Welches waren die besten Filme, die im Jahr 2021 in Deutschland gestartet sind – im Kino oder im Heimkino? Die Kritikerinnen und Kritiker von filmdienst.de haben ihre Rankings der zehn besten Filme des Jahres erstellt, aus denen dann die „Top 20“-Liste der wichtigsten Filme des Jahres 2021 ermittelt wurden.

Was für ein Jahr! Mit Lockdown und verschlossenen Kinos, viel Frust angesichts ständiger Startverschiebungen, aber auch einer Überfülle an neuen Arbeiten namhafter FIlmkünstler - plus dem anhaltenden Boom der Streamingdienste, die schon 2020 zu den großen Gewinnern der Pandemie gehörten. Die Kritikerinnen und Kritiker von filmdienst.de konnte jedenfalls nicht über mangelnde Auslastung klagen, auch nicht über die Qualität der Filme, was ihre "Top Ten"-Listen aufs Schönste spiegeln, die aus dem großen Angebot das Beste von Kino und Heimkino ausgesucht haben. Aus ihren einzelnen Votings wurde dann die Jahresbestenliste 2021 errechnet.

Angeführt wird die von Kelly Reichardts Western-Drama „First Cow“, dicht gefolgt von Dominik Grafs Erich-Kästner-Verfilmung „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“. An dritter Stelle platzierte sich der mit Body-Horror-Motiven spielende Cannes-Gewinner „Titane“ von Julia Ducournau.

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Ein schöner Zufall: Die "Top Ten" sind in diesem Jahr geradezu beispielhaft für Gender Equality. Neben Kelly Reichardt und Julia Ducournau begeisterte auch Jane Campion mit „The Power of the Dog“, ebenso wie Chloé Zhao mit ihrem Film „Nomadland“. Dazu kommt - als einziger Dokumentarfilm unter den "Top Ten 2021" - Maria Speth und „Herr Bachmann und seine Klasse“. Zu diesen fünf Werken der Frauen gesellen sich die Arbeiten von fünf Regisseurent: Dominik Graf und "Fabian oder Der Gang vor die Hunde", Thomas Vinterberg mit „Der Rausch“, Denis Villeneuve und „Dune“, Leos Carax mit „Annette“ sowie David Lowery und sein Ritterfilm „The Green Knight“.

Die besten Filme des Jahres 2021

1. First Cow

USA 2019. Regie: Kelly Reichardt. Mit John Magaro, Orion Lee. 122 Min. FSK: ab 6; f

Ein in meisterlicher Ruhe inszenierter Neo-Western um ein ungewöhnliches Duo, das sich an der „Frontier“ zwischen Wildnis und Zivilisation mit einer pfiffigen, wenn auch gefährlichen Geschäftsidee eine neue Existenz aufbauen will. – Sehenswert ab 14.

2. Fabian oder Der Gang vor die Hunde

Deutschland 2021. Regie: Dominik Graf. Mit Tom Schilling, Saskia Rosendahl. FSK: ab 12; f

Eine zerbrechliche Liebesgeschichte aus dem Berlin der 1930er-Jahre nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner, die sich mit dokumentarischen Einsprengseln und Bezügen zum Weimarer Kino zur meisterhaften Hommage auf Berlin und eine im Fallen begriffene Zeit verbindet. - Sehenswert ab 16.

3. Titane

Belgien/Frankreich 2021. Regie: Julia Ducournau. 108 Min. FSK: ab 16

Ein exzessiver Genre-Mix um eine Frau, die durch eine Titanplatte in ihrem Kopf zu einem Zwitterwesen mutiert, Männer mit einer Haarnadel killt und Sex mit einem Auto hat. – Ab 18.

4. Nomadland

USA 2020. Regie: Chloé Zhao. Mit Frances McDormand. 108 Min. FSK: ab 0; f

Empathisches, überwiegend mit Laien besetztes Road Movie um eine ältere Frau, die auf der Suche nach Arbeit in ihrem Van durch die USA driftet, und Anschluss an andere Menschen findet, die ihr Schicksal teilen. – Sehenswert ab 14.

5. Herr Bachmann und seine Klasse

Deutschland 2021. Regie: Maria Speth. 217 Min. FSK: ab 0; f

Ein meisterhafter Dokumentarfilm über die Multi-Kulti-Klasse 6b der Georg-Büchner-Schule in Stadtallendorf und ihren Lehrer Dieter Bachmann, der modellhaft gelingendes gesellschaftliches Handeln sichtbar macht. – Sehenswert ab 12.

6. The Power of the Dog

Neuseeland/Australien 2021. Regie: Jane Campion. 128 Min. FSK: ab 16; f

Spätwestern über einen herrischen Viehzüchter, der die Frau seines Bruders und deren Sohn drangsaliert. Eine Hinterfragung klassischer Western-Rollenbilder vor dem Hintergrund des sozialen Wandels im 20. Jahrhundert. – Sehenswert ab 16.

7. Der Rausch

Dänemark 2020. Regie: Thomas Vinterberg. Mit Mads Mikkelsen. 117 Min. FSK: ab 12; f

Facettenreiche Tragikomödie um vier Lehrer an einer dänischen Schule, die ihre verbrauchte Lebensenergie mit Wein und anderen Aufputschmitteln wieder anzufachen versuchen, was sich nach ersten Erfolgen schnell bis zum Delirium steigert. – Sehenswert ab 14.

8. Annette

Frankreich 2021. Regie: Léos Carax. Mit Adam Driver. 140 Min. FSK: ab 12; f

Ein düster-grandioses, virtuos inszeniertes Musical-Märchen um ein scheiterndes Künstler-Paar und seine mit einer übernatürlichen Stimme begabte Tochter. – Sehenswert ab 16.

9. Dune

USA 2020. Regie: Denis Villeneuve. Mit Timothée Chalamet. 156 Min. FSK: ab 12; f

Der erste Teil einer Neuverfilmung des gleichnamigen Science-Fiction-Romans von Frank Herbert entfaltet rund um die „Heldenreise“ seiner jugendlichen Hauptfigur ein intrigenreiches und gewaltvolles Drama mit dem Pathos einer griechischen Tragödie. – Ab 14.

10. The Green Knight

USA 2021. Regie: David Lowery. Mit Dev Patel. 130 Min. FSK: ab 16; f

Eigenwillige Neuinterpretation der Sage von Sir Gawain und dem Grünen Ritter als surreale, visuell bestechende Abenteuerreise eines sich seiner selbst nicht sicheren Protagonisten. – Sehenswert ab 16.

11. Drive My Car

Japan 2021. Regie: Ryûsuke Hamaguchi. Mit Hidetoshi Nishijima. 179 Min. FSK: ab 12; f

Ein kunstvoll komponiertes Drama über einen japanischen Theaterregisseur, der in Hiroshima „Onkel Wanja“ von Tschechow inszenieren soll, was ihm und allen Mitwirkenden Existenzielles abverlangt. – Sehenswert ab 16.

12. Große Freiheit

Deutschland/Österreich 2021. Regie: Sebastian Meise. 116 Min. FSK: ab 16; f

Ein kammerspielartiges Drama um einen zwischen 1945 und 1969 immer wieder wegen seiner Homosexualität inhaftierten Mann, der sich im Lauf der Zeit mit einem anfangs feindlichen Zellengenossen anfreundet. – Sehenswert ab 16.

13. The French Dispatch

USA/Deutschland/Frankreich 2020. Regie: Wes Anderson. 108 Min. FSK: ab 12; f

Nostalgische Hommage an den Qualitätsjournalismus und einen feuilletonistischen Blick auf die Welt, die anhand des letzten Ausgabe des französischen Ablegers eines US-Magazins dessen besonderen Esprit Revue passieren lässt. – Ab 14.

14. Benedetta

Frankreich/Niederlande 2021. Regie: Paul Verhoeven. 131 Min. FSK: ab 16; f

Provokant-freizügiges, analytisch-kluges Drama frei nach der wahren Geschichte der Nonne Benedetta Carlini, die als junge Frau im Italien des frühen 17. Jahrhunderts von religiösen Visionen sowie ihrem aufkeimenden lesbischen Verlangen gequält wird und sich Feinde macht. – Ab 16.

15. The Father

Großbritannien/Frankreich 2020. Regie: Florian Zeller. 98 Min. FSK: ab 6; f

Packendes Drama um Demenz und Identitätsverlust, das konsequent aus Sicht eines 80-jährigen Mannes erzählt ist, dessen Verwirrung sich unmittelbar überträgt. – Sehenswert ab 14.

16. Minari

USA 2020. Regie: Lee Isaac Chung. Mit Steven Yeun. 116 Min. FSK: ab 6; f

Bewegendes Drama um eine koreanische Familie, das dem amerikanischen Traum in den 1980er-Jahren neue kulturelle und ökologische Facetten abgewinnt, als der Vater sich als Farmer versucht. – Sehenswert ab 14.

17. The Trouble with Being Born

Österreich/Deutschland 2019. Regie: Sandra Wollner. 97 Min. FSK: ab 16; f

Komplexes Emanzipationsdrama um ein Android-Mädchen, das die Beziehung zu seinem menschlichen „Vater“ zu hinterfragen beginnt und nach seinem Platz in der Welt sucht. – Sehenswert ab 16.

18. Die Zähmung der Bäume

Schweiz/Deutschland/Georgien 2021. Regie: Salomé Jashi. 91 Min. FSK: ab 0; f

Ein Dokumentarfilm über die Verpflanzung eines Tulpenbaums aus einer Küstenstadt an der georgischen Schwarzmeerküste in den künstlichen Garten eines Superreichen, der das Verhältnis der Moderne zu ihrer Umwelt hinterfragt. – Sehenswert ab 14.

19. Lieber Thomas

Deutschland 2021. Regie: Andreas Kleinert. Mit Albrecht Schuch. 157 Min. FSK: ab 16; f

Ein mutiger, sehr offen gehaltener Film über Leben und Arbeiten des Schriftstellers und Filmemachers Thomas Brasch (1945-2001), der erst in der DDR, dann aber auch in der BRD an den Widersprüchen der gesellschaftlichen Verhältnisse verzweifelte. – Sehenswert ab 16.

20. Martin Eden

Italien/Frankreich 2019. Regie: Pietro Marcello. Mit Luca Marinelli. 129 Min. FSK: ab 6; f

Freie Adaption des gleichnamigen Romans von Jack London über einen idealistischen Arbeiter, der sich durch Bildung aus seiner Klasse befreit, darüber aber auch jeden Bezug zu seiner Herkunft verliert. – Sehenswert ab 14.

Die Top-Ten-Listen der Autorinnen und Autoren

Silvia Bahl

1. Fabian oder Der Gang vor die Hunde

2. New Order

3. Matthias & Maxime

4. Sommer 85

5. Frühling in Paris

6. The Trouble With Being Born

7. Hope

8. The Father

9. Die Geschichte meinerFrau

10. Annette

Dokumentarische Favoriten:

Zustand und Gelände

Courage

Speer goes to Hollywood

W. - Was von der Lüge bleibt

Who‘s afraid of Alice Miller

The Euphoria of Being

Bilder (m)einer Mutter

Walchensee Forever

Anmaßung

Gunda

Jörg Gerle

1. Dune

2. Fabian oder Der Gang vor die Hunde

3. Don't Look Up

4. The Father

5. First Cow

6. Drive my Car

7. The Power of the Dog

8. Herr Bachmann und seine Klasse

9. Stowaway - Blinder Passagier

10. Last Night in Soho

Lieblingsfilme in Wiederaufführungen

Krieg und Frieden (1966)

In the Mood for Love

Komm und sieh

Josef Schnelle

1. Fabian oder Der Gang vor die Hunde

2. Dune

3. Ivie wie Ivie

4. Space Dogs

5. Geborgtes Weiss

6. Nö

7. Walchensee for ever

8. Finch

9. Die Adern der Welt

10. Vatersland

Sofia Glasl

1. Herr Bachmann und seine Klasse

2. The Green Knight

3. Bloody Nose, Empty Pockets

4. First Cow

5. Promising Young Woman

6. Titane

7. The Power of the Dog

8. Candyman

9. Ammonite

10. Frau im Dunkeln

Kira Taszman

1. The Power of the Dog

2. Nomadland

3. Zustand und Gelände

4. Titane

5. Shiva Baby

6. Herr Bachmann und seine Klasse

7. Die Zähmung der Bäume

8. Last Night in Soho

9. Bad Luck Banging or Loony Porn

10. Keine Zeit zu sterben

Esther Buss

1. The Trouble With Being Born

2. Le Prince

3. Annette

4. Martin Eden

5. Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist

6. Drive my Car

7. Große Freiheit

8. First Cow

9. Die Dohnal

10. House of Gucci

Weitere Film-Highlights

„Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“ (Berlinale); „Haruhara-san’s Recorder“ (Filmfestival Mannheim/Heidelberg); Márta Mészaros-Reihe auf MUBI

Bestes Filmbuch

„Memoria – Apichatpong Weerasethakul“ (Fireflies Press)