© 1965 StudioCanal/Gloria Films Production/Fina Cinematografica (Lilli Palmer, Jean Gabin, Michèle Mercier in „Auch eine französische Ehe“)

Auch eine französische Ehe (arte)

Charakterkomödie um einen groben Tierarzt, der eine junge Prostituierte bei sich aufnimmt - am 23.9., 20.15-21.40 Uhr, auf arte

Veröffentlicht am
11. September 2024
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Léandre Brassac (Jean Gabin) war ein tüchtiger Tierarzt in der Bretagne, doch anders als Tieren bringt der grobschlächtige, alkoholsüchtige Mann in den Sechzigern Menschen keine sehr freundlichen Gefühle gegenüber. So hat er den Großteil seiner Umgebung vor den Kopf gestoßen, die logische Konsequenz der Feindseligkeit ist ihm gerade recht, zumal er als Besitzer eines kleinen Schlosses finanziell ausgesorgt hat. Eines Tages allerdings gabelt er bei einem Besuch in der Stadt die junge Prostituierte und Hundebesitzerin Simone (Michèle Mercier) auf, nimmt sie (samt ihrem Hündchen) mit aufs Land und lässt sie bei sich wohnen. Seine geplagte Frau Marie (Lilli Palmer) protestiert nicht dagegen, hat sie sich doch längst damit abgefunden, dass ihr Mann sie miserabel behandelt, da er ihr die gemeinsame Kinderlosigkeit vorwirft. Der Aufenthalt von Simone bleibt allerdings nicht ohne Folgen, deren nicht geringste der Wandel in Brassacs Verhalten ist.

Die ganz auf eine kauzige Altersrolle für Jean Gabin zugeschnittene Charakterkomödie von Denys de la Patellière war 1965 ein großer Kinohit in Frankreich. Gabin kostet die groben, aufbrausenden Züge seiner Rolle weidlich aus, der Originaltitel „Le tonnerre de Dieu“ (Der Donner Gottes) verweist sehr treffend auf die Zornesausfälle von Brassac, die gerade im Umgang mit Marie mitunter die Zuschauer-Sympathien für ihn zu verscherzen drohen. Freilich bleiben diese Attacken nicht unwidersprochen, nicht allein durch seine Frau, sondern auch durch die zusehends selbstbewusstere Simone. Michèle Mercier, damals gerade durch „Angélique“ zum Star geworden, schlägt sich darstellerisch sehr beachtlich neben Gabins Naturgewalt und macht glaubwürdig, wie sich ihre Figur allmählich von den Männern, die über sie bestimmen wollen, emanzipiert. – Ab 14.

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