Zu Beginn des zweiten Aktes sucht die weibliche Hauptfigur einen Psychotherapeuten auf, macht auf der Türschwelle aber wieder kehrt. Lisa vermag ihre Vorbehalte gegen diese Profession einfach nicht ablegen, stellt dem Therapeuten zwischen Tür und Angel aber immerhin eine Frage: Ob er seine ganze Berufserfahrung nicht in einem einzigen Ratschlag zusammenfassen könne? Das klingt wie die Steilvorlage für eine spöttische Pointe, die die Absurdität der Situation auf die Spitze treiben würde, doch das Drehbuch lässt den Mann stattdessen ganz ernsthaft antworten: „Finde heraus, was du wirklich willst, und lerne, genau das einzufordern.“ Diese Szene ist für diese Romantic Comedy durchaus bezeichnend, denn der Film ist zwar oft komisch, vor allem wenn Owen Wilson auf der Leinwand erscheint, und trägt mitunter den romantischen Schmalz sehr dick auf; doch er schlägt zugleich immer wieder einen entwaffnend ernsten Ton an, der umso mehr überrascht, als er für den Plot keine Funktion erfüllt. So will Regisseur James L. Brooks dem Publikum auch gar nicht weiß machen, dass Lisa den zitierten Ratschlag im Laufe des Films umsetzen würde. Im Gegenteil: Es ist nicht zu viel verraten, wenn man notiert, dass die Softballspielerin, die nach dem Verlust ihres Stammplatzes im amerikanischen Nationalteam vor dem Karriereende steht, bis zum Schluss des Films kein neues Lebensziel formuliert hat. Einem anderen Protagonisten droht im Finale sogar handfestes Ungemach: Nachdem George, der in der Firma seines Vaters im mittleren Management arbeitet, mit dem Vorwurf einer Wirtschaftsstraftat konfrontiert wurde ist, macht Brooks sich nicht die Mühe, den netten Kerl vom Damoklesschwert einer drohenden Haftstrafe zu befreien. Wenn der Abspann läuft, ist George noch immer nicht aus dem Schneider. Diese Lockerheit des Plots, der lose Handlungsfäden unbesorgt zulässt, dürfte wohl der primäre Grund sein, warum der Film in den USA bei Kritik wie Publikum so wenig Anklang fand. Doch gerade dem scheinbar ziellosen Mäandern des Erzählflusses kann man einen ganz eigenen Charme abgewinnen, zumal er wohl die Voraussetzung für jene ernsten, im besten Sinne unnötigen Momente ist. Wann leistet es sich ein prominent besetzter Genrefilm aus Hollywood schon mal, seine weibliche Hauptfigur im angetrunkenen Zustand über ihre Lebensplanung räsonieren zu lassen und die Ehrlichkeit ihrer Freundinnen anzuzweifeln, weil diese alle Mutterschaft und Ehe verabsolutieren? Einfach so, ohne dass der Plot einen erkennbaren Anlass böte oder aus dem Dialog Konsequenzen zöge? Lisa muss sich zwischen zwei Männern entscheiden, von denen der eine ein durch und durch freundlicher Zeitgenosse ist, während dem anderen das Glück buchstäblich zufliegt. Verkörpert wird dieses Trio von Reese Witherspoon, Paul Rudd und Owen Wilson – drei Schauspielern, die eine geradezu ansteckende Freundlichkeit ausstrahlen, was hier noch durch die intensiven Bonbonfarben ungewöhnlich heller Digitalbilder unterstrichen wird. Man muss schon ein sehr missmutiger Misanthrop sein, um diese Figuren nicht zu mögen. Der von Wilson hinreißend gespielte Baseball-Profi Matty erscheint dabei wie eine überspitzte Version jenes liebenswerten Egomanen, den Jack Nicholson in Brooks’ größtem Filmhit „Zeit der Zärtlichkeit“ (fd 24 473) verkörperte: Mattys Narzissmus ist schier grenzenlos, aber er wird von einer arglosen Infantilität abgefedert, die es einfach ungerecht erschienen ließe, von ihm Sensibilität für andere zu erwarten. Jack Nicholson gibt hier den cholerischen Firmenchef, wobei sich der Star gewohnt manieriert aufplustert. Gerade deshalb mag man eine sympathische Selbstironie darin erkennen, als Nicholsons Figur auf die Bitte seines Sohnes George, ausnahmsweise einmal nicht zu brüllen, kurzatmig einräumt, kaum noch den Mund aufmachen zu können, ohne sogleich aufzubrausen. Irgendwie muss es dann aber doch gehen. Ständiges Aufbrausen wäre in diesem sympathisch entspannten Film nämlich sogar für den Antagonisten unangemessen.