Dokumentarfilm | Deutschland 1991 | 89 Minuten

Regie: Heide Breitel

Ein ideales Beispiel für Sterbebegleitung von krebskranken Frauen in einem Sterbehospiz wird in einer Langzeitstudie dokumentiert. Das Schicksal der unheilbaren Kranken, die durch das Pflegepersonal auf den Tod vorbereitet werden, berührt tief und weist auf ein dringendes Zeitproblem hin. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1991
Produktionsfirma
Heide Breitel Filmproduktion
Regie
Heide Breitel
Buch
Heide Breitel
Kamera
Gisela Tuchtenhagen
Musik
DA CAPO
Schnitt
Heide Breitel
Darsteller
Sybille Brombach · Gisela Schulte · Resi Wildner
Länge
89 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Dokumentarfilm

Diskussion
Der Tod ist in einer immer stärker auf das Diesseits ausgerichteten Gesellschaft ein Tabu. Die Menschen reden gem vom Leben, vom besseren Leben. Der Gedanke ans Sterben, das für alle Menschen gewiß ist, löst sogar Ängste aus. Aus dieser Erkenntnis heraus faßte die Dokumentaristin Heide Breitel den Entschluß, einen Dokumentarfilm über den Umgang mit dem Tod in heutiger Zeit zu drehen. Bei ihren Recherchen stieß sie auf den "Freundeskreis für Sterbebegleitung" im rheinischen Lohmar. Dieser 1988 von Sybille und Jo Brombach gegründete Kreis mit inzwischen 250 Mitgliedern steht Menschen, die den Tod im wahrsten Sinne des Wortes "vor Augen haben", in ihren letzten Wochen und Stunden bei. Inzwischen konnte der Verein ohne öffentliche Mittel ein Sterbehospiz, das Haus Elisabeth, gründen.

Der Tenor der Einweihung ist der Tenor des Films geworden. "Wir wollen Freund sein, wir wollen dasein, wir wollen zeigen: Du bist nicht allein", so bekräftigte Jo Brombach im neuen Haus die Ziele des Vereins. Und diese Szene ist auch das erste Bild der Filmdokumentation. Seine Frau sagt an anderer Stelle: "Wir wollen keine Sterbehilfe leisten, wir üben Sterbebegleitung."

Begleitung ist auch Absicht von Heide Breitel. Sie hat ein Jahr lang das Werden des Elisabeth-Hospizes verfolgt, sie hat ein Jahr lang die Kranken beobachtet, die am Leben hängen, aber den Tod immer näher kommen sehen. Sie läßt krebskranke Frauen über ihr Leben sprechen, über das, was sie im Augenblick bewegt, über ihre knapp bemessene Zukunft. Die Hausfrau und Mutter lebt bewußt und bereitet sich in der Gewißheit des bevorstehenden Endes auf den Tod vor. Sie läßt sogar ein Totenhemd nach ihren Vorstellungen anfertigen. Die ehemalige Kriminalkommissarin will als Alleinstehende eine anonyme Grabstätte haben. Wer sollte sich schon um ihr Grab kümmern.

Angst vor dem Tod haben die Frauen nicht. In vielen Gesprächen mit den sechs hauptamtlichen und vielen ehrenamtlichen Pflegekräften haben sie die Angst bezwungen. Angst vor dem Tod anderer hat auch der junge Brombach nicht, wie er vor der Kamera betont, aber vor seinem eigenen Tod hat er sie schon, gesteht er.

Der Wirkung der Dokumentation kann sich so leicht niemand entziehen. Da wird ohne es anzusprechen der immer wieder geäußerten These entgegengearbeitet, ein unheilbarer Kranker müsse sein Leben selbst oder mit fremder Hilfe beenden dürfen. Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) hat dem Film das höchste Prädikat "Besonders wertvoll" erteilt, wegen des Themas und seiner Wirkung sicherlich zu Recht. Formal hat die Dokumentation Mängel. Der Schnitt (die 1000 Meter Schmalfilm sind aus 18 000 Metern Material ausgewählt) könnte konsequenter sein, um Längen auszumerzen; die Ausleuchtung ist durchweg ungenügend, und die Regie, die allerdings zwei Handlungsstränge parallel laufen lassen mußte, springt manchmal unmotiviert. Wegen seiner eindringlichen Hinweise auf ein Zeitproblem dennoch sehens- und diskussionswert.
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