Eine sechsköpfige Filmcrew versucht im unwirtlichen Norden der kanadischen Eiswüste, dem Phänomen des Nordlichts auf die Spur zu kommen. Ein Film über die Abbildung des eigentlich Unabbildbaren, der mit faszinierenden Aufnahmen des Naturschauspiels aufwartet. Da er es jedoch nicht auf dieser Ebene beläßt, sondern dem Mythos auf die Spur kommen will und mit pathetisch-poetischen Voice-Over-Kommentaren immer wieder die Situation der Filmcrew beschwört, gerät der filmische Ansatz in eine Schieflage, und die Reflexion droht in Selbstgefälligkeit umzukippen.
- Ab 14.
Picture of Light
Dokumentarfilm | Kanada/Schweiz 1994 | 85 (Orig. 93) Minuten
Regie: Peter Mettler
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Filmdaten
- Originaltitel
- PICTURE OF LIGHT
- Produktionsland
- Kanada/Schweiz
- Produktionsjahr
- 1994
- Produktionsfirma
- Grimthorpe Film
- Regie
- Peter Mettler
- Buch
- Peter Mettler
- Kamera
- Peter Mettler
- Musik
- Jim O'Rourke
- Schnitt
- Peter Mettler · Mike Munn
- Länge
- 85 (Orig. 93) Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Das Unabbildbare abbilden, dem Mythos auf die Spur kommen, das Wesen des Wunders hinterfragen: Diese Beweggründe müssen den Schweiz-Kanadier Peter Mettler getrieben haben, als er sich Anfang der 90er Jahre mit einer sechsköpfigen Crew aufmachte, um im kanadischen Örtchen Churchill, Manitoba, am nödlichen Ende der gerade noch zivilisierten Welt ein einzigartiges Naturschauspiel zu filmen: die aurora borealis, das Nordlicht. Zwei Reisen hat es gebraucht, Wochen des Wartens, bis dann endlich am 23.2.1992 das gar nicht so seltene Naturschauspiel auf Film gebannt werden konnte. Einzelbildaufnahmen (drei Bilder pro Minute) machten es möglich, die faszinierend schillernden Lichterwände und - Schleier aufzunehmen und das höchst vergängliche Phänomen aus Elektrizität und Magnetismus seiner Vergänglichkeit zu entreißen.Es sind überwältigende Bilder, festgehalten mit einer wintertauglichen Filmtechnik. Doch man fragt sich: Warum? Zweifelsfrei auch, um dieses Wunder der Natur zu dokumentieren, doch Mettler will mehr. Will eindringen in den unbegreiflichen Mythos des ewigen Eises, in das Wesen der Menschen, die sich diese Unwirtlichkeit als Lebensraum erkoren haben. Er befragt Bewohner von Churchill nach ihrem Leben(sgefühl), den Empfindungen, die das Nordlicht in ihnen auslöst, stellt Inuit-Legenden vor, bringt mit einem auf die Dauer schwer zu ertragenden, gesucht pathetisch-poetischen Voice-Over-Kommentar immer wieder die Situation der Filmcrew zur Sprache. So entsteht ein Film über das Warten am Ende der elektrifizierten Welt, das Herumhängen in gerade noch passablen Motelzimmern, mit dem Fernseher als einziger Verbindung zur Außenwelt. Auch dieser filmische Ansatz ist durchaus legitim, gerät bei Mettler allerdings in Schieflage, wenn Selbstreflexion in Selbstgefälligkeit umzukippen droht. Fast ständig stapft ein Mitglied des Teams durch die majestätische Schnee- und Eislandschaft, jemand philosophiert über die unnachahmliche Schönheit von Schneewehen und hat sich eine eigene - mickrige - im Motelzimmer nachgebaut. Ein Eskimo spricht davon, wie viel Spaß die Jagd macht, und sofort wähnt sich Mettler in der Rolle des "modernen Jägers". Etwas mehr Zurückhaltung wäre mehr gewesen. Immer wieder wird über den Sinn des Lebens philosophiert, über Stillstand und den Zusammenbruch der Technologie, gleichzeitig kommt - äußerst technologiefreundlich - Dr. Lind zu Wort, ein Mitglied der Space Lab 3 Crew, der versucht, aus dem Orbit das Phänomen des Nordlichts zu erklären.Auf der visuellen Ebene verhält es sich ähnlich. Mettler bildet nicht bloß ab, er inszeniert, und man gewinnt den Eindruck, er wolle einer eher verschwommenen Idee Nachdruck verleihen. Da werden Bilder von Dorfbewohnern lose mit deren Aussagen über das Nordlicht montiert, so daß der Eindruck eines "universellen Gefühls" entsteht. Dabei wird verschmolzen, was nicht zu verschmelzen ist. Denn während die meisten dem Naturschauspiel durchaus erliegen, fühlt sich der Pfarrer des Ortes an den Zweiten Weltkrieg erinnert, an Luftangriff und die Scheinwerfer der Flakabwehr. Auch mit der Wahl seiner (Natur-)Bilder scheint der Film nicht immer gut beraten. Daß Schönheit und Kitsch eng beieinanderliegen, ist eine Binsenweisheit, doch wenn die Kameraperspektive immer häufiger in Richtung Kitsch tendiert, nicht nur das Licht haben will, sondern auch den Mond und den Baum im Vordergrund und die Eisweite der Tundra, dann mag man manchmal gar nicht mehr hinschauen.
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