ohne Reue den vermeintlichen Rausch einer Welt, wie man sie sonst nie zu Gesicht bekommen würde. Mit Zugvögeln auf gleicher Höhe, aufopferungsvollen Kaiser-Pinguinen in arktischer Kälte oder schlicht der Genese der gesamten Welt überwältigen diese Filme mit wenigen Informationen, viel Mythos und vermenschlichter Natur, vor allem aber mit angeblich nie zuvor gesehenen Bildern voll atemberaubender Kraft. Im Fernsehen war das früher einmal alles anders, als Bernhard Grzimek, Heinz Sielmann oder David Attenborough Pionierleistungen vollbrachten und die Schönheit der Natur mit Aufklärung, Bildung und, vor allem, gesellschaftspolitischem Engagement verbanden. Doch es gibt noch immer Tierfilmer, die sich nicht nur für seltene Aufnahmen die Nacht um die Ohren schlagen, sondern die noch etwas zu sagen haben. Einer von ihnen heißt Jan Haft. Der 45-jährige Münchner dreht seit elf Jahren mit seiner Firma nautilusfilm vornehmlich fürs Fernsehen. Haft ist ein Meister der Fotografie. Vor allem seine Makroaufnahmen, in extremer Zeitlupe und Zeitraffer, führen in eine kreuchende, fleuchende Welt, die ansonsten tatsächlich im Verborgenen bliebe. Dabei existiert sie quasi um die Ecke, in den heimischen Feldern und Wiesen. Hafts filmische Einsichten sind umso eindrücklicher, als man den Wald vor der Tür doch zu kennen glaubt. In „Das grüne Wunder“ hat er sich mit einem Team von wissenschaftlichen Beratern aufgemacht und über mehrere Jahre recherchiert und gedreht, um ein Kaleidoskop jenes Biotops zu entwerfen, das in Deutschland insgesamt etwa die Fläche von Bayern und Baden Württemberg bedeckt. Seine atemberaubenden Aufnahmen, die er aus dem scheinbar Alltäglichen zaubert, genügen sich jedoch nicht selbst. Immer begleitet ein unaufdringlicher Kommentar das Geschehen, der erst gar nicht versucht, eine „Geschichte der Familie Fuchs“ zu erzählen. Der Film will vielmehr vermitteln, dass sich Tiere und Pflanzen im Wald in einem ständigen Anpassungskampf befinden und alle Vorgänge einen tieferen Sinn haben. Haft inszeniert erstaunliche Bilder von Eichelhähern, die sich zum „Duschen“ auf einem Ameisenhügel niederlassen, da sie sich mittels der Säurefontänen von Parasiten befreien. Auf der Lichtung kämpfen nicht nur Hirsche, sondern auch ungleichere Gegner wie Erdhummel gegen Waldmaus, die beide einen Unterschlupf suchen – mit überraschendem Ausgang. Zwar kommt auch „Das grüne Wunder“ nicht ohne Tricks aus; die Geburtsszene des Fuchsnachwuchses ist im Studio entstanden, da solche intimen Detailaufnahmen sonst nicht möglich wären. Die wahren „Sensationen“ des Films aber sind „echt“, etwa die mit dem Endoskop aufgespürte unscheinbare, aber umso überraschendere und bislang ungeklärte Symbiose zwischen Spitzmorchel und Knotenameise, die im Inneren des Pilzkörpers eine Bleibe findet. Erstaunlich sind auch die Informationen auf der Tonspur: etwa dass drei Viertel aller Waldblumen durch Ameisen verbreitet werden. Vermeintlich unscheinbare Individuen bekommen bei Haft ihren großen Auftritt, denn von den sonst so vielgepriesenen Bienen hört man in diesem Zusammenhang ausnahmsweise einmal nichts. Seit sechs Jahren lässt der Wald den Filmemacher nicht los. 2009 lief sein Zweiteiler „Mythos Wald“ im Fernsehen, der den Grundstock für den Kinofilm „Das grüne Wunder – Unser Wald“ bildet. Um einige „Episoden“ ergänzt, mit kinowirksamer Musik und einem charismatischen Off-Kommentator (souverän: Benno Fürmann) brilliert der Film nun auf großer Leinwand. Die finalen kritischen Töne aus „Mythos Wald“ sind hier etwas anders fokussiert: Der Wald stirbt nicht, im Gegenteil, er blüht immer und immer wieder auf. Gerade in Deutschland werden ausgerottete Kreaturen wie der Wolf wieder heimisch (gemacht). Es ist eine beruhigende, versöhnliche Erkenntnis, dass der Wald auch dann noch existiert, wenn der Mensch längst wieder verschwunden ist.
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