My Girl
Drama | Thailand 2003 | 117 Minuten
Regie: Komgrit Threewimol
Filmdaten
- Originaltitel
- FAN CHAN
- Produktionsland
- Thailand
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- GMM/Tai Entertainment/Hub ho hin Films/365 Film Production (Kollektiv)
- Regie
- Komgrit Threewimol · Songyos Sugmakanan · Nithiwat Tharatorn · Vijja Kojew · Vithaya Thongyuyong
- Buch
- Komgrit Threewimol · Songyos Sugmakanan · Nithiwat Tharatorn · Vijja Kojew · Vithaya Thongyuyong
- Kamera
- Songyos Sugmakanan
- Musik
- Soothorn Yodsrithong · Viroj Ta-Arsa · Kongkiat Ruennoy
- Schnitt
- Nithiwat Tharatorn
- Darsteller
- Chalee Trirat (Jeab als Junge) · Chawin Chitsomboon (Jeab als junger Mann) · Focus Jeerakul (Noinah) · Wongsakorn Rasameetat (Jeabs Vater) · Anurasa Chantarangsri (Jeabs Mutter)
- Länge
- 117 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
In „My Girl“, einem Wunderwerk der filmischen Be- und Entschleunigung, erzählen sechs junge thailändische Regisseure – in einer ausholenden Rückblende – von den Problemen einer ersten zarten Kindheitsliebe. Noinah und Jeab sind Nachbarskinder, etwa zehn Jahre alt und von klein auf eng befreundet. Ihre Mütter sind gute Freundinnen und ihre Väter, beide Friseure, betreiben – getrennt durch einem Getränkeladen – nebeneinander ihre Salons. Jeab spielt als einziger Junge mit Noinah, die unter den Mädchen des Viertels den Ton angibt. Ihre Beziehung wird zum Problem, als er sich um die Anerkennung der Jungen zu bemühen beginnt, die jenseits einer befahrenen Straße spielen. In der knapp skizzierten Rahmenhandlung begleitet Jeabs Off-Stimme die Geschichte. Da ist er Anfang 20 und lebt in Bangkok, als er von Noinah die Einladung zu ihrer Hochzeit erhält. Auf dem Weg in die Stadt seiner Kindheit schiebt er alte Musikkassetten in sein Autoradio – durch die Erinnerungen an die Kindheitsjahre wach werden. Es sind die Jahre des Gummi-Twist, es wird viel gesungen, beispielsweise bei der Feier des nationalen Kindertages in der Schule, wenn eine Boy-Group um den pummeligen Jack und Noinahs Girl-Group mit den zeitgenössischen thailändischen Liebesliedern ihre Auftritte haben.
Die Einführung der Charaktere entwickelt „My Girl“ in liebevoll und stilsicher inszenierten Sequenzen. Da werden die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Väter bei der Arbeit beobachtet: Während Noinahs Vater als Zigaretten rauchender Künstler dargestellt wird, der Inspiration braucht, arbeitet Jeabs Vater mit geschäftsmäßiger Präzision. Jeab wird als notorischer Langschläfer, Jack als notorischer Sitzenbleiber und Noinah als Queen des Gummi-Twist vorgestellt. Einige Szenen sind wie Videoclips arrangiert, etwa wenn Jeab für Jacks Bande ein Fußballspiel gewinnt und die Mannschaft anschließend in Siegerlaune nach Hause radelt. An den Lenkern hängen bunte Wassersäckchen, die im Licht der Abendsonne schaukeln.
In Thailand war der Film ein überwältigender Erfolg, was einerseits am gelungenen Einsatz der 1970er-Jahre-Songs gelegen haben mag, andererseits am Wortwitz des Off-Kommentars, in dem Jeab etwa vom mangelnden Verständnis der Mütter für den beruflichen Ehrgeiz ihrer Männer berichtet. „Die schneiden nur Haare und keine Kehlen durch“, heißt es da sarkastisch, „die wachsen wieder nach und die Leute brauchen immer wieder ein Schnitt!“ Auch für westlich geprägte Augen und Ohren bietet „My Girl“ eine Fülle schöner Bilder und kurzweiliges Vergnügen. Beispielsweise bei einer trickreich inszenierten Schwertkampfszene der Jungen. Eine Traumsequenz, die auf den ersten Blick wie eine aufwendige Computer- Animation aussieht, sich bei genauerem Hinsehen aber als intelligenter Filmtrick entpuppt. Vor allem die Kamera gerät in Bewegung, wenn Jack, der mit seiner Körperfülle einem kleinen Sumo-Kämpfer ähnelt, sich mit ausgestreckten Armen um die eigene Achse dreht und zwei andere Kämpfer durch die Luft wirbelt. Spannung baut sich auf, wenn im Schulbus Jeab neben Noinah sitzt und Jack klarstellt: „Wir spielen nicht mit Weicheiern!“ Zu den Mutproben, die Jeab bestehen muss, zählt dann auch das Durchschneiden des Gummibandes.
Wiederkehrende Bilder von liebevoll fotografierten Details sorgen im Lauf der Geschichte für visuelle Kontinuität, etwa wenn Jeab morgens mit dem Vater dem Schulbus hinterher jagt und der Blick auf die Fronten der Friseurläden fäält, auf die Pfütze, in der sich die Schatten der Fahrräder oder der Vollmond spiegeln, oder auf zwei Spatzen, die auf dem Dach des Hauses sitzen. Das Schlussbild zum wortreichen Off-Monolog kommt deshalb um so effektvoller zur Geltung. Es zeigt nicht das Bild der erwachsenen, sondern das der jungen Noinah, „das Mädchen mit den schwarzen Zöpfen und den rosigen Wangen.“