"Wundkanal" ist die andere Hälfte des Doppelfilms "Wundkanal"/"Notre Nazi", eines essenziellen und exemplarischen Films über den psycho-historischen Konnex zwischen 1933-45 und 1977, eine schonungslose und verzweifelte Auseinandersetzung mit Gewalt, Schuld, Terror. Thema ist die Kontinuität in der zugrunde liegenden Logik zwischen den NS-Verbrechen und den ungeklärten Ereignissen im Stammheimer Hochsicherheitstrakt vom Oktober 1977, die Thomas Harlan mit sicherem Gespür fürs Explosive herzustellen wusste: Eine Gruppe von Terroristen entführt den NS-Verbrecher Dr. S., verhört ihn, quält ihn mit Videoinstallationen, erzwingt ein wirres, widersprüchliches Geständnis, lässt ihn frei, um anschließend im deutsch-französischen Grenzgebiet Selbstmord zu begehen. Der Darsteller des Dr. S. heißt Dr. Alfred Filbert, gerade aus Krankheitsgründen aus der lebenslänglichen Haft wegen 6.800 gemeinschaftlich begangenen Morden entlassen, konfrontiert mit einem Team, das aus jungen Algeriern der Action Direct oder aus Angehörigen von Holocaust-Opfern besteht. Eine abenteuerliche Herausforderung, , wobei der Grad der Fiktionalisierung unbestimmt ist, weshalb nie ganz klar wird, ob hier Dr. S. oder Dr. Filbert auf die insistierenden Fragen antwortet.
- Sehenswert.
Wundkanal
- | Frankreich/BR Deutschland 1984 | 107 Minuten
Regie: Thomas Harlan
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Filmdaten
- Produktionsland
- Frankreich/BR Deutschland
- Produktionsjahr
- 1984
- Produktionsfirma
- Reass Films/Quasar Film
- Regie
- Thomas Harlan
- Buch
- Yvette Biro · Thomas Harlan
- Kamera
- Henri Alekan
- Schnitt
- Patricia Mazuy · Sheherazade Saadi