Gräfin Mariza (1958)

wernstein@web.de | 26.04.2023

Farbenfrohe westdeutsche Operettenverfilmung, die dennoch insgesamt eher hausbacken und ideenarm bleibt und sich vorrangig auf die Präsenz prominenter Gesangs-, Show- und Filmstars verlässt. Heutige Zuschauer empfinden die Anhäufung von stereotypen „Zigeuner“- und Ungarnklischees sehr unangenehm, obgleich diese im Film selten offen rassistisch verwendet werden und eher im Kontext von romantisierender Weltflucht und der Sehnsucht nach der guten alten Zeit vor den beiden Weltkriegen geprägt sind, wie es für den westdeutschen und österreichischen Nachkriegsfilm typisch war. Als Musikfilm bleibt er handwerklich trotzdem beachtlich, weil die Hauptrollen mit renommierten Opernstars der Entstehungszeit wie Christine Görner und Rudolf Schock besetzt wurden, deren Auftritte bis heute musikalisch überzeugen können, unterstützt durch die immer noch sehenswerten Darbietungen der damals bekannten und auch internationl sehr erfolgreichen Revue- und Showstars Alice und Ellen Kessler. Ansonsten bleibt „Gräfin Mariza“ auf dem scheinbar sorglosen Niveau des UFA-Operettenfilms der dreißiger und vierziger Jahre stehen, nur eingefleischte Fans des Genres werden die beachtliche Lauflänge von knapp zwei Stunden nicht als Geduldprobe empfinden.