Die Auguren an der Croisette hatten in diesem Jahr leichtes Spiel. Die Verkündigung der Preise brachte keine Überraschungen. Die begehrten "Palmen" gingen an die Filme, die im Wettbewerb des weltweit wichtigsten Filmfestivals den stärksten Eindruck hinterlassen hatten. Neben den künstlerisch herausragenden Produktionen, die auch verdientermaßen ausgezeichnet wurden, gab es für ein Festival, das innovative Akzente setzen soll, viel handwerklich Gediegenes, dem aber der Funken der außergewöhnlichen Inspiration fehlte.
Die Favoriten waren schon im Laufe der Wettbewerbswoche klar. Am meisten wurde darüber spekuliert, ob die "Goldene Palme" erstmals an eine Frau geht. Jane Campion, die neuseeländische Regisseurin, wird mit ihrem Film "The Piano" in die Geschichte der Festspiele als erste Preisträgerin der "Goldenen Palme" eingehen, auch wenn sie sich den Ruhm mit dem Chinesen Chen Kaige teilen muß, der mit seinem furiosen Epos "Farewell to My Concubine" auch die Kritikerjury der FIPRESCI begeisterte.