Drama | Spanien 2005 | 86 Minuten

Regie: Alberto Rodríguez

Ein Insasse eines Jugendknasts bekommt 48 Stunden Freigang, um an der Hochzeit seines älteren Bruders teilnehmen zu können. Er nutzt diese Gelegenheit, um sein Stadtviertel in Sevilla und alte Freunde wiederzusehen und all das nachzuholen, was im Gefängnis nicht möglich war. Porträt eines "angry young man", von unerfüllten Träumen und vom sozialen Mittelmaß in Neubauvierteln am Rande moderner Großstädte, das zwar vorhersehbar und in seiner Figurenzeichnung nicht immer deutlich konturiert ist, durch seinen Rhythmus und seine Authentizität jedoch beeindruckt. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
7 VÍRGENES
Produktionsland
Spanien
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Tesela/La Zanfona Prod.
Regie
Alberto Rodríguez
Buch
Alberto Rodríguez · Rafael Cobos López
Kamera
Alex Catalán
Musik
Julio de la Rosa
Schnitt
J. Manuel G. Moyano
Darsteller
Juan José Ballesta (Tano) · Jesús Carroza (Richi) · Vincente Romero (Santacana) · Alba Rodríguez (Patri) · Julián Villagrán (José Maria)
Länge
86 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen dt. untertitelbaren Audiokommentar des Regisseurs.

Verleih DVD
Kool (2.35:1, DD5.1 span., DD2.0 dt.)
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Diskussion
„7 Jungfrauen“ handelt von den Erlebnissen zweier Jugendlicher in den ärmeren Vorstädten Sevillas. Tano sitzt im Jugendknast, irgendwo in Andalusien. Als sein älterer Bruder heiratet, erhält er 48 Stunden Freigang. Tano versteht sich zwar nicht besonders mit seinem älteren Bruder, aber er nutzt die Gelegenheit, seine Freunde und sein „barrio“, sein Stadtviertel, wiederzusehen. Der Jugendliche genießt die Freiheit in vollen Zügen, aber er merkt bald, dass sich in seiner Abwesenheit alles, was ihm vertraut und sicher schien, geändert hat: das Viertel, die Familie, die Freunde und auch die Liebe. Er trifft seinen besten Freund und beschließt, sich bis zum Exzess zu vergnügen und all das nachzuholen, was im Jugendknast verboten ist. Er betrinkt sich, klaut, nimmt Drogen, verliebt sich und findet dabei zum Leben und zu sich selbst zurück. So markieren die 48 Stunden für Tano auch den Eintritt in die Welt der Erwachsenen. Spätestens seit dem Überraschungserfolg von Benito Zambranos „Solas” (fd 34 765) hat der andalusische Film die folkloristischen Klischees früherer Jahre abgeworfen und inzwischen auch eine Infrastruktur entwickelt, die ihn gleichberechtigt an die Seite anderer spanischer Filmregionen treten lässt. Regisseur Alberto Rodríguez wurde vor einigen Jahren mit dem experimentierfreudigen Film „El factor Pilgrim“ (Der Pilgrim Faktor) bekannt. Auch sein erster Spielfilm in Eigenregie, „El traje“ („Der Anzug“), handelte auf recht unkonventionelle Weise von einer Immigration in Sevilla, wie auch „7 Virgenes“ ein nahezu unbekanntes Andalusien zeigt. Der Film spielt in den ärmeren Stadtteilen Sevillas und handelt von unerfüllten Träumen und zerstörten Illusionen, vom sozialen Mittelmaß in den Neubauvierteln am Rande der Stadt. Manchmal ist die Handlung jedoch recht vorhersehbar, weil das Subgenre des „angry young man“ nur wenig variiert wird. „7 Virgenes“ erinnert aber auch an „Barrio“ von Fernando León de Aranoa, mit dem vor neun Jahren auch ein neuer sozialer Realismus in den spanischen Film einkehrte, Jahrzehnte, nachdem Carlos Saura die marginalisierten Jugendlichen der Vorstädte für das spanische Kino entdeckt hatte. In der Geschichte von Tano und seinen Freunden bleiben die Nebenfiguren wie Tanos Freundin oder sein Bruder jedoch zu blass, um als Kontrapunkte zum Protagonisten wirken zu können. Allerdings beeindruckt der Film durch seinen Rhythmus und seine Authentizität. Blicke, Bewegungen, das Schweigen oder das, was nicht gesagt wird, sind hier allemal stärker als die gesprochenen Worte. Besonders beeindruckend ist das Zusammenspiel professioneller Schauspieler mit den jugendlichen Laiendarstellern, was teilweise jedoch zu einem so starken Lokalkolorit führt, dass die Dialoge für Nichtandalusier nur schwer verständlich sind. Die Kamera begleitet die Protagonisten angemessen und schafft dadurch einen eigenen Realismus. Der Handlung angepasst ist auch der Schnitt, von langsamen Einstellungen bis zum videoclipartigen Stakkato. „7 Jungfrauen“ spiegelt eine soziale Wirklichkeit, ohne mit dem Zeigefinger zu moralisieren. Der Film porträtiert die Wirklichkeit zerrütteter Familien und sozialer Randgruppen, in denen nur noch das Recht des Stärkeren gilt; Menschen, die „der durchschnittliche Kinogänger nicht einmal wahrnimmt, nur dann, wenn er sich belästigt fühlt, oder wenn diese Randgruppen Schlagzeilen machen“, jugendliche Außenseiter, für die Vandalismus und Kriminalität ein Zeitvertreib sind, weil sie der Weg in die kleinbürgerliche Behaglichkeit langweilt, auch wenn sie am Ende einen hohen Preis dafür zahlen.
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