Eine kleine Hexenschülerin soll in die Riege der Meisterinnen aufgenommen werden, doch eine alte Neiderin hintertreibt die Initiation. Turbulente Verfilmung nach Otfried Preußlers berühmtem Kinderbuch "Die kleine Hexe".
Eigentlich ist Bibi noch viel zu jung zum Hexen. Und wenn es nach ihrem Vater Bernhard Blocksberg ginge, würde Bibi nie eine richtige Hexe werden. Denn Hexen ist in seinen Augen etwas Widernatürliches und gehört nicht zu einem „ordentlichen“ Familienleben. Bibis Mutter Barbara sieht das ein wenig anders; immerhin hat Bernhard mit ihr eine waschechte Hexe geheiratet. Deshalb freut sie sich auch, als ein Brief der Oberhexe Walpurgia ins Haus flattert, in dem Bibi trotz ihres zarten Alters zum großen Hexeninitiationsritus auf den Blocksberg eingeladen wird. Grund dafür ist die selbstlose Rettungstat, mit der Bibi zwei Kinder durch eine herbeigezauberte Regenwolke vor dem sicheren Feuertod bewahrte.
Vater Bernhard aber würde seine beiden Hexen am liebsten „entmachten“, sieht doch sein Chef es gar nicht gerne, dass der Buchhalter unter zauberhaftem Einfluss steht. Im Hexenreich findet der Vater eine niederträchtige Verbündete: Die Hexe Rabia würde alles tun, damit Bibi nicht schon jetzt den Rang einer Hexe bekleiden und die unbezahlbare Kristallkugel, die von Hexe zu Hexe weitergegeben wird, in den Händen halten darf.
Die Familieneintracht wird strapaziert
Doch Rabias Plan gerät während der Zeremonie außer Kontrolle. Zwar gelingt es ihr, Bibis Kugel zu zerstören, doch sie muss dem Mädchen zur Strafe ihre eigene Kugel überreichen. Gedemütigt sinnt die böse Hexe auf Rache, zumal sie in ihrer Kugel die gestohlene Formel für ewige Jugend versteckt hat. Mit aller Macht treibt sie einen Keil in die ohnehin strapazierte Eintracht der Blocksbergs. Darunter leiden vor allem Bibis bester Freund Florian und ihr Vater, der beruflich vor dem Ende steht. Nur ihm zu Liebe wollen die beiden Hexen öffentlich ihr Amt niederlegen. Doch täten sie dies, hätte Rabia endgültig gewonnen.
In Filmen besitzen Bösewichter eine besondere Aura. Sie sind die Reibepunkte einer Geschichte dienen als Katalysator für das Gute. Gut zu sein, zahlt sich zwar meistens aus, doch es macht mehr Spaß, das Böse zu verkörpern. Das gilt natürlich auch für die Figur der Rabia. Junge Zuschauer können sich darüber erregen, dass sie ohne Rücksicht auf Verluste abgründige Pläne schmiedet und sich am Leid der Menschen delektiert. Natürlich sorgt ein moralischer Impetus am Ende dafür, dass sich solche Schlechtigkeit nicht auszahlt.
Corinna Harfouch glänzt als Hexe Rabia
Doch auch Schauspieler haben als Bösewichte immer die besseren Karten. Wenngleich eine solche Figur am Ende fast immer in die Hölle fährt, darf sie davor doch genussvoll böse sein. Ein solcher Charakter bleibt auch besser in Erinnerung. Es ist nicht verwunderlich, dass Corinna Harfouch in der Rolle der Rabia die mit Abstand beste Leistung des Films und die einprägsamste Performance bietet. Bibi, ihre Übermutter, den herzensguten Vater, ihren netten Freund und die aalglatten Freundinnen hat man schnell wieder vergessen, doch Rabia und ihre Taten bleiben lange haften.
Abgesehen von der schauspielerischen Leistung und den tollen Kostümen liegt das vor allem an der austauschbaren Geschichte sowie einer lahmen Regie, die sich kaum Mühe gibt, dem Guten auf die Sprünge zu helfen. Nur das Drama um den Vater Blocksberg bietet etwas Reibungsfläche. Seine Hexenphobie ist aber derart überzogen, dass sich nicht nur ältere Zuschauer fragen werden, warum er dann überhaupt in einen Hexenclan eingeheiratet hat.
Die erfolgreichen Buch-, Hörspiel- und Trickfilmvorlagen um Bibi Blocksberg variieren auf ihre Weise alle Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker „Die kleine Hexe“. Auch der Kinoableger ist nicht viel mehr als eine weitere unverbindliche Hexengeschichte, die neben dem literarischen Vorbild auch mit US-amerikanischen Erfolgsfilmen kokettiert, ohne sie in Form, Inhalt und Fantasie zu erreichen. Die Erkenntnis, die man aus „Bibi Blocksberg“ zieht, besagt, dass eine Welt ohne böse Hexen doch recht langweilig wäre.