Südafrika 1977. Die schwarze Bevölkerung lehnt sich gegen die Unterdrückung auf und fordert ein Ende der Apartheid. Bei einer Demonstration, die er niederschlagen soll, erschießt der junge Cop André Stander einen Schwarzen. Geplagt von Schuldgefühlen, verliert er seinen Glauben ans System, probt die Revolte, erst als Einzelgänger, der in der Mittagspause Banken überfällt, später, nach Verhaftung, Gefängnis und Flucht, mit Gefolgsleuten als "Stander Gang". Der Film schildert das Leben einer realen Persönlichkeit, die in ihrer Heimat zu einer Art Robin Hood wurde. Im Zentrum steht weniger die spannende Inszenierung der trickreichen Überfälle als das Porträt eines Mannes, der von einem Moment der Erkenntnis aus der Bahn geworfen wird, in dem sich ihm die Grausamkeit der herrschenden Hierarchie offenbart.
- Ab 16.
Stander
- | Kanada/Deutschland/Südafrika/Großbritannien 2003 | 113 Minuten
Regie: Bronwen Hughes
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Filmdaten
- Originaltitel
- STANDER
- Produktionsland
- Kanada/Deutschland/Südafrika/Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- Grosvenor Park/Seven Arts/ApolloProMedia/The Imaginarium
- Regie
- Bronwen Hughes
- Buch
- Bima Stagg
- Kamera
- Jess Hall
- Musik
- David Holmes
- Schnitt
- Robert Ivison
- Darsteller
- Thomas Jane (Andre Stander) · Ashley Taylor (Deventer) · David O'Hara (Allan Heyl) · Dexter Fletcher (Lee McCall) · Deborah Kara Unger (Bekkie Stander)
- Länge
- 113 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Aus der Vogelperspektive betrachtet, sieht die Welt übersichtlich aus: Felder, Gebäude und Straßen ergeben geometrische Muster aus Linien, Kreisen, Quadraten. Aber mitten drin im Leben verliert man leicht den Überblick. Dies suggeriert die Exposition von „Stander“, die sich nach einer ruhigen Flugsequenz mitten in die Straßen von Johannesburg stürzt, wo der junge Cop André Stander mit einem schnellen Wagen die Straßen unsicher macht. Die ausgelassene Stimmung hält aber nicht lange vor. Es ist das Jahr 1977; die schwarze Bevölkerung Südafrikas lehnt sich gegen die Unterdrückung auf, fordert die Freilassung Nelson Mandelas und ein Ende der Apartheid. Stander wird losgeschickt, um eine Demonstration in den Townships niederzuschlagen. Die Stimmung eskaliert, Stander erschießt einen jungen Schwarzen. Von diesem Tag an plagen ihn Schuldgefühle. Mehr noch: Er verliert seinen Glauben an das System. Also probt er die Revolte, erst als dreister Einzelgänger, der in der Mittagspause Banken überfällt, und nachmittags als Cop die Zeugen befragt; später dann, nach Verhaftung, Gefängnis und Flucht, mit Gefolgsleuten als „Stander Gang“. Die Polizei steht in der Presse als Versager da; aus Angst um die innere Ordnung setzt sie alles daran, das „schwarze Schaf“ zur Strecke zu bringen. Regisseur Bronwen Hughes schildert das Leben einer realen Persönlichkeit: André Stander reüssierte in seiner Heimat zu einer Art Robin Hood. Die anfängliche Autojagd, die Outfits der Darsteller wie auch die Musik des Bio-Pics sind eine deutliche Reminiszenz an die wilden 1970er-Jahre, insbesondere deren Cop- und Gangster-Filme, deren Look und Stimmung treffend wiedergegeben werden. Im Zentrum steht jedoch weniger die spannende Inszenierung der trickreichen Überfälle, sondern das Porträt eines Mannes, der von einem Moment der Erkenntnis völlig aus der Bahn geworfen wird, in dem sich ihm die Grausamkeit der herrschenden Hierarchie offenbart. Inszenatorischer Dreh- und Angelpunkt ist denn auch die Sequenz, die den Aufstand in Soweto zeigt und in der der Film über eine normale Genregeschichte hinauswächst. Die Kraft dieser Bilder lässt Standers nachfolgende Überfälle blass aussehen: spielerische Nadelstiche eines Jungen, der die verwerfliche Logik der Erwachsenenwelt nicht mehr mittragen will, es sich aber auch nicht zutraut, deren System zu ändern oder wirkliche Alternativen zu entwickeln. Als Rebell, zwar durchaus mit Grund, aber ohne Ziel, erscheint er mehr und mehr als tragisch-ruheloser Außenseiter denn als heroischer Widerständler. Den „Point of no return“, den die Outlaws der großen Gangsterfilme immer erreichen, erlebt Hughes’ André Stander jedenfalls schon lange vor seiner kriminellen Karriere.
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