James Cameron: Der Exodus - Wahrheit oder Mythos?

Dokumentarfilm | Kanada 2006 | 95 Minuten

Regie: Simcha Jacobovici

Simcha Jacobovici hat sich nichts weniger zum Ziel gesetzt, als die in der Bibel erzählten Geschehnisse wissenschaftlich zu belegen. Da dies ein hoher Anspruch ist, geht bei dem israelisch-kanadischen Journalisten nichts ohne Superlative: Bahnbrechende Erkenntnisse, weltbeste Experten, älteste Inschriften, Entdeckung des Jahrtausends: Höchst selbstbewusst promoten der Regisseur und sein Produzent James Cameron den Film "Der Exodus", der mit mehr oder auch weniger wissenschaftlichen Mitteln zu belegen versucht, dass der Auszug der Israeliten aus Ägypten samt den nachfolgenden biblischen Plagen eine historische Tatsache darstellt. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE EXODUS DECODED
Produktionsland
Kanada
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Associated Producers
Regie
Simcha Jacobovici
Kamera
Damir I. Chytil · Richard Fox
Musik
John Welsman
Schnitt
Graeme Ball · Ian Morehead
Länge
95 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm

Heimkino

Verleih DVD
NewKSM (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Simcha Jacobovici hat sich nichts weniger zum Ziel gesetzt, als die in der Bibel erzählten Geschehnisse wissenschaftlich zu belegen. Da dies ein hoher Anspruch ist, geht bei dem israelisch-kanadischen Journalisten auch nichts ohne Superlative: Bahnbrechende Erkenntnisse, weltbeste Experten, älteste Inschriften, Entdeckung des Jahrtausends (!) – höchst selbstbewusst promoten der Regisseur und sein Produzent James Cameron den Film „Der Exodus“, der mit mehr oder auch weniger wissenschaftlichen Mitteln zu belegen versucht, dass der Auszug der Israeliten aus Ägypten samt den nachfolgenden biblischen Plagen eine historische Tatsache darstellt. Jacobovici, der mit „The lost tomb of Jesus“, einem Film über das angebliche Grab Jesu, an Ostern 2007 für Aufsehen sorgen wollte und dann doch vor allem Kritik von Archäologen und Theologen erntete, reiste für „Der Exodus“ durch Ägypten und Griechenland, um in Museumskellern, Ausgrabungsstätten oder mitten in der Wüste nach Spuren zu suchen, die seine These stützen. Das ist mal eine königliche Mumie im Museum von Kairo, mal ein Siegelring in der einstigen Siedlung Avaris. Was die Fundstücke verbindet, ist, dass sie sich jeweils scheinbar nahtlos in Jacobovicis Theorie einpassen lassen – zur Not wird eben das Datum des Exodus um 250 Jahre vorverlegt. Dabei sind manche der vorgelegten Fakten oder Entdeckungen durchaus interessant, spannend, ja, auch unterhaltsam. Enervierend allerdings ist Jacobovicis Obsession, alles und jeden nur auf seine zentrale These hin zu interpretieren – und der völlige Mangel an Distanz zu sich und seinem Projekt: Der aufgeblähte Habitus, mit dem der meist selbst im Bild erscheinende Autor oder sein Kompagnon Cameron die gesammelten Erkenntnisse als Wendepunkte für die Menschheitsgeschichte präsentieren, die Verbissenheit, mit der hier ständig Weltbewegendes entdeckt werden soll. Unterstrichen werden solche Bemühungen durch sensationalistische (Computer-)Effekte und einen dräuenden Soundtrack, wie man überhaupt permanent von Reizen überflutet wird: Archivmaterialien, Interviews, Dokumentaraufnahmen wechseln sich mit computergenerierten Bildern, Grafiken und Räumen ab, in denen die Zeiträder sich drehen, Projektionsflächen aufblitzen und die Kamera über Gestänge, Wasserflächen und nachgestellte Artefakte taumelt. Auch auf der mit Musik und vor allem Informationen voll beladenen Tonspur ist kaum ein Moment der Muße zu finden. So wird „Der Exodus“ nicht nur zur inhaltlich fragwürdigen, sondern auch stilistisch misslungenen Produktion.
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